Sie alle haben an der Geschichte des Traditionsbetriebs mitgeschrieben: die bisherige "Seniorchefin" Inge Müller, ihr preisgekrönter Mann und bisheriger Inhaber Siegfried Müller und ihre Nachfolgerin Sula Sarpello.Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Ehepaar Müller übergibt den Salon / 82-Jähriger noch drei Tage an Bord / Ära geht zu Ende

Bad Dürrheim (rz). Der Friseurweltmeister Siegfried Müller hat im Juni den Salon seiner Nachfolgerin übergeben. Sula Scarpello begann 1985 als Auszubildende bei Müller die Lehre. Sie war immer seine rechte Hand, war bei Wettbewerben, Seminaren und Vorführungen dabei. Sie lobt ihren ehemaligen Chef, als Meister seines Fachs und als Meister im Umgang mit den Angestellten, Auszubildenden und Kunden. Er verstand es zu motivieren und sein Können weiterzugeben. Sula Scarpello erzählte: "Seine Mitarbeiter waren alle sehr lange da, die allermeisten seiner Auszubildenden, etwa 50 an der Zahl, blieben ihrem erlernten Beruf treu und auffällig viele machten die Meisterprüfung."

Der Lebenslauf des 82-jährigen Bad Dürrheimer Urgesteins ist für seine Zeit ungewöhnlich: Zuerst lernte er Technischer Zeichner bis 1957 der Bau in eine Krise kam. Willi Rieger aus Donaueschingen gab ihm den Kick, in dem er riet, Müller soll Friseur werden in einem aufstrebenden Kurort. Siegfried Müller schulte in dem renommierten Institut Spickennagel in Hamburg um. Durch Rieger kam er auch zum Preisfrisieren. "Ich kam jedes Wochenende mit einem Pokal nach Hause."

Und auch in herkömmlicher beruflicher Sicht war er bald ein Meister, denn die Meisterprüfung legte er im Jahre 1963 ab.

Für sein Hobby, das Kunstturnen beim Turnerbund in der Badenriege, hatte er keine Zeit mehr. Ein beruflicher Höhepunkt war 1976 die Weltmeisterschaft, wo er den ersten Platz erhielt. 1979 übernahm er schließlich den Salon seiner Eltern.

Für die Firma Goldwell war er bis 1990 als Fachakteur im In- und Ausland tätig, unter anderem frisierte er in Australien und Südafrika. Sein Model war immer dabei: Es war seine Frau Inge, eine Stuttgarterin, die ursprünglich eine kaufmännische Lehre gemacht hatte und nach ihrer Heirat noch die Gesellenprüfung zur Friseurin ablegte. Sie wickelt bis heute die gesamte kaufmännische Organisation ab.

Müller war nicht nur als Friseur kreativ, er meldete vier Patente an. Die Geräte werden noch heute eingesetzt. Einen "Softstyler", das ist ein Föhnaufsatz. Für Dauerwellen entwickelte er den "Variocurler" und für langes Haar den "Top Curler" und einen Strähnenkamm. Als Föhnfrisuren modern wurden, war er der erste in der Region, der dies anbot.

Trotz seiner vielen sportlichen Aktivitäten steht er für seine Kunden weiterhin an drei Tagen in der Woche zur Verfügung, was auch der neuen Inhaberin Sula Scarpello in mehrfacher Hinsicht entgegenkommt. Derzeit arbeitet sie noch mit ihrer Schwägerin Elena Scarpello-Volturana, auch sie ist eine langjährige Mitarbeiterin, die mit Unterbrechungen, seit 1990 im Salon ist und damit auch zur Kontinuität und Qualität beiträgt.