Ortsgeschichte: Viele Entwürfe für Bad Dürrheimer Wappen / Greif dem Land Baden vorbehalten

Wappen waren früher in erster Linie den Adelshäusern vorbehalten. Bei den Städten und Gemeinden sind sie meist weniger opulent, stehen aber oft symbolbehaftet für die Geschichte einer Stadt. Und so ist es auch bei dem Wappen für die Gesamtstadt Bad Dürrheim. Aber bis dieses so weit war, war es dann doch ein längerer Weg.

Bad Dürrheim. Das Bad Dürrheimer Stadtwappen hat die Form eines Schildes und zeigt auf der linken Seite – vom Betrachter aus gesehen – ein weißes Kreuz auf rotem Grund, in der Mitte ist es senkrecht durch einen eigentlich goldenen "Balken" gespalten. Auf der rechten Seite – vom Betrachter aus gesehen – sind im unteren Bereich drei silberne Wellen und oben ein silberner achtstrahliger Stern jeweils auf blauem Grund zu finden – beide werden in den einfachen Darstellungen oftmals weiß gezeichnet und der "Balken" in der Mitte gelb. Doch ist der Stern wirklich ein Stern? Was stellen die drei Wellen dar? Und ist der goldene Balken in der Mitte einfach nur ein Wappenteiler oder ist er Symbol für etwas?

Die Heraldik ist eine Wissenschaft für sich und es gab einen Jahrzehnte andauernden Schriftwechsel bis das Bad Dürrheimer Wappen am Schluss so aussah, wie jeder es heute kennt.

Johanniterorden bestimmt über Jahrhunderte im Ort

Das weiße Kreuz der Johanniter auf rotem Grund geht auf das Siegel des gleichnamigen Ordens zurück. Dieser Orden spielte über mehrere Jahrhunderte eine maßgebliche Rolle in dem Bauerndorf von einst, denn ihnen gehörte der Ort, ihre Komturei hatten sie in Villingen und von dort aus wurde das Dorf verwaltet. In Besitz kamen sie aufgrund mehrerer Schenkungen und auch durch Kauf. Der goldene "Balken" in der Mitte symbolisiert ein Bohrloch, Wellen und Stern das Klima und die Sole als Heilfaktoren des Kurortes.

Das Wappen und Siegel, das zuvor verwendet wurde, war etwas mondäner, aber wohl eher der Fantasie und den Wünschen im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert geschuldet, als das Großherzogtum Baden noch Bestand hatte. Ein Siegelstempel zeigt umlaufend den Schriftzug Bürgermeisteramt Dürrheim. In der Mitte steht ein Greif, der den Kopf mit herausgestreckten Zunge nach links dreht. In seinen Klauen hält er ein herzförmiges Schild auf dem das Johanniterkreuz zu sehen ist. Ein ähnliches Motiv mit einem Greif, der ein Schild hält, ist auf der Giebelseite am Haus des Gastes zu finden.

Anfang der 1950er-Jahre wurde das Wappen vom Generallandesarchiv beanstandet und das nicht das erste Mal, es sollte nur das Johanniterkreuz zeigen, was allerdings auf dem Bürgermeisteramt auf wenig Gegenliebe stieß. In der Antwort vom 10. März 1953 hieß es: "Das Siegel in seiner derzeitigen Fassung wird nunmehr seit nahezu 60 Jahren unbeanstandet geführt. Zweifellos ergibt das derzeitige Wappen ein schöneres Bild für den Beschauer als das nüchterne Kreuz allein; dieser Umstand darf für uns als Kurort, vor allem werbetechnisch gesehen, nicht unberücksichtigt bleiben." Beanstandet wurde unter anderem, dass der Wappenhalter, der Greif, keine historische Voraussetzung habe. Abermals schrieben die Dürrheimer nach Karlsruhe: "Wir halten also eine Kombination von Adler und Johanniterkreuz für die günstigste Lösung und hoffen, dass diese Ausführungen auch Ihre Zustimmung finden werden." Allerdings: Die Ausführungen fanden nicht die Zustimmung in Karlsruhe und mit dem "Adler" war der Greif gemeint.

Die Erwiderung aus Karlsruhe ließ nicht lange auf sich warten, sie ist datiert auf den 19. März 1953. Diese verwiesen darauf, dass sie schon im Jahre 1896 das Wappenbild beanstandeten und sie das Johanniterwappen empfahlen. Der Greif als Schildhalter sei vom heraldischen Standpunkt aus keineswegs vertretbar, da der Greif früher dem badischen Staatswappen als Schildhalter vorbehalten war.

Erste Beanstandung bereits in den 1890er-Jahren

Man hätte in Bad Dürrheim auf das ehemals ansässige Adelsgeschlecht der Esel zurückgreifen können, der sich einer roten Rose zuwendet, doch dazu hatte man wohl schon in den 1890er Jahren keine Neigung, wie dem Brief aus dem Generallandesarchiv zu entnehmen war. Und ob das Wappen werbemäßig viel bringe – da hatte Karlsruhe auch seine Zweifel. Argumente wurden in den folgenden zwei Jahren einige ausgetauscht, das Landesarchiv blieb unnachgiebig – auch gegenüber dem neuen Bürgermeister Otto Weissenberger. Dieser war allerdings dem Esel gegenüber ganz aufgeschlossen, da es seiner Ansicht nach wohl das älteste Wappen in Verbindung mit Bad Dürrheim sei, das man mit dem Johanniterkreuz koppeln könnte. Im weiteren wurde auch das Wappen des Rollmann von Dattenberg ins Spiel gebracht. Dieses prangt an der Zehntscheuer, da das Gebäude unter seiner Komtur durch den Johanniterorden gebaut wurde.

Esel auch im Wappen der Familie von Zeppelin

Unterdessen wurde auch das Landesarchiv tätig. Von dort kam der Vorschlag, ein gespaltenes Schild zu verwenden, auf dem – vom Betrachter aus gesehenen links – das silberne Johanniterkreuz auf rotem Grund zu führen ist und vom Betrachter aus rechts gesehen zwei rote Rosen auf goldenem Grund. Die Rosen sind Anleihen beim Wappen derer von Esel – auf den Esel wollte man verzichten.

Wobei – mit einem Esel wären die Bad Dürrheimer in guter Gesellschaft gewesen, denn das gräfliche Haus Zeppelin führt ebenfalls einen Esel im Wappen, der seinen Betrachter äußerst treuherzig und auch etwas schelmisch anschaut. Dem Bürgermeister und wohl auch dem Gemeinderat gefielen allerdings das Johanniterkreuz in dem engen Raum nicht, er schlug vor, das Wappen zu vierteilen. "Vielleicht ließe sich dadurch eine reichere Bildwirkung erzielen." Das Landesarchiv ließ einen Entwurf machen. Ein gespaltenes Herzschild, links Johanniterkreuz auf rotem Grund, rechts zwei rote Rosen auf goldenem Grund. Ein anderes gevierteilt links unten und rechts oben das Johanniterkreuz in den anderen Flächen jeweils eine Rose, darüber eine Helmzier und über dem Helm ein aufsteigender Esel. Einzig die Bad Dürrheimer – sie wollten nicht. Und auch schon damals war das Mittel der ersten Wahl, um so etwas beizulegen, ein Gutachten – dieses hatte sechs Seiten. Darin sah man die Notwendigkeit der Neufassung, ging auf die Esel ein, auf die Fürstenberger und die Wartenberger sowie auf die Johanniter. Sollte man einen Esel wählen, gab es die Empfehlung, diesen einfach zu gestalten und die Johanniter sollten auch vorkommen, allerdings sah man keine Sinnhaftigkeit in dem Familienwappen derer von Rollmann und es wurde der Rat erteilt, die Farben rot und weiß zu verwenden, bei schwarz und weiß könnte der Eindruck entstehen, dass man geschichtlich mit den Hohenzollern zu tun hatte und das wollten auch die Bad Dürrheimer vermeiden.

Im Dezember 1955 kamen die ersten Entwürfe auf den Tisch. Aus der Sitzung berichtet die Presse, dass es eine eher humorvolle Diskussion gewesen sei und einige "beherzte" Gemeinderäte sich für den Esel im Wappen aussprachen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Meinung kund zu tun.

Frage nach Symbolik der natürlichen Heilkräfte in der Stadt

Im Januar 1956 wurde erstmals die Frage in einem Schreiben aus Karlsruhe dokumentiert, ob nicht "ein Symbol der natürlichen Heilkräfte des Bades, etwa einen Heilbrunnen darzustellen" notwendig sei. Und überdies war man dort wohl etwas überrascht, dass keiner der Entwürfe so richtig gefallen wollte. Schließlich wurde wohl Anfang 1957 der erste Entwurf vorgestellt, der dem heutigen entsprach. Im damaligen Gemeinderatsbeschluss vom 25. Januar 1957, heißt es: "Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, als neues Ortswappen einen zweigeteilten Schild, der auf der linken Seite auf rotem Grund ein weißes Johanniterkreuz, und auf der rechten Seite auf blauem Grund einen weißen Stern als Symbol der Genesung und Hoffnung und drei Wellenlinie als Symbol der Heilquellen aufweist, zu führen. Der Antrag auf Verleihung des Rechts das vorgenannte Wappen zu führen, wird auf dem Dienstweg an das Innenministerium gestellt." Das Landesarchiv formulierte weiß zu silber um. Aber auch über den endgültigen Entwurf wurde nochmals ein Gutachten angefertigt – sicher ist sicher.