Die ersten Bürger bekundeten durch den Eintrag in ausgelegte Listen ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinschaft: Referent zeigt mögliche Fallstricke auf / Schwarze Zahlen möglich

Wie sehr die Bürger an einem Dorfladen interessiert sind, bewies die gut besuchte Info-Veranstalung in der Turn- und Festhalle.

Bad Dürrheim-Sunthausen. Als Referent konnte Ortsvorsteher Albert Scherer den Fachberater Wolfgang Gröll vom Netzwerk Dorfladen begrüßen, der aus über 27-jähriger Beratertätigkeit ausführlich berichtete. Danach wurde auf die zweite Phase geblickt, in der eine Machbarkeitsstudie erfolgen werde. Durch die Initiative von Heinz Messmer wurde das Thema Dorfladen aufgegriffen. Wie Messmer berichtete, haben nach seiner gestarteten ersten Umfrage bereits 160 Einwohner das Vorhaben befürwortet.

Dass sich ein Bürger so engagiert einsetzt, sei nicht selbstverständlich, sagte Bürgermeister Walter Klumpp. Ziel der Stadt sei es, die Stadtteile zu stärken und man sei stolz darauf, dass schon im Rahmen des ELR-Programm vieles erreicht werden konnte. Gewünscht werde, dass junge Familien in Ort bleiben und weitere hinzuziehen. Die Infra-Einkaufsstruktur ist zurückgegangen, das sei eine bedenkliche Entwicklung, doch es besteht die Aussicht, dass sie sich wieder zum Positiven entwickle. Klumpp sprach die Hoffnung aus, dass sich das Vorhaben Dorfladen weiter entwickeln werde. Es habe aber nur Erfolg, wenn die Bürger es annehmen, auch wenn manche Artikel und Waren etwas teurer sein werden.

Wolfgang Gröll machte auf die ersten drei schwierigen Etappen aufmerksam. Zu beachten seien die Energiekosten, vor allem, wenn alte Geräte wie zum Beispiel Tiefkühltruhen zum Einsatz kommen. Als zweites nannte er die Personalkosten und den leergefegten Arbeitsmarkt. Und ohne Klimaanlage könne auch ein kleiner Dorfladen nicht mehr auskommen. Gesprochen werde oft von einem Multifunktionsdenken oder einem Mehrgenerationenhaus. "Aber die Leute wollen in ihren Dorfladen", betonte Gröll. Auch bei der jungen Generation werde viel Wert auf das Persönliche gelegt. Außer dem Lebensmittelbereich könnten je nach Größe des Ladens Dienstleistungen wie Lotto-Annahmestelle und ein Café angeboten werden.

Nicht konkurrieren sondern kooperieren sollte man mit Erzeugern regionaler Produkte sowie im Ort ansässigen Bäcker, Metzger und Getränkehändler. Bei einem fairen Miteinander würde das funktionieren. Der Redner zeigte viele Beispiele von Dorfläden in sämtlichen Bundesländern, die teilweise mit einer Bank-Filiale, Bücherei, Arztpraxis und diversen Versammlungsräumen ausgestattet sind.

Aus seiner Erfahrung konnte Gröll berichten, dass trotz in der Nähe sich befindlichen Discounter im Dorfladen eingekauft und dort schwarze Zahlen geschrieben werden. Positiv bemerkbar mache sich ein frisches, sauber und appetitlich aufgebautes Warenangebot, alles hübsch dekoriert und ein fröhlicher Umgang mit den Kunden.

Anfangs müsse mit "Hab-ich-vergessen-Kunden" gerechnet werden. Die würden eben nur einen vergessenen Artikel kaufen, aber doch immer wieder kommen und bei entsprechendem Angebot ihre Einkäufe erweitern. "Man verkauft nicht nur Lebensmittel, sondern auch ein großes Stück Menschlichkeit", so der Referent. Er konnte bestätigen, dass seit der Gründung des Netzwerkes vor sieben Jahren in Bayern 160 Dorfläden eröffnet wurden, von denen noch alle existieren.

In Sunthausen soll es nun weitergehen mit einer Machbarkeitsstudie. Diese beinhaltete eine weitere Bürgerbefragung, eine Standortklärung, eine Ladenplanung die maximalen Investitionswerte müssen abgeklärt werden und die richtige Mitarbeiter müssen gefunden werden. Dies könne drei Monate, aber auch bis zu drei Jahren gehen, sagte Gröll voraus. Sollte es nicht funktionieren, könne jeder Zeit ausgestiegen werden. "Nicht fragen, ob es klappt, sondern ausprobieren", ermunterte er.

Abschließend machte Albert Scherer auf die ausgelegten Listen aufmerksam, in die sich diejenigen eintragen konnten, die sich mit einer Geldanlage oder einer Mitarbeit beteiligen wollen. Einige entschlossene Bürger machten davon sofort Gebrauch. Gleich zu Beginn des neuen Jahres soll in die zweite Phase eingestiegen werden.