Die städtische Bücherei soll noch attraktiver werden, verweist die Stadtverwaltung auf das umfangreiche Aussortieren von Büchern vor wenigen Wochen. Unser Archivbild zeigt Bibliothekarin Regina Hofmann (rechts) mit einigen Ferienkindern. Foto: Reutter

Stadtverwaltung und Regierungspräsidium verteidigen "Bücherverbrennung". 3200 Werke sind entsorgt worden.

Bad Dürrheim - Die umfangreiche Aussortieraktion in der städtischen Bücherei sorgt für überregionales Medieninteresse. Die Stadtverwaltung versucht nun, Dampf aus der Diskussion zu nehmen und das Vorgehen in ein milderes Licht zu rücken.

"Die Stadt Bad Dürrheim, das Regierungspräsidium Freiburg und die im Stadtrat vertretenen Parteien weisen die teilweise in Medien und Blogs verwendeten Begrifflichkeiten, die teilweise Vergleiche zur Bücherverbrennung der Nationalsozialisten aufgeworfen haben, zurück", heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Diese Kritik sei "sowohl inhaltlich als auch in der geäußerten Form abzulehnen".

Eine große Zahl von Sachbüchern sei auf "dringende Empfehlung" der Fachstelle aus Freiburg aus dem städtischen Angebot entfernt worden. "Der Vorwurf, Kinder- und Jugendbücher beispielsweise von Erich Kästner oder Otfried Preußlers Kinderbuch-Klassiker ›Die kleine Hexe‹ oder ›Der Räuber Hotzenplotz‹ einfach nur schematisch aussortiert zu haben, geht völlig fehl und ist deshalb auch unzutreffend – zumal sich der Bestandscheck auf die Sachbuch-Literatur beschränkt hat", stellt die Stadtverwaltung klar.

Letztlich seien Stadt und Regierungspräsidium von den negativen Schlagzeilen überrascht worden, räumt der städtische Hauptamtsleiter Markus Stein ein. Schließlich sei das Vorgehen der Beratungsstelle für Bibliothekswesen im Land durchaus Alltag. Alle kommunalen Büchereien würden demnach von der Fachstelle auf Aktualität und Attraktivität des Buch- und Medienbestandes hin untersucht und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Das Vorgehen sei mit der Stadt abgesprochen worden. Die aussortierten 3200 Bücher seien dem "Altpapier zugeführt" worden.

Der in Bad Dürrheim tätige Arbeitskreis Lesewelt kritisiert nach wie vor das Vorgehen. Eines der Mitglieder, Renate Schick, fragt sich, warum die aussortierten Bücher nicht jemand anderem oder einer anderen Einrichtung weitergereicht wurden. Als Beispiel nennt sie den Bücherkeller in Rottweil, der die gebrauchten Bücher für ein geringes Entgelt verkaufe. Mit dem Erlös werde noch eine gute Sache unterstützt.

Hauptamtsleiter Stein entgegnet, dass das Regierungspräsidium die Bücher mit Bedacht aussortiert habe, für die sich erfahrungsgemäß kein Bücherfreund mehr begeistern lasse.

Entsetzt war der AK Lesewelt auch über den Umfang der Aktion. Rund 40 Prozent des Bestandes der Bücherei seien dabei entfernt worden.

Stein meint dazu, dass nun Platz geschaffen wurde, die Bücherei mit ihren räumlich beengten Verhältnissen noch attraktiver zu gestalten. Das Regierungspräsidium habe nicht nur den Bücherbestand geprüft, sondern der Stadt ein "ganzes Bündel" an Empfehlungen gegeben, unter anderem, den jährlichen Etat der Bücherei von derzeit 3500 auf 5000 Euro anzuheben. Auch Bücherbestände in den Magazinen der Stadt, die vorwiegend aus Schenkungen stammen, müssten erfasst und auf eine Verwendung in der Bücherei geprüft werden.

Renate Schick vom AK Lesewelt fragt sich, warum das Regierungspräsidium überhaupt hier tätig wurde. Schließlich sei die Bücherei eine städtische Einrichtung. Und nach ihren Kenntnissen achte die Bibliothekarin dort bereits auf einen aktuellen Bestand, sortiere aus und ergänze das Sortiment mit neuen Titeln.

Stein merkt hierzu an, dass es "die Aufgabe" der Fachstelle am Regierungspräsidium sei, die kommunalen Büchereien zu prüfen. Letztlich diene das dazu, diese Einrichtungen noch attraktiver zu machen. Weitere Empfehlungen der Landesbehörde gegenüber der Stadt Bad Dürrheim beträfen die EDV-Ausstattung der Bücherei, Öffnungszeiten und die Personalstruktur sowie die Einbindung ehrenamtlicher Kräfte. Diese Anregungen würden nun näher betrachtet. "Die Diskussion ist eröffnet", ermuntert Stein Interessierte, sich in den Prozess einzubringen.