Still ruht die Baustelle auf dem Gelände der ehemaligen Irma-Klinik. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Irma-Bebauung: IG-Pro vermisst das Entgegenkommen / Erneut Kritik an Gemeinderat und Bürgermeister

Die nächste Runde der Widerspruchseingabe in Sachen Irma Bebauung ist eingeläutet (wir berichteten). Die Sprecherinnen Annerose Knäpple und Anette Bächler nahmen dazu nochmals Stellung.

Bad Dürrheim. Annerose Knäpple betont, man sei nicht gegen die Bebauung, aber gegen die Art der Bebauung. Seit Bekanntwerden der Pläne haben sich zunächst über 300 Bürger in der IG-Pro Bad Dürrheim zusammengetan, heute sind es noch rund 100, um gegen das Bauprojekt vorzugehen.

Im Moment geht es vor allem um den Gewässerrandstreifen zwischen den beiden geplanten Gebäuden. Bis jetzt habe der Architekt Michael Rebholz immer den Eindruck erweckt, dass es diesen aufgrund der Planung so gar nicht gäbe, blickt Knäpple zurück. Man sei dann doch überrascht gewesen, dass der Gemeinderat in seiner jüngsten Gemeinderatssitzung eine Befreiung erteilen musste. Annette Bächler ergänzt: "Es wurde also damit eine Befreiung erteilt für einen Gewässerrandsteifen, den es angeblich gar nicht gibt, ein Paradoxon." Hier kritisieren die beiden auch die Grünen, sprich die LBU-Fraktion im Gemeinderat, denn sonst würden sie sich für Blumen und Insekten einsetzen und man sei gegen die Steinvorgärten, aber da habe man zugestimmt.

Ein anderer Punkt ist immer noch der Lärm in der Hofstraße. Dieser werde für die Bewohner des Gebäudes Friedrichstraße 1 merklich zunehmen, davon sind Knäpple und Bächler überzeugt.

Zurückblickend enttäuscht zeigt man sich sowohl vom Gemeinderat als auch vom neuen Bürgermeister Jonathan Berggötz. Dem Gemeinderat wirft die IG Pro vor, dass er seine Steuerungsmöglichkeiten, die er eigentlich gehabt hätte, von Anfang an nicht wahrnahm. Nach dem die Planung festgelegt war, sei man nur noch dann auf Einwände eingegangen, wenn es rechtlich unbedingt notwendig gewesen sei. Hier hat man auch die Befürchtung, dass gleiches für das neue Hotel am Solemar zutreffen werde. Es sei absolut nicht verständlich, warum bei diesem neuen Projekt wieder alles aus der Hand gegeben werde.

Klar sei, dass man auch auf den Investor Rücksicht nehmen müsse. "Bei der Irma entstand aber der Eindruck, dass man nur auf den Investor Rücksicht nahm", so Knäpple. So haben die Anlieger der Hofstraße 5, ehemals Pension Hug, nach der Bebauung massive Einbußen in der Wohnqualität. Mit dem ehemaligen Irmagebäude hätten man mehr Licht in den Wohnungen gehabt. Wenn der Neubau steht, werden diese so gut wie keine direkte Sonneneinstrahlung mehr haben, da sich dieser Gebäudeblock sehr weit nach hinten in Richtung Hindenburgpark ziehe.

Aufgefallen sei im neuen Bürgerbeteiligungsprozess "Perspektiven im Herzen von Bad Dürrheim", dass es doch einige negative Meldungen in Sachen Irma gab. Hier betonten die beiden Damen, dass man nicht dazu aufgerufen habe. Es gäbe doch zu denken, wenn man die Kommentare gelesen habe. Knäpple fragt sich da schon, was ein solcher Prozess bringe, wenn der Bürger in einigen Punkten einfach nicht gehört werde. Denn Bürgermeister Jonathan Berggötz hätte noch die Möglichkeit, das In-Kraft-treten des Bebauungsplans zu verhindern, in dem er diesen nicht unterschreibe.

Zunächst war man eher hoffnungsvoll bei der IG Pro, als Berggötz auf die Initiative zukam und sich viel Zeit nahm, deren Sicht der Dinge anzuhören. Man wurde von ihm gebeten, Kompromisse zu erarbeiten, was man auch tat. Enttäuscht zeigten sich Knäpple und Bächler darüber, dass die Vorschläge nur weitergegeben, aber anscheinend nicht besprochen wurden und dass es keine vernünftige Rückmeldung seitens des Bürgermeisters gab. Da nun ein erkennbares Entgegenkommen von Investor und Architekt ausblieb, werde man den rechtlichen Weg beschreiten. "Das ist nicht unbedingt das, was wir wollen, aber so wie das alles lief, ist es für uns konsequent, dies zu tun", erläutert Knäpple.