Anders als auf dem Foto ist es mittlerweile ruhig geworden auf dem Reisemobilhafen. Betreiber Andreas Bertsch nutzt die Zwangsschließung für Aufräum- und Reparaturarbeiten und blickt optimistisch in die Zukunft. Fotos: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Im Moment so gut wie nur Geschäftsreisende vor Ort / Zeit nutzen für notwendige Arbeiten

Wenn Andrea Chandoni in ihrem Büro aus dem Fenster blickt, sieht sie Radfahrer und Spaziergänger vorbeikommen, die die herrliche Aussicht rund um das Öfinger Feriendorf genießen. Doch im Feriendorf selbst ist es ungewohnt ruhig geworden.

Bad Dürrheim. "Es ist ein harter Schlag ins Kontor", so Andrea Chandoni, die seit mehr als elf Jahren das Vermittlungsbüro leitet. Touristische Übernachtungen gibt es derzeit nicht, denn im Feriendorf gelten nun die gleichen Bedingungen wie in allen Hotels und Gaststätten, es ist geschlossen. In einem der Häuser wohne derzeit ein Ehepaar aus Deutschland, das sein Haus verkauft habe und darauf warte, bis die neue Wohunung fertig werde, in die es dann einziehen möchte.

Ein Handwerker, der sich gerade um den Grünschnitt auf dem Areal des Feriendorfes kümmere, sei noch untergebracht, er werde ausziehen, wenn er seinen Auftrag erledigt habe. Ebenso ein Frau und eine Dame aus Kanada, die geschäftlich in Deutschland unterwegs war und nun auf ihren Rückflug warte, der in Frankfurt gestartet werden soll. Ob das klappt, sei allerdings noch nicht sicher.

45 000 Übernachtungen im Feriendorf 2019

Das Feriendorf mit seinen 132 Häuern erfreute sich in den vergangenen Jahren bekanntlich bei Gästen aus dem In- und Ausland großer Beliebtheit, was die Belegungszahlen unterstreichen. Im vergangenen Jahr konnten über 45 000 Übernachten registriert werden. Unter ihnen auch zahlreiche Stammgäste, die den Wohlfühlcharakter der Anlage genießen konnten.

Ebenso zu den Gästen zählten Wanderer, die den Schwarzwald, den Hegau und die Schwäbische Alb erkunden, in den Ferienzeiten waren es hauptsächlich Familien mit Kindern. Für sie wurde ein toller Spielplatz errichtet, Elektro-Autos sind vorhanden, ein Kneipp-Becken zum Wassertreten sowie die Möglichkeit zum GeoCaching. Eine reichhaltige Speisekarte konnte das angegliederte Restaurant bieten. "Nun ist hier alles verwaist und keiner weiß, wie es weitergehen wird", so Andrea Chandoni.

Ruhig ist es auch auf dem Reisemobilhafen in der Kernstadt geworden. Auf dem Areal von fünf Flächen mit unterschiedlich großen Stellplätzen ist Platz für mehr als 300 Fahrzeuge.

Deutschland ein beliebtes Urlaubsland

Wie Inhaber Andreas Bertsch berichtet, stehen derzeit noch fünf, sechs Fahrzeuge dort, deren Besitzer nicht übernachten, sowie zwei weitere, deren Besitzer geschäftlich in Bad Dürrheim zu tun haben. "So etwas habe ich bisher noch nie erlebt, es ist eine extreme Situation", sagt Bertsch. Nun nutze er die Zeit für Arbeiten, für die ansonsten weniger Zeit vorhanden ist. Reparaturen, Platzpflege, Installieren von neuen Automaten für die Ver- und Entsorgung gehören dazu. Voraussichtlich müsse der Platz bis zum 15. April geschlossen bleiben, da sich jedoch bekanntlich diesbezüglich fast täglich etwas ändert, müsse abgewartet werden, wie es dann tatsächlich aussieht.

Bertsche blickt trotz allem positiv in die Zukunft. "Wir sind eine starke Branche, wir werden die Krise überstehen", sagt er. Im Vergleich zum Vorjahr konnte 2019 bei den Übernachtungen eine Steigerung von 50 Prozent verzeichnet werden, bis zum Jahresende konnte die Marke 70 000 geknackt werden.

Wenn alles wieder "normal" ist, so ist sich Bertsch sicher, werden die Camper in Massen ankommen. Deutschland sei ohnehin schon ein beliebtes Urlaubsland, das werde sich noch verstärken, da die Reisenden sehr vermutlich vor allem die Nachbarländer Italien und Österreich vermeiden werden.