Auf dem Markt bekommt Jonathan Berggötz (zweiter von rechts) Informationen von den Bürgern. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Jonathan Berggötz über den Wahlkampf, die Familie, das Amt und Bad Dürrheim

Dem hohen Anforderungsprofil, das ein Bürgermeister mitbringen muss, zeigt sich Jonathan Berggötz bewusst. In gewisser Weise kennt er dies, denn Vater und Großvater sind Pfarrer. Auf solchen Posten benötige es seiner Auffassung nach Menschen, welche die Gesellschaft im Vordergrund sehen.

Bad Dürrheim. Zuhören, zuhören, zuhören – so lässt sich die momentane Devise des bislang einzige Bürgermeisterkandidaten in Bad Dürrheim zusammenfassen. Ein Schwerpunktkonzept für seine Arbeit – sollte er die Wahl gewinnen – hat er jetzt, ganz am Anfang seiner Wahlkampfphase, noch nicht. Hier will er zunächst noch viele Gespräche mit Bürgern führen, wie auch mit Personen in verantwortlichen Positionen in Kommunalpolitik, Vereinen und Wirtschaft. Mitte März will er dieses Arbeitskonzept entwickelt haben und vorstellen.

Kurz nach der Mitteilung von Bürgermeister Walter Klumpp, dass er nicht mehr kandidieren werde, bekam er aus Bad Dürrheim eine SMS, die mit den Worten schloss "Wäre das nicht etwas für Dich?" Damals war es keine Option. In der Zeit zwischen den Jahren kam das Thema wieder zur Sprache. Mit seiner Freundin Angelika Lorenz besuchte er an zwei Wochenenden Bad Dürrheim – seine Heimatstadt. Es wurden intensive Gespräche mit seinen Eltern geführt und auch mit Fraktionen. Dort "habe ich intensives Interesse gespürt", erinnert er sich und nach dem Besuch am Sonntag, 20. Januar, fiel die Entscheidung zur Kandidatur. Er informierte seinen Chef, den Oberbürgermeister von Rastatt und sein Team. "Ich bekam sofort Rückendeckung", was für ihn nicht ganz selbstverständlich war, denn vor allem für seine Mitarbeiter heißt es ab Mitte Februar, wenn er dauerhaft zum Wahlkampf in Bad Dürrheim ist, dass sie mehr Arbeit haben. Gesprochen hatte er damals zudem mit Freunden aus Bad Dürrheim. Auch von diesen kamen durchweg positive Rückmeldungen.

"Jetzt steht eine intensive Phase an", sagt er mit Blick auf die kommenden Wochen. Und diese hat mit einem Stand auf dem Rathausplatz während des Markts am gestrigen Freitag begonnen. Viele Bad Dürrheimer können sich natürlich noch an den Sohn des ehemaligen evangelischen Pfarrers erinnern, schließlich verbrachte er seine Kindheit und Jugend in der Kurstadt. er war Fußballer und Tennisspieler, zudem natürlich auch in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Er freut er sich über diese Verbundenheit, über manches Wiedersehen und Grüße, die er zu Hause ausrichten solle, grenzt sich in seiner Persönlichkeit aber klar ab: "Ich muss mich jetzt bekannt machen."

Dass die Bad Dürrheimer in ihm einen ernst zu nehmenden Kandidaten sehen, der längst nicht mehr der Jugendliche von damals ist, kann man an den Themen sehen, über welche die Gäste sprechen. Es geht um bezahlbaren Wohnraum, Kinderbetreuungszeiten und ehrenamtliches Engagement – um nur paar Themen zu nennen, die an diesem regnerischen Morgen genannt werden.

Dialog steht im Mittelpunkt der ersten Wochen

Es wird auch deutlich, dass die Bürger die Arbeit von dem amtierenden Bürgermeister Walter Klumpp sehr schätzen. Von einigen war zu hören, dass man in Bad Dürrheim sehr gut leben könne, es viele Angebote gäbe und man gar nicht alle nutzen könne. Und auch Jonathan Berggötz zollte dem Amtsinhaber Respekt: "Herr Klumpp hat eine super Arbeit geleistet." Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten ergänzt er zu diesem Thema: "Ich bin mir bewusst, dass ich in einer Stadt kandidiere, in der die Fußstapfen entorm groß sind."

Doch der junge Mann lässt sich nicht erschrecken und hat ein klares Wahlkampfkonzept, das aus verschiedenen Teilen besteht. Er setzt auf den Dialog. Zunächst sind da die Bürger. Neben dem Stand auf dem Marktplatz hat er am heutigen Samstag sein erstes Bürgergespräch im Hotel Solegarten. Er hofft, dass die Bürger ihm sagen, wo ihnen der Schuh drückt und er viel aus den Gesprächen mitnehmen kann. Neben den Bürgern sind ihm die Vereine wichtig, auch mit den ehrenamtlich tätigen will er umfassend ins Gespräch kommen, wie auch mit den Kirchenvertretern. Ein weiterer Baustein sind die Gewerbetreibenden, sowohl die Einzelhändler in der Innenstadt und im Industriegebiet, wie auch das produzierende Gewerbe und die Kurkliniken. Und ein weiteres ist ihm wichtig: Den Kernort Bad Dürrheim und die Teilorte als Einheit zu sehen. "Bad Dürrheim geht es gut, nun gilt es, die Stadt zukunftsgerichtet aufzustellen", so Berggötz.

Und was halten seine Freundin und die restliche Familie von seiner Kandidatur? Er habe da viel Unterstützung. Die Schwester und die Mutter haben die Muffins für den Stand gebacken, der Vater wollte schon frei nehmen und den Chauffeur für den Sohn spielen, damit sich dieser voll und ganz auf seine Termine konzentrieren kann. Das wollte jedoch der Sohnemann nicht. Und es gab noch eine kleine Anekdote, die sein Vater am vergangenen Sonntag zu Hause zum Besten gab: Schon in einem Kindergottesdienst, den Jonathan Berggötz einst mitgestaltete gab es zwei Berufswünsche: Polizist oder Bürgermeister.