Die neue Vertriebschefin der Daimler-Autosparte ­Mercedes-Benz Cars, Britta Seeger. (Archivbild) Foto: dpa

Die neue Mercedes-Vertriebschefin Britta Seeger steht erstmals auf dem Genfer Autosalon im Rampenlicht.

Genf - Es war gleich eine doppelte Premiere in Genf: Britta Seeger präsentierte auf dem Autosalon vor Journalisten aus aller Welt das neue Cabrio der E-Klasse und zugleich stand auch die neue Vertriebschefin der Daimler-Autosparte Mercedes-Benz Cars erstmals im Rampenlicht der wichtigsten europäischen Neuheitenschau in diesem Frühjahr.

Zum Jahresanfang hat die Diplom-Betriebswirtin den Job von Ola Källenius übernommen, der jetzt Forschungs- und Entwicklungsvorstand ist. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten und nun die zweite Frau im Daimler-Vorstand neben Renata Jungo Brüngger, die den Bereich Recht und Integrität leitet.

Britta Seeger ist zwar in Bonn geboren, doch wenn man mit der Vertriebschefin spricht, hört man, dass die 47-Jährige keine Rheinländerin ist. Sie hat in Fellbach ihr Abitur gemacht, studierte an der Stuttgarter Berufsakademie und ist seit 1992 bei Daimler.

Welche Neuheiten beim Genfer Autosalon präsentiert werden, sehen Sie im Video:

Chefin für das gesamte Ersatzteilgeschäft des Konzerns

Britta Seeger sammelte bei Daimler vielfältige Führungserfahrungen in Vertrieb und Marketing, leitete beispielsweise eine Abteilung, die Voraussetzungen für den Kundenkontakt über das Internet schuf. „Bereits vor rund 20 Jahren haben wir damit begonnen, unsere Händler fit für die Online-Welt zu machen“, erläutert Seeger nach der Genfer Premiere im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir haben Web-Seiten für alle Händler und Länderseiten für Mercedes-Benz aufgebaut sowie verschiedene Konfiguratoren für unsere Kunden und Interessenten eingeführt“. Später war sie weltweit für das gesamte Ersatzteilgeschäft des Konzerns zuständig.

Danach ging die Managerin mit ihrem Mann und den drei Kindern für Daimler ins Ausland. Als Chief Executive Officer (CEO) wurde sie im März 2013 Chefin in Südkorea für den Vertrieb. Zwei Jahre darauf übernahm sie die Gesamtverantwortung für das Lkw- und Busgeschäft in der Türkei. Dort war sie an oberster Stelle für den Vertrieb von Nutzfahrzeugen und auch für das Lkw-Werk im anatolischen Aksaray und das Omnibuswerk in Hosdere vor den Toren der türkischen Metropole Istanbul zuständig.

Die Türkei ist offener für Frauen in Führungspositionen als Deutschland

Gab es in der dortigen Kultur nicht Vorbehalte gegen Frauen in Spitzenpositionen der Industrie? „Die Türkei ist deutlich offener als Deutschland für Frauen in Führungspositionen. Dort gibt es viele Familienunternehmen, die von Frauen geführt werden“, erläutert die Daimler-Managerin. „In Korea ist eine Frau in meiner Position in der Automobilindustrie sehr ungewöhnlich. Ich habe das aber nie als Herausforderung empfungen. Die Kollegen waren alle sehr zugänglich“, meint Seeger. „Wenn wir über das Geschäft geredet haben, war es kein Thema. Wir haben alle am gleichen Strang gezogen. Gemeinsam wollten wir das Geschäft nach vorne bringen.“

Korea hat der Managerin gut gefallen. Es sei ein tolles Land, sehr dynamisch mit einer jungen Bevölkerung, die etwas bewegen will. „Korea hatte in den fünfziger Jahren deutlich schlechtere Startchancen als beispielsweise die Türkei. Dass sich Korea in wirtschaftlicher Hinsicht so gut entwickelt hat ist beeindruckend und auch dem Spirit der Menschen dort zu verdanken. Sie arbeiten hart, sind aber auch sehr lebenslustig“, berichtet die Vertriebschefin.

Die Herausforderungen waren indes in Korea und in der Türkei recht unterschiedlich. „In Korea mussten wir Wachstum meistern, in der Türkei die Krise im Land. Beides schweißt ein Team zusammen.“

Seit einigen Jahren wird auch der Online-Verkauf von Neuwagen getestet

Welche Aufgaben stehen nun künftig in der Autosparte von Daimler an? „Wir setzen uns intensiv damit auseinander, welche Services der Kunde in der Zukunft möchte, wo er uns begegnen wird, im Autohaus, im Internet oder in neuen Formaten, wie etwa unseren Mercedes me Stores.“ Der erste dieser Stores entstand in Hamburg an der Binnenalster. Dort kann man einen Kaffee oder Bio-Apfelsaft trinken und etwas essen, es werden Ausstellungen, Lesungen und Konzerte veranstaltet. Man kann sich natürlich auch über Autos informieren.

Der weltweit größte Store wurde vor einem Jahr im Szeneviertel Sanlitun in Peking eröffnet. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Mercedes me Store in Peking. Wir erreichen mit unseren innerstädtischen Formaten Menschen, die wahrscheinlich nie einen Fuß in ein klassisches Autohaus setzen würden,“ sagt die Daimler-Managerin.

Seit einigen Jahren wird auch der Online-Verkauf von Neuwagen getestet, unter anderem auch beim Smart in Italien, wo schon viele Wagen über das Netz verkauft worden seien. „Wir lernen mit Online-Stores sehr intensiv, welche und wie viele Kunden tatsächlich bereit sind, den gesamten Verkaufsprozess online zu machen“, erläutert Seeger. Das Absatzvolumen sei dabei für Daimler indes nicht von vorrangiger Bedeutung.