Getriebeproduktion im neuen ZF-Werk Gray Court in South Carolina. Hier werden künftig nicht nur 8-Gang-Automatikgetriebe, sondern auch die neuen 9-Gang-Automatikgetriebe gefertigt Foto: ZF

Wegen der schwachen Marktentwicklung in Europa und bei Windenergie nimmt ZF Friedrichshafen seine Wachstumspläne etwas zurück. Der hinter Bosch und Continental drittgrößte deutsche Autozulieferer rechnet 2013 aber dennoch mit rund zehn Prozent Umsatzzuwachs.

Stuttgart - Wachstum soll in diesem Jahr vor allem durch neue Technologien und Produkte kommen. Viel verspricht sich ZF Friedrichshafen etwa vom Serienanlauf des weltweit ersten 9-Gang-Automatikgetriebes. Zu den Kunden zählen Land Rover und Chrysler. Das Getriebe, mit dem ein Auto bis zu 16 Prozent weniger Sprit verbraucht, läuft in der neuen Fabrik in South Carolina/USA vom Band. Dort hat ZF 350 Millionen Euro investiert. Serienstart ist für Juli geplant. Die Fabrik, die einmal 1200 Mitarbeiter beschäftigen soll, ist auf 800 000 Getriebe pro Jahr ausgelegt.

Im vergangenen Jahr hat ZF trotz eines Rekordumsatzes von 17,4 Milliarden Euro (plus zwölf Prozent) weniger verdient. Das operative Ergebnis ist um fast ein Fünftel auf 687 Millionen Euro eingebrochen. Das entspricht einer Umsatzrendite von rund vier Prozent. Die soll sich in diesem Jahr verbessern. Die Zielrendite von 6,5 Prozent wird ZF aber noch nicht so schnell erreichen.

Neue Fabriken in Nordamerika und China

Belastet wurde das Ergebnis unter anderem durch die Unterauslastung einiger Werke, die den Pkw-Volumenmarkt beliefern, während andere an der Kapazitätsgrenze produziert haben. So hatte man sogar Schwierigkeiten, alle Premiumhersteller zu beliefern. „Beides ist mit Mehrkosten verbunden“, sagte ZF-Chef Stefan Sommer in Stuttgart. Deshalb soll die Produktion und die Produkte in den Werken besser ausbalanciert werden.Weitere Gründe für den Ertragsrückgang waren hohe Kosten für den Bau neuer Fabriken etwa in Nordamerika und China, ebenso die Sanierung der 2011 zugekauften Gusstechnik-Aktivitäten sowie die schwierige Situation im Windkraftgeschäft, wo Abschreibungen von 70 Millionen Euro nötig waren.

ZF hat in Georgia/USA eine eigene Fabrik für Windkraftgetriebe. Zwar sprach der ZF-Chef noch von einem „ordentlichen Jahr 2012“ , bei dem man mit Windkraftgetrieben kein Geld verloren habe, doch machten der starke Marktrückgang bei Windenergie in Europa, die abgekühlte Euphorie im Offshoregeschäft und das Auslaufen von Subvention in den USA einen Strich durch die Windenergiepläne des Autozulieferers. In China hat sich ZF deshalb von 400 Mitarbeitern getrennt. In Belgien, wo ZF den Hersteller von Windkraftgetrieben, Hansen Transmission, übernommen hatte, laufen Verhandlungen zu Strukturanpassungen. „Wir halten aber an der Windkraft fest“, sagte Sommer. In diesem Jahr dürfte der Umsatz in diesem Bereich allerdings um gut 100 Millionen auf 230 Millionen Euro sinken.

Der Autozulieferer, der auf Antriebs- und Fahrwerktechnik spezialisiert ist, macht fast 70 Prozent seines Umsatzes mit Autokunden. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes erzielt ZF in Europa, fast 20 Prozent sind es jeweils in Nordamerika beziehungsweise in Asien-Pazifik. In Nordamerika hat der Umsatz um 40 Prozent zugelegt, in Asien Pazifik um 21 Prozent.

ZF-Chef schließt Kurzarbeit nicht aus

Um flexibel auf weitere Marktrückgänge reagieren zu können, verhandelt ZF derzeit auch mit Arbeitnehmervertretern. Am Stammsitz Friedrichshafen, der besonders vom Einbruch der Nutzfahrzeugkonjunktur getroffen ist, hofft Sommer mit dem Abbau von Arbeitszeitkonten und Schließtagen über die Runden zu kommen. Sollte es aber weitere Marktrückgänge geben, schließt der ZF-Chef Kurzarbeit nicht aus.

Trotz des Ergebnisrückgangs zahlt der Zulieferer rund 42 000 Mitarbeitern in Deutschland auch dieses Jahr einen Erfolgsbonus – je 1000 Euro. Die Zahl der Mitarbeiter soll auch in diesem Jahr steigen. Weltweit sollen rund 3500 Beschäftigte hinzukommen, über 1000 davon in Deutschland.

Wegen neuer Bilanzierungsregeln wird die ZF Lenksysteme GmbH, ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmens von ZF und Bosch, künftig nicht mehr anteilig in der Bilanz auftauchen. Es wird nur noch als Beteiligungswert ausgewiesen. Damit fehlen in der ZF-Bilanz rund zwei Milliarden Euro Umsatz.

Neu konstituiert hat sich auch der Aufsichtsrat des Konzerns. Für die Kapitalseite sitzt ab Mai 2013 unter anderem der frühere ZF-Chef Hans-Georg Härter in dem Gremium. Der 67-Jährige hatte vor einem Jahr das ZF-Steuer an Sommer übergeben.