Backnangs OB Nopper rügt die Kreisbehörde – Landrat Fuchs tadelt wiederum den Rathauschef.
Backnang - Die Kette der Hiobsbotschaften in Sachen Verkehr rund um Backnang reißt nicht ab. Jetzt verzögert sich der Baubeginn für den B-14-Anschluss Backnang-Mitte beim neuen Murrtalviadukt um mindestens ein Jahr. OB Nopper knöpft sich die Landkreisbeamten vor: Diese befänden sich wohl im "Dämmerschlaf".
Nein, echte Männerfreunde werden die beiden wohl nicht mehr: Auf der einen Seite Frank Nopper, der stimmgewaltige und Rathauschef der Murr-Metropole. Sein Widerpart ist Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs, ein asketischer und seine Worte sorgfältig abwägender Verwaltungsprofi. Spätestens seit der Auseinandersetzung um das neue Rems-Murr-Klinikum in Winnenden auf Kosten der bestehenden Krankenhäuser in Backnang und Schorndorf schießt der Backnanger OB immer wieder scharfe Pfeile in Richtung Waiblingen. Dafür nutzt Nopper sich jede bietende Gelegenheit - und sei es, wie jüngst, beim Auftakt des Backnanger Straßenfests. Jeder, der das Waiblinger Altstadtfest mit dem Backnanger Ereignis für ebenbürtig halte, werde in die Ausnüchterungszelle des Rathauses verfrachtet. In nämlicher Zelle sitze im Übrigen bereits Landrat Fuchs "als hartnäckiger Altstadtfestverehrer und Straßenfestverkenner bei Wasser und Brot ein".
Baukosten steigen von fünf auf acht Millionen
Manchmal freilich wird's durchaus schärfer - insbesondere wenn Nopper der Ansicht ist, dass sein Backnang durch das Unvermögen anderer Leute ins Hintertreffen gerät. Jüngste Kapriole ist nun die Verzögerung des neuen Bundesstraßen-Anschlusses. Den hält die Stadt Backnang für unbedingt und baldmöglichst erforderlich, weil im Stadtteil Schöntal derzeit die neue Biovergärungsanlage der Abfallwirtschaftsgesellschaft Rems-Murr entsteht. Voraussichtliche Inbetriebnahme: Oktober 2011. Die Anlage bedeutet erhöhten Lastwagenverkehr durch die Anlieferung von Bioabfällen aus allen Teilen des Kreises. Dieser Mehrverkehr soll eigentlich durch die neue B-14-Abfahrt aufgefangen werden. Stattdessen muss nun vorläufig alles über bestehende Straßen in Backnang abgewickelt werden.
Denn der anvisierte Fertigstellungstermin für den B-14-Anschluss Anfang 2012 lässt sich nicht halten. Grund: Die Baukosten steigen von fünf auf jetzt acht Millionen Euro fürs Gesamtprojekt - dies macht eine erneute Zusage durchs Bundesverkehrsministerium sowie eine europaweite Ausschreibung nötig. Baubeginn und Fertigstellung dürften nun eher im Jahr 2013 liegen.
Nopper kreidet die Versäumnisse dem Landratsamt an, das den Termin vertraglich zugesichert habe. "Wir werden nicht hinnehmen, dass der Landkreis mit höchster Wachsamkeit und Feuereifer die Biovergärungsanlage vorantreibt, beim Bau des B-14-Anschlusses jedoch scheinbar in einen Dämmerschlaf gefallen ist." Zudem hätten auch die Straßenplaner im Regierungspräsidium "die von der ehemaligen Mülldeponie im Straßenuntergrund ausgehenden Altlasten unterschätzt".
"Schlecht inszeniertes Ablenkungsmanöver"
Der so gescholtene Landrat bezeichnet Noppers Vorwürfe als "haltlos". Die geplante Verlegung der Kreisstraße K 1897, also der neue B-14-Anschluss, tangiere die frühere Müllkippe Etzwiesen. Der Bau über diese Altlast hinweg erfordere eine besondere Bauweise. Westlich der B 14 liegen Felsbänke, die die Erdarbeiten erschweren. Entlang der B 14 liegen Entwässerungsleitungen, die aufwendig verlegt werden müssen. All das verteuert das Projekt, so dass die Nachgenehmigung des Bundesverkehrsministeriums erforderlich war. Fuchs direkt an Nopper: "Statt in Larmoyanz zu verfallen, hätte ich es begrüßt, wenn Sie sich der Maßnahme konstruktiv nähern". Sinnvoll sei, wenn man sich gemeinsam bemühe, bei den Anliegern um Verständnis zu werben. Im Übrigen. so Fuchs, könne das vorhandene Straßennetz "für diesen Interimszustand" den Verkehr durchaus aufnahmen. Würden doch "für kurze Zeit" in Maubach zu den rund 6000 Fahrzeugen pro Werktag lediglich 60 weitere hinzukommen.
Für Nopper ist Fuchs' Replik indes nur ein "durchsichtiges und schlecht inszeniertes Ablenkungsmanöver". Er nennt den ganzen Vorgang "eine Granatensauerei" und verspricht, er werde "gewaltig Wind machen". Den Sturm der Entrüstung wird Fuchs allerdings nicht persönlich erleiden müssen: Denn Noppers Aufforderung, persönlich in der nächsten Backnanger Gemeinderatssitzung am 21. Juli zu erscheinen, wird der Kreischef nicht nachkommen. Stattdessen hat er jetzt seinen Finanzdezernenten Frank Geißler beauftragt, in knapp zwei Wochen in der Backnanger Höhle des Löwen die Angriffe zu parieren.