Diese Anzeige informiert Autofahrer, wie lange jemand bereits auf eine Mitfahrgelegenheit hofft. Quelle: Unbekannt

Hochmodern per Anhalter durch das Wolftal: Das gibt’s jetzt dank einem digitalisierten Mitfahrbänkle im Ortsteil Walke. Azubis der Firma Vega haben die einfache Holzbank aufwendig technisch aufgerüstet: inklusive Warteanzeige und Radartechnik.

Oberwolfach - Verzweifelt am Straßenrand stehen und den Daumen heben war gestern: Wer in der Nähe des Oberwolfacher Rathauses steht und zum Ortsteil Kirche oder nach Wolfach muss, für den gibt es jetzt eine Alternative zu Bus und Bahn: Ein Mitfahrbänkle der besonderen Art.

Bank ist ein Unikat

Denn die Bank, die im Ortsteil Walke am Ortsausgang Richtung Wolfach steht, ist ein Unikat, in das beeindruckende Technik integriert ist. So erkennt die Bank mittels Radarwellen, ob jemand auf ihr sitzt und leitet die Information an eine digitale Anzeigentafel weiter. Diese informiert Autofahrer, wie lange man bereits auf eine Mitfahrgelegenheit wartet.

"Es ist eine Form der alternativen Mobilität: das funktioniert hier relativ gut, weil wir ein Miteinander pflegen", erklärt der Oberwolfacher Bürgermeister Matthias Bauernfeind. Die Gemeinde sei, nachdem man vor drei Jahren eine Förderung über das Innenministerium beantragt habe, wegen das Mitfahrbänkle-Projekts auf den Sensor- und Messgerätehersteller Vega zugegangen.

Der technische Ausbilder Nico Obert und seine Azubis machten sich dann an die Digitalisierung einer Bank. "Wir haben eigentlich direkt gesagt: ja, passt gut", erklärt er. Man arbeite gerne an Projekten, die die Region stärken. "Das Material zahlten wir, die Arbeitszeit kam von den Azubis", ergänzt Bauernfeind.

Eine echte Herausforderung

Die Digitalisierung entpuppte sich schnell als Herausforderung: "Wir dachten das machen wir super einfach. Es hat sich aber mit steigendem Wissenstand als ein herausforderndes Projekt herausgestellt", merkt der inzwischen ausgelernte Azubi Paul Harter an. Neben der Technik erwies sich das Bänkle auch wegen der Corona-Pandemie mit drei Jahren als Langzeitprojekt.

Radarwellen über der Sitzfläche

Am Ende entschied man sich für Radartechnik: Ein kleiner Kasten mit einem Sensor, den die Azubis selbst entwickelt haben, sendet ungefährliche Radarwellen über die Sitzfläche zu einer Metallplatte am anderen Ende der Bank. Befindet sich niemand auf dem Bänkle, werden die Wellen vom Metall zurückgeworfen, erklärt Harter. Sobald diese Verbindung unterbrochen wird, erkennt die Bank, dass da jemand sitzt und die Wartezeit-Anzeige wird durch ein drahtloses Netzwerk aktiviert.

Akku für zehn Tage ohne Sonnenlicht

Angetrieben wird die Technik umweltfreundlich mit einer Solarzelle und einem Akku, der für zehn Tage ohne Sonnenlicht reicht.

"Wir haben sehr viel durch das Projekt gelernt", erklärt Azubi Silas Armbruster: denn man sei auf Probleme gestoßen, die man in der Ausbildung sonst nicht habe.

Bauernfeind bedankte sich herzlich bei Obert und den Azubis und erzählte humorig, dass sich schon die eine oder andere ältere Dame auf die Bank gesetzt und sich dann gewundert habe, warum Autos sie mitnehmen wollen.

Das Projekt

Die Mitfahrbänkle, die es teils schon seit 2019 im Wolf- und Kinzigtal gibt, sollen eine Alternative zum eigenen Wagen und den öffentlichen Verkehrsmitteln bieten. Auch am Oberwolfacher "Holzlädele" steht schon länger eine der roten Bänke, allerdings ohne verbaute Technik.