Die Unterbringung, aber auch Arbeitssuche für Flüchtlinge ist vielfach eine große Herausforderung.Symbolfoto: Pleul Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlingsarbeit: Aktuell ein Defizit in der Aufnahme / Konstruktiv bei der Arbeitssuche mithelfen

Uwe Hüls, Integrationsbeauftragter der Stadt Bad Dürrheim, zeigte sich in der Sitzung des Verwaltungsausschusses pragmatisch. Es werden in Sachen Asylbewerber wohl noch einige Kosten auf die Gemeinde zukommen.

Bad Dürrheim. Seinem Bericht zufolge, hat die Kurstadt seit 2013 bis Anfang Juni 2020 insgesamt 217 Zuwanderer aufgenommen – dies bedeute immer auch, dass die Gemeinde diese Personen untergebracht hat. Nach Mitteilung des Landratsamtes vom Januar 2020 habe die Stadt jedoch einen Rückstand von 88 aufzunehmenden Flüchtlingen aus den vergangenen Jahren. Für das laufenden Jahr müssen maximal 13 aufgenommen werden. In Summe wären dies 100 Personen. Man müsse zusätzlich Aufnahmekapazitäten schaffen, so Hüls. Und es müsse geeigneter Wohnraum beschafft werden.

Der Begriff geeigneter Wohnraum bedeutet Wohnraum auf Hartz-IV-Niveau. Hüls betont: "Die soziale Symmetrie muss gewahrt bleiben", sagte er auch mit Blick auf die arbeitende Bevölkerung, hier schließt er arbeitende Asylanten ein. Aus seiner Aufgabe erklärte er, dass es ein Auszugsmanagement und eine offensive Rückkehrberatung gebe. Hinter Ersterem verbirgt sich, dem Asylbewerber klar zu machen, dass er konstruktiv bei der Arbeitssuche mithelfen müssen.

Voraussetzung ist natürlich, dass er den Status hat, arbeiten zu dürfen. Zweiteres bedeutet, dass Menschen, bei denen es klar ist, dass sie sich nicht in die das deutsche Gesellschaftssystem eingliedern können, offen die Möglichkeiten der Rückkehr in ihr Heimatland angeboten werde. "Wer glaubt, hier wächst alles auf den Bäumen, dem muss man sagen: Hier bist du falsch." Denn die Frage, die man den Menschen stellen müsse, sei: Was ist besser? Mit Hartz IV in Deutschland oder mit 3500 Euro zurück in die Heimat?

Aus seiner Arbeit teilte er dem Gremium mit, dass die Zahl der Ehrenamtlichen im Vergleich zu 2015/16 erheblich gesunken sei. Das sei aber nicht nur in Bad Dürrheim so. Jedoch sei es mittlerweile so, dass die einschlägigen Vorschriften, Gesetze und Verfahren derart komplex seien, dass sie regelmäßig den Einsatz professionell kompetenter Unterstützer erfordern. Werde eine Art Kompetenzteam gebildet, seien die Tätigkeiten der Ehrenamtlichen nicht gering zu schätzen. Oftmals seien jedoch auch Profis notwendig.

Zu den Aufnahmen erklärte er auf Nachfrage von Angelika Strittmatter, dass in diesem Jahr 25 bis 30 Personen in der Kurstadt aufgenommen werden müssten, um die Rückstände abzubauen, 15 davon seien schon da. Mit einem aktuellen Lösungsansatz zeigt er sich überzeugt, dass der Rest auch geschafft werde.

Im Moment sind die Asylsuchenden in der Stadt verteilt, teils in angemieteten, teils in stadteigenen Immobilien. Aktuell sind es acht Standorte, die genutzt werden mit insgesamt 91 Plätzen, 74 davon sind belegt. Neben der Suche nach weiteren Wohnräumen, wird auch im Bestand immer wieder geschaut, ob Räume, die bis jetzt noch nicht genutzt werden, aktiviert werden können. Ein Problem dabei ist die Regelung, dass Flüchtlinge zwar zur Wohnsitznahme verpflichtet seien, jedoch nicht dazu, dort auch zu wohnen. Diese erhalten in Bad Dürrheim nach Angabe von Hüls ein Notbett in einem Mehrbettzimmer. So lasse sich die wertvolle Ressource Wohnraum besser nutzen. Diese Personen sind meist aufgrund von Arbeitsstellen in anderen Städten, teilweise in anderen Bundesländern, und halten sich nur einmal im Monat in Bad Dürrheim auf.

Mit diesem Bündel an Einzelaktivitäten erreiche man stetig Abgänge, so Hüls zusammenfassend. In Kombination mit Akquise von geeignetem Wohnraum werde sich die Gesamtsituation auch zukünftig gut gestalten lassen. In seinem Ausblick auf 2021 erklärte er, dass voraussichtlich 25 Flüchtlinge aufgenommen werden sollen.