Landwirtschaft: Flurneuordnungsverfahren soll künftig ein leichteres Bewirtschaften ermöglichen

Der Gemeinderat hat eine umfassende Flurneuordnungsmaßnahme westlich von Unter- und Oberbaldingen angestoßen. Dadurch soll die Bewirtschaftung erleichtert werden. Eigentümer und Bewirtschafter müssen pro Hektar 350 Euro bezahlen, Angst haben diese jedoch vor Flächenverlusten.

Bad Dürrheim-Unter-/Oberbaldingen. Rund 2,93 Millionen Euro soll das Verfahren kosten, der größte Brocken entfällt dabei auf den Wegebau mit etwa 2,39 Millionen Euro. Vor allem geht es dabei auch um den Verbindungsweg über die Herdweidhöfe nach Pfohren.

Momentan sind es viele kleinteilige Grundstücke. Zwischen Kötach und Ortsgrenze seien sie teilweise nur schwer zu erreichen, da ohne eigene Zufahrt und somit nur über andere Grundstücke erreichbar. Insgesamt sah man im Gemeinderat die Flurneuordnungsmaßnahme als positiv an. Ebenso gaben die Ortschaftsräte Ober- und Unterbaldingen eine positive Rückmeldung.

Man sieht die Chance zur Erneuerung von Geldwegen mit einer hohen Förderung durch Landesmittel. Das Gelände der Flurneuordnung zieht sich westlich entlang der beiden Ortschaften bis zur Gemarkungsgrenze Immenhöfe und Pfohren und in Richtung Biesingen. Unterbaldingens Ortsvorsteher Jürgen Schwarz bekam schon die Rückmeldung, dass das Geld nicht das Problem sei, die bewirtschaftenden Landwirte haben eher Bedenken in Bezug auf den Flächenverlust. Der wird sich nach Erfahrungswerten zwischen drei und acht Prozent bewegen.

Werner Obergfell, der vom Landratsamt aus das Projekt begleiten wird und es dem Gremium detailliert erklärte, zeigte Verständnis für die Befürchtungen. Ebenfalls aus Erfahrung konnte er berichten, dass es in solchen Flurneuordnungsverfahren immer wieder vorkomme, dass Eigentümer, die nicht mehr vor Ort wohnen oder aus anderen Gründen kein Interesse an den Feldern hätten, sich bereit zeigen zu verkaufen. Insofern gebe es oft die Möglichkeit, aus diesen Flächen heraus für Verluste auf anderer Seite zu entschädigen.

Schwarz hatte noch einen anderen Einwand. Gut befand er, dass die Kosten für die Eigentümer auf 350 Euro pro Hektar gedeckelt sind, er befürchtet aber, dass einzelne Maßnahmen doch zu teuer werden und man zu viel von der Gemeinde fordere. Hier konnte Obergfell ebenfalls Entwarnung geben. In dem Beschlussgremium zur Flurneuordnung sitzt auch ein Vertreter der Stadt, und die Maßnahmen müssten bezahlbar sein, die Gemeinde muss jede Entscheidung mittragen. Die endgültige Entscheidung, ob das Verfahren durchgeführt wird, liegt bei den Eigentümern der Flächen.

Bürgermeister Walter Klumpp erklärte, dass ein wesentlicher Teil des Personenkreises dafür sein müsse. Werner Obergfell ergänzte, normalerweise sollten zwei Drittel zustimmen. In der Finanzierung stellte die Verwaltung vier Möglichkeiten vor, der Gemeinderat folgte der Empfehlung in der Vorlage. So kommen 262 500 Euro von den Eigentümern, die Stadt zahlt 306 883 Euro – das entspricht 409 Euro pro Hektar, es kommen nochmals Beiträge Dritter mit 278 939 Euro hinzu sowie Zuschüsse in Höhe von 2,078 Millionen Euro (71 Prozent). Bezüglich der Zuschüsse rechnete der Kämmerer vorsichtig. Grundsätzlich liegen die Zuschüsse bei einem Satz von 71 bis 80 Prozent. Werden innerhalb dieses Verfahrens noch ökologische Maßnahmen realisiert, erhöht sich auch der Zuschuss. Die Stadtverwaltung könnte sich vorstellen, dass diese bis auf 75 Prozent ansteige – das hängt jedoch von der Detailplanung und von der Machbarkeit ab.

Im weiteren Verlauf soll zeitnah eine Teilnehmerversammlung einberufen werden, um Eigentümer, Pächter und die Öffentlichkeit über das Flurbereinigungsverfahren und die Finanzierungsfragen zu informieren.