Der Hügel in der Bildmitte ist einer der beiden Tiefbrunnen der Entenfangquelle, dahinter ein sumpfiges Areal. 1970 kaufte die Stadt Bad Dürrheim die Quelle dem Fürstenhaus Fürstenberg ab. Der südlich angrenzende Hügel steigt in drei Terrassen an, diese wurden möglicherweise künstlich angelegt, als das Haus Fürstenberg auf dem Gebiet um das Jahr 1500 Wasser anstaute, um einen Fischweiher zu betreiben. Fotos: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Entenfangquelle: Bewegte Vergangenheit / Seit Anfang des 20. Jahrhunderts nutzt Bad Dürrheim das Wasser

Die Entenfangquelle ist der Trinkwasserlieferant der Kernstadt. Aber warum heißt diese so, wenn es doch dort gar keinen See gibt? Und warum gibt es am Brauereigebäude in Donaueschingen einen Nivellierstein auf dem "Entenfangquelle" steht?

Bad Dürrheim. Es kann als eine Besonderheit gewertet werden, dass die Kernstadt Bad Dürrheim eine Quelle besitzt, die auf fremder Gemarkung entspringt. Sie liegt direkt neben dem Römersträßle auf Donaueschinger Gelände, unweit des Weiherhofs, der gegenüber des Flugplatzes an der alten B 27 steht. Die Entenfangquelle hat eine bewegte Vergangenheit, weiß Andreas Wilts, Chefarchivar der Adelsfamilie Fürstenberg in Donaueschingen, denn dem Fürstenhaus gehörte die Quelle bis in das Jahr 1970. Er gibt Einblick in die Akten.

Wann die Quelle entdeckt und ab wann sie genutzt wurde, das lässt sich nicht mehr genau recherchieren. Doch nutzt man sie recht lange. Wirft man einen Blick auf das Gelände, so steigt dieses im Westen stark an, im Osten senkt es sich bis zur Stillen Musel und verläuft flach bis zum Anstieg des Aasener Kapfs. Nach Norden hin ebenso, von dort kommt die Stille Musel, die am Türnleberg entspringt und in Richtung Donau fließt, nach Süden ist das Gelände eher offen. Georg Goerlipp, ehemals FF-Archivar beschreibt in seinem Aufsatz "Der große Donaueschinger Weiher" die Situation: 1488 kauften die Brüder Heinrich VII. und Wolfgang von Fürstenberg das Dorf Donaueschingen – damals noch mit "von" im Namen und als Grafen, und dazu gehörte auch das Gelände rund um die Entenfangquelle. Nach dem Tod Heinrichs war Wolfgang Alleinerbe und er ließ ab 1499 Dämme bauen, um einen großen und kleinen Weiher anzustauen. Der große, rund um den Weiherhof gelegene, war der Fischteich, es gab aber noch einen kleineren, gespeist wurden beide unter anderem von dem Wasser der Entenfangquelle. Genutzt wurden die Teiche bis 1702, ob er zu diesem Zeitpunkt auch abgelassen wurde, darüber schreibt Goerlipp nichts, es ist aber naheliegend. Die Überreste eines Dammes sind heute noch erkennbar in der Nähe des Weiherhofs, dort wurde er durchbrochen, damit die Musel wieder abfließen konnte, denn auch ihr Wasser trug zur Anstauung bei. Ob aber nun die Quelle tatsächlich von der Entenjagd (Entenfang) ihren Namen hat, ist alles andere als gesichert, beziehungsweise erforscht. Eine Zeitlang wurde das Wasser der Entenfangquelle auch genutzt, um das Fürstenbergbier zu brauen. Die Brauerei hatte. zudem eine Quelle in Aufen, die jedoch in ihrer Schüttung nachließ und eine weitere im Schlosspark, die heute noch genutzt wird.

Das kleine Nachbardorf Dürrheim war für das Großherzogtum Baden im 19. Jahrhundert wichtig geworden. Denn es wurde ein Salzstock gefunden, mit dem der Staat vom Salzimporteur zum Salzexporteur wurde. Zudem setzte man Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkt auf die heilende Wirkung der Sole und der Soledämpfe. Dürrheim – damals noch ohne Bad als Namenszusatz – wurde zur Sommerfrische für Kranke und Erholungsbedürftige und somit ein aufstrebender Kurort. Betrieben wurde damals das Hotel Kreuz, Ecke Bahnhof- und Friedrichstraße, sowie das Salinenhotel, dieses stand dort, wo heute das Sure Best Western ist. Und beide benötigten für ihre Gäste Wasser.

Im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv liegt ein Dokument, datiert vom 9. November 1901. Es stammt von der Großherzoglichen Badischen Domänendirektion und war an das Haus Fürstenberg, beziehungsweise ihre Verwaltung adressiert. Darin heißt es sinngemäß, dass man etliche Untersuchungen vornahm. Dabei stellte sich heraus, dass die Entenfangquelle sehr gut geeignet wäre, um den steigenden Wasserbedarf in Dürrheim zu decken. Und in einem weiteren Schreiben vom Silvestertag 1901, dass man in Dürrheim wegen weiteren Badeanstalten und Gasthöfen einen erheblich höheren Wasserbedarf habe. Man bitte um Äußerung seitens der Fürstenbergischen Verwaltung, ob und gegen welche Entschädigung man die ganze Wassermenge der Entenfangquelle nutzen dürfte. Man schätzte die Schüttung damals auf gut 20 Liter pro Sekunde.

In dem Schreiben erklärte die Domänenverwaltung zusätzlich, dass man den Trinkwassermangel in den Häusern von J. Wirth – dies war das genannte Salinenhotel und in dem Haus des Kreuzwirts die Wasserknappheit in der nächsten Saison schon beseitigen wolle. Auch wies man auf das neu zu bauende Solbad hin. Wahrscheinlich bezieht sich dieser Hinweis auf das Kindersolbad des Badischen Frauenvereins, heute das leerstehende Haus Hohenbaden. Dieses Haus war seit etwa 1898/99 in Planung, der Badische Frauenverein war eine Gründung von Großherzogin Luise.

Das Haus Fürstenberg gab Antwort, damals war Fürst Max Egon II. Chef des Hauses und man setzte eine Vergütung von 15 000 Mark in der Hauptbadezeit an, sprich im Sommer, im Winter weniger. Ein Jahr später, datiert mit dem 12. Dezember durch das Haus Fürstenberg, und mit dem 23. Dezember 1902 durch die Domänenverwaltung. wurde der Wasserversorgungsvertrag abgeschlossen, inklusive des Baus einer Rohrleitung durch die Domänenverwaltung, die aus Eisen bestand und in direktem Weg zum Pumphaus führen sollte. Die Abnahme sah acht Sekundenliter vor zum Preis von 12 000 Mark. Sollte die Abnahme erhöht werden, so waren 1000 Mark zusätzlich pro Sekundenliter fällig.

Aktenkundig wird später, man schreibt das Jahr 1917, beispielsweise eine Beschwerde, dass die Allmendswiese der Stadt Donaueschingen, in direkter Nachbarschaft gelegen versumpfen würde. Hier gab es einen Briefwechsel zwischen dem Domänenamt und der FF-Verwaltung. Schließlich wurde der Abflussgraben ausgemäht, aber als Hauptursache wurde nicht die Quelle genannt, sondern die Lage der Allmendswiese. 1952 prüfte das Fürstenhaus, ob man das Wasser der Entenfangquelle nicht auch nutzen kann, um das fürstliche Badehaus mit dem Bassin zu versorgen, dies wurde dann durch andere Quellen – vermutlich aus dem Park – gefüllt.

Im Jahr 1961 kam erneut Bewegung in die Wasserförderung. War der Vertrag 1901 mit dem Großherzoglichen Badischen Domänenamt abgeschlossen, wurde dieser Vertrag nun an die Staatssaline Dürrheim-Rappenau AG übertragen, da das Land alle Aktien an dem Unternehmen hielt und somit der Rechtsnachfolger war. Zu diesem Zeitpunkt war also die Wasserversorgung des Kurortes zwar staatlich, aber über ein Tochterunternehmen organisiert. Dieser Übergang lief reibungslos. Es wurden die Wassermengen im Verbrauch angepasst – im Pumphaus war ein Zähler eingebaut – und man kam auf einen Durchschnittsverbrauch, der zwischen neun und zehn Liter pro Sekunde lag im Jahr 1961. Die Salinen AG musste dem Fürstenhaus 9000 Mark für den Wasserverbrauch nachzahlen. Ebenso Ernteausfälle, die durch die Ausweisung von Wasserschutzgebieten im Jahr 1948 entstanden sind.

1963, Bürgermeister Otto Weissenberger war 1954 als Bürgermeister Bad Dürrheims gewählt worden, gab es die ersten Verhandlungen, dass die Staatssaline die Wasserversorgung in die Hand der Stadt geben soll. Seitens der FF-Verwaltung gab es keine Bedenken und so wurde nun die Gemeinde Bad Dürrheim im Jahr 1964 Vertragspartner des Fürstenhauses in Sachen Entenfangquelle. Doch schon damals gab es Überlegungen, die Quelle zu kaufen, damit man Herr der eigenen Wasserversorgung ist. Es gab verschiedene Probebohrungen und Untersuchungen, diese kamen zum Ergebnis, dass man die Schüttung der Entenfangquelle ohne weiteres auf 34 Liter pro Sekunde erhöhen könnte. Diese Kaufabsicht teilte das Bürgermeisteramt dem Fürstenhaus mit. Dort wurden Brauerei und Gutshofverwaltung gefragt, ob man auf das Wasser angewiesen sei, diese verneinten.

Es gab Verhandlungen, die sich als sehr schwierig erwiesen und sich gut zwei Jahre hinzogen. Von einem Verkaufspreis von rund 750 000 Euro, die zunächst von Seiten des Fürstenhauses gefordert wurden, blieben am Schluss noch 110 000 Euro als Kaufpreis übrig, die im Januar 1971 bezahlt wurden. Darüber hinaus gab es von Weißenberger die Zusage, dass ab dem 1. Juni 1973 Fürstenbergbier im Kurhaus, damals staatlich, ausgeschenkt wurde, anstelle des Biers aus der Staatsbrauerei Rothaus.