Die Calwer Ernährungsmedizinerin Daniela Oltersdorf setzt auf gesunde heimische Produkte wie hier beim Apfel-Möhren-Salat. Foto: A. Rogge & J. Jankovic/Thieme

Die Calwer Frauenärztin und Ernährungsmedizinerin Daniela Oltersdorf hat ein neues Buch geschrieben. Sie erklärt darin, wie gesund eine nordische Ernährung sein kann.

Die mediterrane Ernährung kennen vermutlich viele Menschen. In den Ländern im Süden landen viel frisches Gemüse, gesunde Fette wie Olivenöl, Hülsenfrüchte oder Fisch auf den Tellern. Das Ergebnis: Die Menschen in Italien oder Griechenland bekommen weniger Herzinfarkte und leben länger. Wegen dieser positiven Effekte erfreut sich diese Art der Ernährung auch hierzulande großer Beliebtheit.

 

Das weiß auch die Calwer Ärztin Daniela Oltersdorf. Daniela Oltersdorf ist Gynäkologin und Ernährungsmedizinerin. Die 49-Jährige betreibt eine Privatpraxis für Ernährungsmedizin in Calw. Sie ist zudem Autorin und hat Bücher über reizarme Speisen, Ernährung für Familien mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ihre Erfahrung als Frühchen-Mutter geschrieben.

Daniela Oltersdorf Foto: Oltersdorf

Über die mediterrane Diät habe sie auf ihrer Fortbildung zur Ernährungsmedizinerin viel gelernt, erzählt sie. Dort hat die Ärztin aber auch von der neuen nordischen Diät erfahren. „Das ist der deutschen Küche viel näher als die mediterrane Diät“, sagt Oltersdorf. Allerdings sei diese nordische Ernährung in Deutschland recht unbekannt. So kam der Medizinerin die Idee zu ihrem neuen Buch „Nordic Diet – Die Heilkraft der nordischen Ernährung nutzen“, das im Trias-Verlag erscheint.

Was ist die Nordic Diet?

„Eigentlich sind es Rezepte wie bei Oma“, erklärt Oltersdorf die Ernährungsform. Im Kern stünden dabei frische und heimische Lebensmittel. Diese Nordic Diet habe viele gesundheitliche Vorteile. Entstanden sei sie in den 1950er Jahren. „Damals war die nordische Ernährung die schlechteste“, so Oltersdorf. Die Menschen in Skandinavien hätten deshalb an vielen Zivilisationskrankheiten gelitten. Forscher hätten die Gründe dafür in der Ernährung gefunden – und diese auf ursprüngliche Lebensmittel zurückgestellt. Ähnlich wie bei der mediterranen Ernährung stehen gesunde Fette, Gemüse und Proteine im Vordergrund. „Es geht nicht um Köttbullar und Zimtschnecken“, stellt die Medizinerin klar.

Welche Lebensmittel gehören dazu?

Laut Oltersdorf setzt die Nordic Diet auf Getreide wie Roggen, Hafer oder Gerste. Dazu kommen heimische Früchte wie Beeren, Äpfel und Birnen. Auch Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken oder Petersilienwurzel stehen auf dem Plan. Dazu landen Kohlarten wie Brokkoli, Rosenkohl und Wirsing auf dem Tisch. Oltersdorf empfiehlt dreimal pro Woche den Verzehr von Fisch wie Lachs, Hering, Forellen oder Wildkabeljau. Fleisch kommt selten auf den Teller. Die Medizinerin rät zu Wild. Das sei weniger mit Antibiotika belastet. Als Öle empfiehlt sie Lein- und Rapsöl. Milchprodukte sollten fettarm sein. Dazu zählen: Skyr, leichte Joghurts und leichter Käse. Nüsse und Saaten wie Walnüsse, Kürbiskerne, Haselnüsse oder Leinsamen komplettieren die Nordic Diet. „Im Prinzip geht es um Lebensmittel, die im eigenen Garten wachsen könnten“, so Oltersdorf.

Welche Vorteile bringt die Nordic Diet?

Oltersdorf nennt hier zu allererst die Gesundheit. 300 Studien habe sie für die Recherche zum Buch gelesen. Das Ergebnis sei eindeutig: „Die Leute leben länger“, sagt Oltersdorf über Menschen, die sich nach den Richtlinien der Nordic Diet ernährten. „Fette sind der entscheidende Unterschied“, folgert sie. Fett sei nicht per se schlecht, pflanzliche Fette aber deutlich gesünder als tierische. Und Rapsöl sei so gesund wie Olivenöl. Generell verhindere die Nordic Diet Übergewicht. „Ganz ohne Kalorienzählen“, verspricht sie. Und allein das beuge vielen Krankheiten und Alterserscheinungen wie Diabetes, Herzinfarkt, Arteriosklerose oder Krebs vor, sagt die Ärztin.

Lachs mit gebratenem Stangen-Brokkoli, Kürbiskernen und Joghurt-Dip Foto: M. Bergmann/Thieme

„Wenn Männer jeden Tag 100 Gramm Heidelbeeren essen würden, wäre das ein wunderbarer Schutz vor Prostatakrebs“, so Oltersdorf. Der Grund seien die enthaltenen Polyphenole. Das sind die Pflanzenfarbstoffe, die in bunten Beeren und Gemüse enthalten sind. Haferflocken und Roggenbrot seien für Diabetiker gut. Beide Lebensmittel stabilisierten den Blutzuckerspiegel. Die Nordic Diet helfe zudem Frauen in den Wechseljahren.

Welche weiteren Vorteile hat die Ernährungsform?

Die heimischen Lebensmittel hätten kürzere Transportwege, so Oltersdorf. Das spare Kohlenstoffdioxid und führe zu einer besseren Umweltbilanz. Wer esse, was aktuell in der Region wachse, bekomme zudem sehr frische Lebensmittel – und spare Geld. Leinsamen seien deutlich billiger als Chia-Samen, Rapsöl weitaus günstiger als Olivenöl. Die heimischen Varianten seien aber gleichermaßen gesund. „Es gibt viele gute Sachen hier in der Region“, sagt Oltersdorf.

Ist die Nordic Diet zu aufwendig?

Nein – zumindest wenn man Oltersdorf fragt. Manche Gerichte wie Suppen, Eintöpfe oder Overnight-Oats ließen sich gut vorbereiten, sagt sie. Letzteres sind über Nacht eingeweichte Haferflocken. Ein gesundes Roggensauerteigbrot bleibe lange frisch, müsse also nicht so oft nachgebacken oder -gekauft werden. In ihrem Buch Oltersdorf über 100 Rezepte.

Info: „Nordic Diet - Die Heilkraft der nordischen Ernährung nutzen“ von Daniela Oltersdorf erscheint im Trias-Verlag. 184 Seiten kosten 28 Euro.

Rezepte

Apfel-Möhren-Salat
für zwei Personen (Zubereitungszeit 15 Minuten): Benötigt werden 2 Möhren, 1 säuerlicher Apfel (Boskop, Braeburn), 1 TL Roh-Rohrzucker, 1 Prise Salz, 3 EL Samen (Kürbiskerne, Leinsamen sowie heller und schwarzer Sesam) und 2 EL Rapsöl.

Lachs mit gebratenem Stangen-Brokkoli, Kürbiskernen und Joghurt-Dip
für zwei Personen (Zubereitungszeit 15 Minuten):Benötigt werden 2 Wildlachsfilets à 150 g, Salz, Pfeffer, 2 EL Rapsöl, 2 Stängel Dill, 8 Stangen-Brokkoli (je nach Größe), Knoblauch-Rapsöl in einer Sprayflasche, 1 EL Kürbiskerne und für den Dip 100 g Joghurt oder Skyr, 2 Prisen Meersalz, 1 Prise edelsüßes Paprikapulver, Pfeffer, 1 Prise Zucker, 1 Frühlingszwiebel und 2 Stängel Petersilie.