Kontrovers diskutiert wird das Thema "Schweinefabrik" am Stand der Bürgerinitiative. Hier unterhält sich BI-Mitglied Peter Arntjen (rechts) mit Milchvieh-Halter Otto Hauser. Foto: Reutter

Die Wochenmarkt-Besucher bewegt die geplante Massentierhaltung nach wie vor.

Bad Dürrheim - Die Bürgerinitiative gegen Massentierhaltung auf der Baar nutzte gestern den Wochenmarkt, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Resümee: Nach wie vor bewegt die Menschen die bei Oberbaldingen geplante große Schweinezucht.

Die Bürgerinitiative (BI) lässt in ihrem Einsatz gegen die "Schweinefabrik" nicht nach. Einer der Sprecher der BI, Rainer Stolz, betont, auch wenn das Regierungspräsidium das Bauvorhaben abgelehnt habe, sei die Gefahr nicht gebannt. Der Antragsteller, Schweinezüchter Urban Messner, habe mittlerweile die Gerichte angerufen, einen Normenkontrollantrag beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht und klage außerdem gegen den Beschluss des Regierungspräsidiums vor dem Verwaltungsgericht Freiburg.

Wie vom Verwaltungsgerichtshof gestern zu erfahren war, liege noch keine Begründung Messners zum Normenkontrollantrag vor. Der Anwalt der Stadt Bad Dürrheim, Torsten Heilshorn, sieht dem Verfahren mit einiger Gelassenheit entgegen und geht davon aus, dass die von der Stadt verhängte Veränderungssperre einer rechtlichen Prüfung standhält. Die Veränderungssperre verhindert das Bauvorhaben Messners und ist so lange gültig, bis der von der Stadt initiierte Bebauungsplan zur Steuerung von Tierhaltungen in Kraft tritt.

Rainer Stolz sieht im laufenden Verfahren etliche Unwägbarkeiten. So könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie die Gerichte entscheiden. Die Stadt sei zwar "auf dem richtigen Weg", aber die Veränderungssperre sei nicht von Dauer. "Die Sache ist nicht vom Tisch", sieht Stolz das weitere Engagement der Bürgerinitiative nach wie vor als nötig an.

Wobei dieser Einsatz auch Kosten verursacht, sei es, um Gutachten zu erstellen oder Anwälte zu bezahlen. So seien in diesem Jahr bereits Kosten von 2500 Euro angefallen, im vergangenen Jahr seien es 20. 000 Euro gewesen, von denen die Eigentümer des Feriendorfs Öfingen alleine 12. 000 Euro geschultert hätten, erklärt Stolz.

Fast 20.000 Unterschriften gegen Massentierhaltung gesammelt

So diente der gestrige Auftritt der Bürgerinitiative nicht nur der Information, sondern sollte auch Geld in die Kasse spülen. Es wurden Tombola-Lose verkauft, Geschäfte der Stadt hatten attraktive Preise zur Verfügung gestellt. BI-Mitglied Wolfgang Kaiser spendete ein Rennrad, dass am Nachmittag versteigert wurde. Außerdem wurde Kaffee und Kuchen im Haus des Gastes angeboten.

18. 500 Unterschriften wurden in Bad Dürrheim und der Region von der BI mittlerweile gegen die geplante Massentierhaltung gesammelt, was Stolz als eindeutige Willensbekundung der Menschen wertet. Das solle von den Politikern und Behörden berücksichtigt werden.

Am Stand der BI gab es aber nicht nur Zustimmung zu ihrer Arbeit. Ein Landwirt vom Zollhaus, Otto Hauser, meinte, er sehe in den Erweiterungsplänen Messners "kein Problem". Die Viehdichte in der Region sei in den vergangenen Jahrzehnten "unheimlich zurückgegangen", gerade im "Suuländle" auf der Baar. Hauser geht davon aus, dass Messner so hohe Auflagen bekommen hat, dass vom Gülleaustrag keine Gefahren ausgingen. Anders bewerten Mitglieder der BI die Situation, befürchten negative Auswirkungen auf die Gesundheit durch Gülle und Stallabluft, auch der Imageschaden für die Kurstadt sei im Falle einer Realisierung der Massentierhaltung gravierend.