Die Mahlberger Firmen fürchten, dass die B 3-Umfahrung zu gefährlichen Situationen in der Carl-Benz-Straße führen wird. Foto: Göpfert

Wenn die Kreisstraße K 5344, die sogenannte B 3-Umfahrung, gebaut wird, gibt es aus Mahlberger Sicht nicht nur Gewinner. Das wurde bei einer Infoveranstaltung von Stadtverwaltung und Gewerbetreibenden klar ausgesprochen

Die Spitzen aus dem Planungsteam des Straßenbauamtes des Ortenaukreises, Amtsleiter Roland Gäßler und Projektleiterin Susann Fischer-Dolz, erläuterten am Donnerstagabend im Bürgersaal des Mahlberger Rathauses den aktuellen Planungsstand im Neubauvorhaben K 5344. Rund 100 Interessierte kamen zu der Informationsveranstaltung.

 

Der Zeitplan: Wenn das Planfeststellungsverfahren zügig durchlaufen werde, dann könne schon Ende des nächsten Jahres mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werden. Aktuell werde mit einer Bausumme von 87 Millionen Euro kalkuliert, so Gäßler. Mit jedem Jahr Verzögerung müsse mit rund einer Million Euro mehr an Baukosten gerechnet werden. Noch bestehe der politische Wille im Kreistag, die Straße im Jahr 2028 dem Verkehr zu übergeben, was Gäßler aber am Montag schon einschränkend eine „sportliche Vorgabe“ nannte. Gäßler rechnet mit drei bis vier Jahren reiner Bauzeit. Wo der erste Bauabschnitt einmal sein werde, sei noch offen. „Wenn die Planfeststellung steht, können wir überall beginnen. Wir sind da dann vollkommen unabhängig“.

Vom Kreisverkehr aus geht es durch die Carl-Benz-Straße

Die Streckenführung: Die etwa elf Kilometer lange Kreisstraße, die westlich der Bahnlinie Ringsheim mit Langenwinkel und der B 36 (Autobahnzubringer Lahr) verbinden wird, beginnt im Süden an der Stelle, an der die B 3 nördlich von Ringsheim in Richtung Osten über die Bahnlinie führt. Die Anbindung an die Bundesstraße erfolgt über einen Kreisverkehr an dieser Stelle. Gen Norden erreicht die neue Kreisstraße dann in nahezu gerader Streckenführung das Industriegebiet DYN A 5. Zwischen Pelletwerk und Spedition Bracchi führt sie dann direkt auf den Kreisverkehr an der L 103. Dann geht es weiter in Richtung Norden, identisch mit der Carl-Benz-Straße durch das Gewerbegebiet Orschweier. Die Anbindung der Feldstraße erfolgt über einen Kreisverkehr, weiter nördlich auf Gemarkung Kernstadt Mahlberg wird der Schmiedeweg per Kreuzung (gegebenenfalls mit Ampelsignalisierung) angeschlossen. Dann geht es westlich an Kippenheim vorbei in Richtung Kippenheimweiler. Auf Höhe des Rebwegs, der Ostwestverbindung in Richtung Sulzer Kreuz, wird dieser asphaltierte Wirtschaftsweg über einen Kreisverkehr angeschlossen und zur breiten Straße in Richtung Sulzer Kreuz ausgebaut. Am Sulzer Kreuz erfolgt ihre Anbindung an die B 3 über einen weiteren Kreisverkehr. Am Kreisverkehr Rebweg vor den Toren von Kippenheimweiler wird die neue Kreisstraße gen Norden unter dem Rebweg hindurch und entlang der Bahnlinie in Richtung Langenwinkel bis an die B 36 herangeführt.

Der Radweg und die Grünbrücken: Parallel zur neuen Kreisstraße wird östlich davon ein vier Meter breiter Radwegfernweg gebaut. Überdies wird es aus Gründen des Artenschutzes Kreuzungseinrichtungen für Wildtiere geben. Allein drei zwischen Ringsheim und dem DYN A 5-Gelände. Das größte Wild-Bauwerk wird südlich des Mosolf-Geländes entstehen – eine 50 Meter breite sogenannte Grünbrücke. Dort befindet sich ein europäischer Wildkorridor.

Besonders der Radfernweg könnte zur Gefahrenquelle werden

Die Kritik: Erhebliche Bedenken meldeten Gewerbetreibende aus Orschweier an, die ihre Betriebsstandorte entlang der Carl-Benz-Straße haben. Sie sehen insbesondere im Radfernweg eine Gefahrenquelle, wenn große Lastwagen, um auf ihr Gelände zu kommen, den Radweg kreuzen müssen. „Unfälle sind da vorprogrammiert“, erklärte ein betroffener Gewerbetreibender. Auch Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz sparte nicht mit Kritik. Ein vier Meter breiter Radweg sei im Gewerbegebiet nicht realisierbar, so seine Auffassung. Auch wenn Roland Gäßler betonte, dass es nicht zwingend durchgängig diese Breite sein müsse und er auch 2,50 Meter breite Abschnitte für denkbar halte, beharrte Benz auf seinem Standpunkt. Verstärkt würden seine Bedenken auch dadurch, so Benz weiter, dass der Radweg als Rad- und Fußweg geplant sei. „Wir geben hier den Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer auf. Ohne eigens ausgewiesenen Gehweg geht es in der Carl-Benz-Straße nicht. Hier muss die Planung geändert werden“, forderte der Bürgermeister. Eine Forderung, die Gäßler mit einem Kopfschütteln nicht unkommentiert ließ: „Mit solchen Detailforderungen kann das Gesamtprojekt womöglich noch scheitern.“

Unterdessen hatte der Bürgermeister auch Lob für das Projekt übrig. Eingedenk der Planung der Bahn, dass während des Ausbaus der Rheintalbahn nach 2035 über sechs Jahre ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden soll, würden durch die neue Kreisstraße die Ortsdurchfahrten stark entlastet. Letztlich bringe das Projekt auch eine klare Verbesserung für die Menschen in Kippenheim und Altdorf. Benz: „Das ist für uns auch eine Frage der Solidarität.“

Kreisverkehr gefordert

 Auch die Anbindung des Schmiedewegs per Kreuzung und nicht per Kreisverkehr empfindet der Bürgermeister als suboptimal, zumal der Verkehr im Schmiedeweg durch die von der Stadt geplante und zu finanzierende neue Ortsumfahrung über die Industriestraße und den Kreuzerweg zunehmen werde. Entgegenkommen auf diesen Problemfeldern erwartet Benz auch deshalb, weil seiner Auffassung nach die Stadt beim Neubau „die Hauptlast an Zumutungen tragen“ müsse. Allein der Verkehr in der Carl-Benz-Straße werde sich künftig verdreifachen.