Viel Interesse gab es für das Taufnamen-Projekt in der Öfinger Kirche. Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Evangelische Kirchengemeinde Öfingen besteht seit 460 Jahren / Rückblick und Vorausschau / Jung und Alt feiert

"Von Gott will ich nicht lassen", das alte Kirchenlied von 1563 sang die Gemeinde am Sonntag im Festgottesdienst mit Landesbischof Jochen Kornelius Bundschuh und Ortspfarrerin Bettina Ott zum 460-jährigen Bestehen der Evangelischen Kirchengemeinde Öfingen in der altehrwürdigen Kirche unter dem Himmelberg.

Bad Dürrheim-Öfingen. Dazu sorgten der Musik- und Trachtenverein Öfingen und ein Barockensemble für die festliche musikalische Gestaltung. In seiner Festpredigt erinnerte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, an die lange Geschichte des christlichen Glaubens auf der Ostbaar, und dass in Öfingen die Reformation bereits 1558 ankam, als die Reformatoren Luther, Brenz und Buzer noch unterwegs waren.

Was Kirche und Gemeinde ausmacht, machte der Landesbischof so deutlich: Wie der Johannes auf dem Fresko im Chorraum der Öfinger Kirche und vom Isenheimer Altar in Colmar auf Jesus zu verweisen, der Menschen stark und froh macht und verbindet. Kirche als Lebensraum, in dem sich Menschen begegnen, das Gute gestärkt, in der Taufe Gotteskindschaft erfahren und die Hoffnung weiter gesagt wird, dass der Tod überwunden ist. Geschwisterlich füreinander und für Menschen am Rande Verantwortung zu übernehmen und "den Frieden zu suchen, damit der Frieden in die Gesellschaft wächst". Der Gemeinde wünschte er "so mit Christus unterwegs zu sein und darauf zu vertrauen, dass er mit uns unterwegs ist".

Im Auftrag von Bürgermeister Walter Klumpp überbrachte Heinrich Glunz die Grüße und Glückwünsche der Stadt Bad Dürrheim, würdigte die Ökumene, die in der Gemeinde gelebt wird, Engagement in der Kurseelsorge, Senioren- und Flüchtlingsarbeit. Ortsvorsteherin Astrid Engesser-Kienzler dankte der Gemeinde als Trägerin des örtlichen Kindergartens und sah die besondere Rolle der Kirche im Wertewandel der Gesellschaft sich selbst einzubringen und für Neues offen zu sein.

Bevor dann im Pfarrgarten der Bischof die dreistöckige Festtagstorte anschneiden durfte, dankte Roland Heppler vom Kirchengemeinderat allen, die zur Gestaltung dieses Festtages beitrugen. Im angekündigten Gespräch mit dem Landesbischof erklärte Cornelius-Bundschuh erst mal den Buben und Mädchen vom Kindergarten, was ein Bischof so alles macht und was es mit der Kette mit dem Kreuz auf sich hat.

Anschließend kamen Sorgen aus der Gemeinde zur Sprache, Bedenken, dass bei weiter sinkenden Mitgliederzahlen das Pfarramt in Öfingen aufgelöst und die Kirche geschlossen werden könnte. In der badischen Landeskirche, so Cornelius-Bundschuh, "gibt es kein grundlegendes Interesse, Gemeinden zusammenzulegen". Wichtig aber seien Kooperationen, zum Beispiel im Predigtdienst, bei Vakanzen und beim Konfirmandenunterricht. Und ganz klar, die Konfirmation selbst "gehört in die Dorfkirche". Man mache in der Kirchenleitung wenig Druck in Richtung Fusion. Wichtig sei, für die Verantwortung vor Ort stark zu machen, beispielsweise im Blick auf die Gewinnung von Ältesten für die kirchengemeindlichen Gremien. In der aktuellen Struktur der Pfarrstelle in Öfingen mit der Verbindung von Pfarramts, Kur- und Klinikseelsorgeanteilen sieht der Bischof "ein Zukunftsmodell" und eine große Chance, sich gegenseitig wahrzunehmen. Das habe viel mit Personen zu tun und Öfingen habe das Glück, dafür Pfarrerin Ott gefunden haben. Auf eine Frage nach der Stellung des Dekanats stellte Cornelius--Bundschuh klar: "Evangelische Kirche baut sich von unten auf." Die Kirchenleitung frage, was vor Ort passt. Um das in der Fläche zu bewältigen, brauche man die Kirchenbezirksebene. Es sei die große Aufgabe und Kunst des Dekanats, bei Konflikten Lösungen auszuhandeln.

Die Öfinger Kirche strahlte zum Festtag nicht nur in üppigem Blumenschmuck. An den Seitenwänden hingen zehn riesige weiße Leintücher mit den Namen von etwa 10 500 Menschen, die seit 1558 hier in der Kirche getauft wurden. Engagierte Gemeindeglieder hatten über Wochen dazu die Kirchenbücher ausgewertet und die Namen gut lesbar auf die Tücher geschrieben. Viele Festbesucher nutzten die Gelegenheit, hier ihre Ahnen zu finden.

Der Landesbischof zeigte sich beeindruckt von "der Kraft, hier den Raum zu gestalten" und ermunterte, sich als Dorfgemeinschaft wahrzunehmen, zusammenzuhalten, die Nachbarn wahrzunehmen und – ganz auf die höchste Ortschaft der Baar zugeschnitten: "Halten Sie den Horizont weit". Das Fest ging mit einem gemeinsamen Mittagessen, Kinderprogramm und einer Andacht weiter, bis um 22 Uhr die Kerzen gelöscht und die Kirchentüren verschlossen wurden.