Die auf dem Irma-Gelände fotografierten Säcke sorgen für Diskussion. Verbirgt sich darin asbesthaltiges Material? Anwohnerbefürchten, dass auch im Baustaub rund um die Baustelle Gefahrenstoffe sein könnten. Das Gewerbeaufsichtsamt hat die Baustelledeshalb geprüft und möchte am Dienstag erste Ergebnisse der Untersuchung mitteilen. Das beauftragte Abbruchunternehmen gibtaber schon jetzt Entwarnung. Es sei sicherlich kein Asbeststaub nach außen gedrungen. Foto: Knäpple

Anwohner beunruhigt. Gewerbeaufsichtsamt prüft Vorgehensweise. Fachfirma im Einsatz.

Bad Dürrheim - Der Abriss der ehemaligen Reha-Klinik Irma steht weiter in der Kritik. Der Bad Dürrheimer Friedrich Weintritt befürchtet, dass hier säckeweise asbesthaltiges Material anfallen könnte.

Deshalb ist bei Weintritt auch die Sorge groß, dass der bei den Arbeiten freigesetzte Baustaub gefährliche Stoffe enthalten könnte. Mittlerweile hat ihm Rechtsanwalt Hans-Jörg Knäpple Fotos zukommen lassen, die er bei einem Spaziergang vor Ort am Sonntag gemacht hat. Die Fotos zeigen laut Knäpple mehrere volle Säcke auf dem Irma-Gelände, die zum Teil mit Hinweisen wie "Asbestfeinstaub" versehen seien.

Offen ist nun, ob sich in den Säcken tatsächlich asbesthaltiges Material verborgen hat oder ob sie lediglich als Verpackungsmaterial für unbedenklichen Bauschutt dienten. Knäpple hat sich deshalb an das Landratsamt gewandt und darauf verwiesen, dass beim Abbruch der alten Irma möglicherweise "große Mengen" asbesthaltige Abfälle anfielen. Da der Abbruch erst begonnen habe, könnten noch "sehr viel mehr" derartige Gefahrenstoffe anfallen.

Knäpple bemängelt weiter, der Abbruch werde offen, also ohne Schutzvorkehrungen mit einem Bagger durchgeführt. "Von einem Rückbau, wie in der Abbruchgenehmigung vorgeschrieben, kann keine Rede sein", kritisiert Knäpple in seinem Schreiben an das Landratsamt. "Man darf annehmen, dass die Bewohner in der Umgebung den Asbeststaub ungefiltert einatmen."

Dem widerspricht die mit den Arbeiten beauftragte Hohensee Erdbau GmbH aus Villingen. Geschäftsführer Martin Hohensee betont, es würden keine Asbeststäube bei der Baustelle freigesetzt. Sein Unternehmen habe jahrzehntelange Erfahrung mit Abbrucharbeiten und wisse, wie mit solchen Stoffen ordnungsgemäß umzugehen sei. Während beim Gutachten im Vorfeld des Abrisses noch keine Rede von asbesthaltigem Material gewesen sei, habe seine Firma zu Beginn der Abbruchmaßnahme Asbestplatten vor allem an der Süd- und Westfassade im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes im vierten Obergeschoss entdeckt. Das sei auch umgehend dem Landratsamt gemeldet worden. Hohensee rechnet mit insgesamt 150 Quadratmetern an Hartasbest-Platten, die im Laufe des Abrisses anfallen könnten.

Während die Arbeiten dort, im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes, voraussichtlich erst im Frühjahr 2018 erfolgen, möchte Hohensee nicht ausschließen, dass seine Mitarbeiter kleinere Mengen asbesthaltigen Materials beim bereits begonnen Abbruch des Eingangsbereichs gefunden haben. Aber auch diese seien dann ordnungsgemäß entsorgt worden, ist sich Hohensee sicher.

Eine andere Sichtweise hat Friedrich Weintritt. Er möchte nun auch Anzeige bei der Polizei erstatten und sie mit Umweltverschmutzung und dem Verdacht begründen, dass im Rahmen der Arbeiten asbesthaltige und eventuell noch andere gefährliche Stoffe freigesetzt würden.

Wie vom Landratsamt zu erfahren war, habe sich das Gewerbeaufsichtsamt am Montag die Baustelle in Bad Dürrheim angeschaut. Ein erstes Ergebnis der Prüfung werde am Dienstag mitgeteilt. Martin Hohensee weiß von der Prüfung. Seines Wissens habe es bei der Untersuchung "keine neuen Erkenntnisse" gegeben, weist er erneut auf den ordnungsgemäßen Ablauf der Abrissarbeiten hin.

Die Anwohner sind gespannt auf die Untersuchungen durch das Landratsamt. Schließlich sollen die Abrissarbeiten noch eine Weile andauern. Die Maßnahme solle bis Anfang Mai abgeschlossen sein, merkt Hohensee zum Zeitplan an. Doch Ziel sei es, früher, bereits bis März, fertig zu werden.