Wie können indonesische Azubis hier arbeiten? Das war Thema einer Veranstaltung des Welcome Centers mit (von links) Michela Crispo (Wifög), Thomas Fink (Double Six Diner), Henriette Stanley (Wifög), Nurul Aini (Ärztin) und Ramona Shedrach (Welcome Center). Foto: Matthias Schanz

Außergewöhnliche Zeiten erfordern bekanntlich außergewöhnliche Maßnahmen – deshalb zeigt das Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg, wie Unternehmen in der Region Azubis in Indonesien gewinnen können.

„Was muss ich beachten, wenn ich einen Azubi aus einem Drittland einstellen möchte?“ Einiges, wie sich herausstellt: Sprachnachweis, Einkommensnachweis, Ausbildungsvertrag und die Zustimmung der Arbeitsagentur für Arbeit – der Prozess ist also alles andere als ein Selbstläufer.

Mehr als 60 Interessierte lockte die Veranstaltung in das Haus der Wirtschaft, um in der Industrie- und Handelskammer (IHK) mehr zu den Möglichkeiten mit Indonesien zu erfahren und Erfahrungen auszutauschen – der Fachkräftemangel war auch hier Thema.

„Wo habt Ihr denn einen Mangel?“

Nurul Aini, indonesische Unternehmerin und Ärztin, beschreibt die Ausgangssituation wie folgt: „Während in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ein Bewerber auf drei offene Stellen kommt, ist es in Indonesien genau andersherum: Hier erhält fast jeder Zweite keinen Ausbildungs- oder Studienplatz.“ Die indonesischen Jugendlichen seien „opportunity catchers“ (auf Deutsch etwa Chancen-Ergreifer) – auf die Frage „Was willst du in Deutschland machen?“ käme oft die Antwort: „Wo habt ihr denn einen Mangel?“ Diese Flexibilität käme deutschen Arbeitgebern zugute.

Auch Thomas Fink, Geschäftsführer des Double Six Diner in Donaueschingen hat durchgehend positive Erfahrungen. Seit 2018 bildet er indonesische Jugendliche aus, aktuell fünf an der Zahl: „Wenn jemand um die halbe Welt reist, kann man davon ausgehen, dass er oder sie motiviert ist zu arbeiten.“ Seine Erkenntnis: „Ausbildung ist allgemein kein Selbstläufer – unabhängig davon, aus welchem Land die Person kommt. Eine gute Betreuung durch den Betrieb ist deshalb das A und O. Ja, das bindet vor allem zeitliche Ressourcen. Aber unter dem Strich ist es das auf jeden Fall wert.“

Die Hemmschwelle Sprache ist nicht unüberwindbar

Natürlich wurden auch Hürden thematisiert. Die duale Ausbildung ist in Indonesien weitgehend unbekannt, das Matching zwischen Unternehmen und Betrieb erfolgt deswegen oft nicht anhand der gängigen Berufsbilder, sondern erst einmal wird geklärt, welche Branche in etwa in Frage kommt. Sprache ist ebenfalls eine Hemmschwelle, aber nicht unüberwindbar – hier kommt es oft auf die individuelle Person an. Nicht zuletzt sollten Betriebe genügend Zeit für den Prozess bei den Behörden einplanen, dieser kann schon mal gut 19 Wochen in Anspruch nehmen.

Ramona Shedrach vom Welcome Center ist zufrieden mit dem Ergebnis der Veranstaltung: „Wir konnten den Unternehmen hiermit ein konkretes Unterstützungsangebot machen (...) Gleichzeitig konnten wir heute einmal mehr die Bedarfe der Unternehmen aufgreifen – etwa nach einer internationalen Schule in der Region – um uns bei den politischen Entscheidungsträgern für Verbesserungen einzusetzen.“