Die ordnungswidrige Nutzung der Lautlinger „Ersatz-Ortsdurchfahrt“ durch den Durchgangsverkehr in Richtung Balingen ist ein Ärgernis. Viel lässt sich nicht dagegen tun.
Dass der Durchgangsverkehr in Richtung Osten – Ebingen – an ihren Türen und Fenstern vorbeirumpelt, das haben die Anwohner der Eschach-, Von-Stauffenberg- und Falkenstraße in den vergangenen Jahren immer mal wieder erlebt und allenfalls leise murrend, wenn nicht völlig klaglos hingenommen. Aber was jetzt geschieht, ist etwas anderes: Die genannten Straßen sind praktisch vollständig zur inoffiziellen Ortsdurchfahrt mutiert, weil jetzt auch der Gegenverkehr in Richtung Balingen, der eigentlich den Umweg über Margrethausen, Pfeffingen, Zillhausen, Stockenhausen und Dürrwangen nehmen sollte, durch die parallel zur B 463 verlaufenden Seitenstraßen rollt.
Legal tut er das nicht. Die Absperrung auf Höhe der Badkap-Zufahrt signalisiert mit einem Durchfahrtsverbotsschild und den ergänzenden Schildern „frei bis Lautlingen“ und „keine Durchfahrt nach Balingen“ ziemlich unmissverständlich, was die Straßenverkehrsbehörde will: Wer hier durchfährt, sollte kein Ziel jenseits des AL-Hotels und der Kläranlage anpeilen – andernfalls begeht er eine Ordnungswidrigkeit.
Allerdings scheint das die wenigsten zu beeindrucken: Ein Wagen nach dem anderen passiert die Sperre, auch Lastwagen und Sattelzüge mit auswärtigen Kennzeichen, von denen man sich schlecht vorstellen kann, dass ihre Destinationen sich innerhalb von Lautlingen befinden. Wen wundert es, dass die Lautlinger Volksseele kocht.
Die Lautlinger müssen ja irgendwie heimkommen
Was tun? Die Frage nach einer verbindlicheren Barriere, die der Lautlinger Frank Otterbach in der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte, wurde von Jürgen Grauer, dem Bauleiter des Gesamtprojekts Tunnel-, Brücken und Bundesstraßensanierung, abschlägig beschieden. Eine wirksame Sperrung würde schließlich auch die Lautlinger treffen; Otterbach selbst müsste dann am Badkap parken und zu Fuß heimgehen. Nein, meinte Grauer, helfen könnten letztlich nur Kontrollen.
Dann mal los! Wie das Polizeipräsidium Reutlingen auf Anfrage unserer Zeitung versichert, hat es in der Tat schon Kontrollen gegeben, und es wurden auch Ordnungsstrafen verhängt. Allerdings nur sporadische – für eine ständige Überwachung, so die Pressestelle der Polizei, besitze die Polizei nicht die Kapazitäten.
Steht der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag
Zum zweiten aber wird diese Überwachung durch die Umstände zusätzlich erschwert. Natürlich können die Beamten in der Falkenstraße einen verdächtigen Lastzug anhalten – aber wenn der Fahrer dann behauptet, er sei auf dem Weg zur Firma Mey, um seine Frau mit Dessous aus dem Outlet zu beglücken, dann bleibt halt nichts anderes übrig, als ihm – natürlich unerkannt! - hinterherzufahren und ihn anzuhalten, sobald er das Ortsschild passiert habe. Der Aufwand, so die Polizei, sei beträchtlich – und die abschreckende Wirkung so gering, dass das eigentliche Ziel, Autofahrer von der Nutzung des Schleichwegs abzuhalten, glatt verfehlt werde.
Keine gute Nachricht für die Lautlinger – da ist die, dass die Straßenbauarbeiten in der Laufener und der Höristraße im Zeitplan liegen, schon besser. Dreieinhalb Wochen noch – dann, verspricht das Regierungspräsidium Tübingen, soll der Schrecken ein Ende haben.