Die Araberpferde Dscheseim und Shamao kommen den Kindern näher.  Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Wünsch dir was: Sophia und Lena bekommen in der Tierklinik Schabelhof viel zu sehen

"Sie wollen Nico abholen?", fragt Tierarzt Andreas Roeckl eine ältere Dame. Der Kater ist eine Tierschutzkatze und wurde nach einem Oberschenkelhalsbruch operiert.

Gespannt beobachten die zehnjährige Sophia und ihre acht Jahre alte Schwester Lena aus Dornstetten, wie der Arzt das Tier aus der Box holt. "Der ist zwischen vier und sieben Monate alt und grundsätzlich gesund", erklärt er den Mädchen. Im Gegensatz zu einem abgemagerten Tier, wie sie häufig bei den Tierschützern landen, macht Nico auf die Besucher einen guten Eindruck. Er bekommt Medikamente mit und soll in zehn Tagen noch einmal vorgestellt werden. Die Mädchen haben bei der diesjährigen Wünsch dir was-Aktion, die der Schwarzwälder Bote mit Unterstützung der Sparkasse Schwarzwald-Baar veranstaltet, den Besuch in einer Tierarztpraxis auf ihre Anmeldung geschrieben.

Die Klinik Schabelhof in Bad Dürrheim nahm im Jahr 2007 ihre Arbeit auf. "Wir haben mit der Behandlung von Pferden angefangen", erzählt Karen Roeckl, die die Besucher an der Information empfängt. Dort geht es zu wie bei einem Humanmediziner: Daten werden erfasst, die Besitzer der Tiere füllen Fragebögen aus, dann heißt es warten. Lediglich die tierischen Patienten geben sich ungestümer und lautstärker als die menschlichen Zweibeiner. "Mittlerweile behandeln wir mehr Kleintiere als Pferde", erklärt Karen Roeckl. Um den Klinikbau gruppieren sich Gebäude, die von den Roeckls und ihrem Team zu Lagerzwecken, als Stallungen und zum Unterstellen von Fahrzeugen genutzt werden. "Toll, dass es drumherum so viel Land gibt", schwärmt Karen Roeckl, die ihre Besucher zunächst in die Untersuchungsräume für Pferde führt. Sophia und Lena reiten selber und folgen den Erklärungen gespannt.

Die Einrichtungen und Apparate im Pferdebehandlungsraum sind an die Größe der Patienten angepasst. EKG, Narkosegerät und Tuben zur Beatmung gehören dazu, außerdem ein Röntgenraum und eine Aufwachbox. "Eine Narkose bei Pferden ist zehnmal riskanter als beim Menschen", weiß Karen Roeckl. Entsprechend hoch ist auch der Personalaufwand. Das Aufstehen falle den Tieren schwer, erklärt sie, und müsse sorgfältig überwacht werden. Im Stall gibt es mit Kameras überwachte Intensivboxen, ein Solarium sowie einen Aquatrainer.

Den großen Tieren werden bewegungstherapeutische Behandlungen zuteil; auch Osteopathie, Akupunktur oder Stoßwellentherapie stehen zur Verfügung. Dank minimalinvasiver Operationen kann die Genesungszeit der Tiere verkürzt werden. Kein Wunder, dass Pferdebesitzer ihre Tiere zur Rehabilitation aus dem gesamten süddeutschen Raum und der Schweiz bringen. Auch das Fernsehen war schon mit Aufnahmen für die Sendung "hundkatzemaus" auf dem Schabelhof im Einsatz.

Etwas ganz Besonderes unter den Reha-Maßnahmen ist der Aquatrainer. Seine Funktion führt der 23 Jahre alte Oldenburger Leo vor. Der weiß noch nichts von seinem Glück, als ihn Karen Roeckl aus der Box holt. Neben Leo, der ihr gehört, wird derzeit noch der vierjährige Speiky auskuriert, der sich eine böse Schulterverletzung zugezogen hat. Pablo, ein 16 Jahre alter Trakehner, ist seit vier Wochen in der Reha. Leo lässt sich von Sophia führen und wird von Karen Roeckl in den Aquatrainer bugsiert. Am Boden der geschlossenen Box befindet sich ein Laufband. Wenn es angeschaltet wird, geht Leo mit. "Pferde sind Fluchttiere", s agt Roeckl. "Sie brauchen Bewegung, das ist die beste Therapie." Inzwischen wurde Wasser in die Box eingelassen. Unter Leos Hufen schäumt es richtig, und dann schaltet Leos Besitzerin noch einen Gang höher. Das Pferd legt sich mächtig ins Zeug; die Karotte, die Leo nach dem Training bekommt, hat er sich wirklich verdient.

"Wir arbeiten mit Lob und Leckerli", so Roeckl. Im Schabelhof finden natürlich auch Kleintiere Hilfe. Dazu zählt ein Biber, der im Jahr 2012 aufgepäppelt wurde. Das Tier bekam den Namen "Justin" und eine Verpflegung, "bei der ist mein Mann richtig neidisch geworden", erinnert sich Roeckl. Auch dank Biomüsli und Polenta kam der Nager wieder zu Kräften. Vier weitere Biber zogen im Lauf der Jahre noch im Schabelhof ein. Der letzte hatte jedoch seine Hütte zernagt, damit war die Biber-Zeit beendet.

Neben Katzen und Hunden fanden bereits Alpacas, Lamas und ein Schwan Hilfe in der Tierklinik. Deren rund 20-köpfiges Team deckt von der Gynäkologie über Zahnbehandlungen, Chirurgie und Augenheilkunde bis zur Intensivmedizin und Laboruntersuchungen einen großen Bereich ab. Fragen haben Sophia angesichts der Fülle von Informationen nicht. Mit einer Packung süßer Weihnachtsgrüße bedanken sie sich bei Karen Roeckl für den spannenden Einblick in die Arbeit der Klinik.