Ein strahlendes Siegerlachen gab es vom zukünftigen Bürgermeister Jonathan Berggötz und seiner Freundin Angelika Lorenz nachdem das Endergebnis auf der Leinwand erschien. Foto: Strohmeier

Kandidat macht bereits im ersten Wahlgang mit 63,7 Prozent der Stimmen das Rennen. Mit Kommentar

Bad Dürrheim - Rastatt muss sich einen neuen Wirtschaftsförderer suchen, denn Jonathan Berggötz wird zum 1. Juli der neue Bürgermeister in Bad Dürrheim. Er erhielt 63,73 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Applaus brandete im Haus des Bürgers auf, als die ersten drei Wahlbezirke um 18.16 Uhr ausgezählt waren. Jonathan Berggötz führte mit 66,7 Prozent der Stimmen, gefolgt von Wolfgang Rahm mit 20,7 und Jens Wehner mit 11,8. Selbst Joachim Lange, der seine Kandidatur zurückgezogen hatte, trotzdem auf dem Wahlzettel stand, weil er dies nach Sitzung des Wahlausschusses tat, erschien mit 0,8 Prozent. In diesem Verhältnis sollte es auch weitergehen. Der Wahlsieg von Jonathan Berggötz war zu keiner Zeit in Gefahr. Doch die Anspannung bei dem Kandidaten war trotzdem groß. Begleitet von seiner Freundin Angelika Lorenz und umringt von Familie und Freunden stand er mitten im Siedersaal.

Ab 18.30 Uhr steigt die Spannung im Siedersaal bei Bürgern und Kandidaten

Um 18.27 Uhr wurde er sichtlich noch unruhiger. Er biss sich auf die Unterlippen und der Blick war fest auf die große Anzeigenleinwand geheftet. Ein paar Minuten später fehlte nur noch einer der Wahlbezirke – aber es war klar: Jonathan Berggötz ist der überwältigende Sieger der Bürgermeisterwahl, und als um 18.44 Uhr auch dieses Ergebnis auf der Anzeige aktualisiert war, gab es kein Halten mehr: ein strahlender Sieger stand umringt von vielen Menschen, die ihm gratulieren wollten, und für seine Freundin gab es einen innigen Kuss.

Es dauerte eine Weile, bis sich Berggötz durch die erste Schar der Gratulanten in Richtung Bühne gekämpft hatte. Dort stand mittlerweile Bürgermeister Walter Klumpp, der das vorläufige offizielle Wahlergebnis verkündete: Es gab 10 871 Wahlberechtigte, davon gaben 5535 ihre Stimmen ab, was einer Beteiligung von 50,92 Prozent entsprach. Als er diese Zahl verkündete gab es laute Buh-Rufe, mit denen die Anwesenden klar ihre Meinung zu der Wahlbeteiligung verkündeten. Es folgten die Prozentzahlen der Kandidaten, zudem gab es 21 ungültige Stimmen, was einem Prozentsatz von 0,38 entsprach, somit waren 99,62 Prozent gültig.

Klumpp beglückwünschte seinen 32 Jahre alten Nachfolger mit den Worten: "Am 1. Juli werden Sie ein wunderbares Amt antreten", und weiter zu seinem Wunsch Bürgermeister zu werden: "Wir freuen uns, dass Sie dieses Ziel in Bad Dürrheim erreicht haben." Er wünschte Berggötz alles Gute und die richtige Balance zwischen Amt und Privatem.

Dann kam der Wahlsieger zu Wort: "Ich bin überwältigt, mit diesem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet." Er versprach, das Amt mit Herz und Sachverstand anzugehen. "Bürgermeister war mein Traum, Bürgermeister von Bad Dürrheim ist das Schönste, was in Erfüllung gegangen ist." Und an seine Freundin Angelika Lorenz gewandt wurde er emotional: "Danke für Deine Unterstützung in den letzten Wochen. Ich bin überzeugt, Du wirst Bad Dürrheim lieben und die Bad Dürrheimer werden Dich lieben."

Wahlbeteiligung über 50 Prozent

Der in Bad Dürrheim aufgewachsene nächste Bürgermeister der Stadt zeigte sich dankbar, dass er zwei sehr engagierte Gegenkandidaten hatte und es einen fairen Wahlkampf gab, der ihm auch manchmal schlaflose Nächte bereitete, wie er zugab. Auch die Wahlbeteiligung mit über 50 Prozent führte er darauf zurück, dass es außer ihm noch zwei Bewerber gab, das habe viele motiviert zur Wahl zu gehen. Wolfgang Rahm und Jens Wehner zeigten sich als gute Verlierer. Sie freuten sich, dass es so ein klares Votum gab.

Zu Gast waren auch weitere Bürgermeister der Region. Jörg Frey, Sprecher des Kreisverbands der Bürgermeister im Schwarzwald-Baar-Kreis, freute sich über das klare Ergebnis und die Entscheidung im ersten Wahlgang. Das zeige den großen Rückhalt für Jonathan Berggötz in der Bevölkerung.

Landrat Sven Hinterseh sprach von einem "überzeugenden Wahlergebnis" und einer "Sternstunde der Demokratie", weil die Bad Dürrheimer direkt beeinflussen konnten, wer ihr neuer Bürgermeister wird. Auch der Landtagsabgeordnete, Karl Rombach, sowie der Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen, Jürgen Roth, beglückwünschten den Neuen zu seiner Wahl und freuten sich auf die kommende Zusammenarbeit.

Und wer die Statistik schätzt: Walter Klumpp, der den Freien Wählern angehört wurde bei seiner ersten Wahl am 30. März 2003 mit dem fast gleichen Ergebnis in sein Amt gewählt. Er wurde von den von Freien Wählern, FDP, LBU sowie SPD unterstützt und bekam bei einer Wahlbeteiligung von 59,93 Prozent mit 63,28 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Kommentar: Klar entschieden

Von Wilfried Strohmeier

Bad Dürrheim hat sich mit 63,7 Prozent klar für Jonathan Berggötz als neuen Bürgermeister entschieden. Es war ein harter, aber fairer Wahlkampf zwischen den drei Kandidaten. Die öffentliche Vorstellung und die Podiumsdiskussion waren gut besucht und es war eigentlich davon auszugehen, dass die Wahlbeteiligung gut sein würde. Zumal die Bad Dürrheimer eine echte Wahl hatten, zwischen Programmen und Persönlichkeiten. Jedoch lag die Wahlbeteiligung nur bei 50,92 Prozent. Dafür ernteten die Nicht-Wähler von den Anwesenden im Haus des Bürgers Buh-Rufe – auch wenn diese das natürlich nicht hörten. Fairen Applaus gab es im voll besetzten Siedersaal für alle drei Kandidaten, für den Sieger genauso wie für die Unterlegenen. Trotz dieser geringen Wahlbeteiligung hat Jonathan Berggötz eine gute Basis, die für Rückenwind sorgt.

Wehner: Leben geht weiter

(mad). "Ich bin überrascht, dass das Ergebnis so deutlich ausgefallen ist", zieht Jens Wehner Bilanz. "Das Leben geht weiter. Ich kenne einige Gothaer, die sich über dieses Wahlergebnis freuen", spielte er auf seine Arbeit in seiner Wahlheimat an. Er sei zufrieden damit, was er in diesem Wahlkampf über die politische Arbeit gelernt habe. Vor allem die Wahlbeteiligung enttäuscht ihn. "Ich habe viele Länder gesehen, wo die Leute viel dafür geben würden, wenn sie an Wahlen teilnehmen dürften." Daher finde er es schade, dass nur jeder Zweite zur Wahl gegangen ist.

Rahm: Klare Ansage gemacht

(mad). "So ein klares Ergebnis ist gut für Bad Dürrheim", sagt Wolfgang Rahm. Er habe sich mehr Stimmen erhofft und mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. "Dass sich Jonathan Berggötz so deutlich absetzt, hat mich überrascht. Die Wähler in Bad Dürrheim haben eine klare Ansage gemacht." Rahm ist sich sicher, dass Berggötz eine gute Arbeit leisten werde. Die niedrige Wahlbeteiligung bezeichnete er als "dramatisch". "Drei Kandidaten haben sich angeboten, und die Hälfte der Wähler hat sich nicht dafür interessiert", bedauert er.