Dietmar Gebert präsentiert seine druckfrischen Werke. Foto: Gebert

Schockdiagnose Darmkrebs: Viele Betroffene verfallen nach diesem Befund in Selbstmitleid und bauen eine Mauer um sich auf. Wie es anders geht, erzählt Dietmar Gebert aus Seedorf in seinen neu erschienenen Buch "Tumor mit Humor".

Dunningen-Seedorf/Schramberg - Gebert schildert in seinem 160 Seiten umfassenden Werk sein Schicksal mit der Diagnose Darmkrebs auf eine humorvolle Art und Weise. Sein Hauptanliegen: "Ich möchte Krebs-Patienten Mut machen. In dieser schwierigen Lebensphase Haltung zu zeigen und nicht den Teufel an die Wand zu malen, ist Teil des Heilungsprozesses." An der ernsten und lebensbedrohlichen Situation könne man nichts ändern, sehr wohl zu beeinflussen sei aber der Umgang mit der Krankheit.

Krebs-OP im Corona-Lockdown

Die Besonderheit bei Gebert: Der Krebs wird mitten im ersten Corona-Lockdown Im März 2020 entdeckt und kurz darauf auch operiert. Der Untertitel lautet daher folgerichtig "Darmkrebs in Corona-Zeiten" und Gebert nimmt die Leser somit auf seine persönliche "Reise nach Darm-Stadt" – dabei sind in Corona-Zeiten touristische Aktivitäten doch eine Ausnahme. Nur ein Beispiel für den satirischen Schreibstil Geberts.

Das Buch ist nun druckfrisch im HCD-Verlag erschienen. Wichtig ist dem gebürtigen Schramberger, dass er Darmkrebs keinesfalls verharmlosen möchte. Dennoch wolle er sich mit Humor abgrenzen von den ernsten Sachbuchwälzern, um sein persönliches Schicksal zu beschreiben. Ebenfalls betont Gebert, der in der Zwischenzeit geheilt ist, dass die wie Tagebucheinträge wirkenden Beiträge im Buch auch zum jeweiligen Zeitpunkt des Geschehens geschrieben wurden. "Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich erst im Nachgang der erfolgreichen Therapie die Situation humorvoll dargestellt habe."

Buch aus Blog-Beiträgen

Der Beweis: Das Buch ist aus Online-Blogeinträgen entstanden, den der Seedorfer während seiner Klinik- und Rehabilitationszeit für seine Freunde und Kollegen geführt hat. Als sein Sohn die Seite aus dem Internet nahm, kamen viele Bekannte auf Gebert zu und animierten den 56-Jährigen zu einem literarischen Werk. "Am Tag nach der Diagnose habe ich Familie, Freunde und Kollegen über meine Situation informiert. Meinen humorvollen Umgang mit der Krankheit fanden alle großartig, und so habe ich anfangs täglich diesen Blog geschrieben", erzählt Gebert im Gespräch mit unserer Redaktion.

Krebs als Angestellter

Beispiel für den einzigartigen Schreibstil gefällig? Gebert, beruflich in der Personalabteilung von Hansgrohe in Schiltach tätig, gibt dem Krebs eine menschliche Gestalt, indem er für diesen eine Stellenbeschreibung ausgibt, ein Einstellungsgespräch führt und später den Aufhebungsvertrag unterzeichnet: "So habe ich eine charmante Art gefunden, mich mit dem Krebs auseinanderzusetzen." So bekommt der Krebs beispielsweise eine Abfindung in Höhe von 15 000 roten Blutkörperchen.

Darüber hinaus macht er aus den unangenehmen Geräuschen während des Röntgens in einem Kernspin-Tomographen eine "Wer wird Millionär-Quizfrage". "Wie viele unterschiedliche Geräusche haben Sie gezählt?", stellt sich Gebert selbst die Frage und gibt vier Antwortmöglichkeiten in der Spanne von drei bis 256 Geräuschen. Der 56-Jährige wundert sich darüber: "Ganz ehrlich, wenn für so ein Gerät viel Geld ausgegeben wird, müsste doch wenigstens der Schallschutz stimmen", bemerkt Gebert satirisch.

"Nimm’s mit T(H)umor"

Neben dem Motto "Nimm’s mit T(H)umor", Geberts ursprünglichem Wunschtitel, gibt es aber auch detailreiche und informative Einblicke in die OP- und Reha-Phase im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Wie fühlt man sich, wenn 23 Zentimenter des Darms entfernt werden? In welchen Dingen muss man Verzicht üben, trotz Genesung? Auf diese Fragen finden die Leser genauso Antworten wie auf wissenschaftliche Erkenntnisse zum Darmkrebs im Allgemeinen. Der leidenschaftliche Gesellschaftsspiele-Liebhaber entwickelte während seiner Reha gar zwei Spiele, die er ebenfalls vorstellt.

Das Sahnehäubchen auf der Torte sind eigens geschossene Fotos aus dem Klinikalltag. Das Cover des Buches hat sein Sohn Jan illustriert, die gezeichneten Bilder im Buch stammen von seiner Frau Sabine Hübner-Gebert. "Die Unterstützung durch meine Familie ist überwältigend", freut sich der Seedorfer.

Theaterstücke geschrieben

Woher hat Gebert sein Autoren-Talent? "Im Deutsch-Unterricht in der Schule hat sich das auf jeden Fall nicht angedeutet", lacht der 56-Jährige. Während seiner Abi-Phase sei auch schonmal ein Aufsatz mit null Punkte bewertet worden. Die Begeisterung kam dann über die Satire, die er selbst gerne liest. "Ich kann sowieso nur humorvoll schreiben." Ernste Töne mag Gebert seiner Feder nicht entlocken. Nun also die Buchpremiere mit persönlichem Happy-End.

In der Branche ist er dennoch nicht unbekannt: Theaterstücke für das Kolping-Theater in Schramberg wie "Senioren außer Rand und Band" hat er schon geschrieben und auch Kurzgeschichten sowie Stücke für die Fastnacht – ein weiteres Hobby Geberts – gehören zur Autoren-Vita des 56-Jährigen. Also betritt Gebert nicht völlig neues literarisches Neuland.

Bewusster leben

Wie geht es dem Seedorfer heute – anderthalb Jahre nach der Schockdiagnose? "Ich bin schmerzfrei", verkündet Gebert frohe Kunde. Aus der Zeit geblieben sei ein bewussterer Lebensstil. Weiter habe er Respekt vor dem Krebs. "Man kann nicht garantieren, dass er zurückkommt." Ab dem kommenden Jahr hofft der gebürtige Schramberger darauf, dass "Tumor mit Humor" es auch in das Angebot des Online-Riesen Amazon schafft. "Geld verdienen war aber nie mein Ziel", erklärt Gebert. Wenn es mir gelingt, den Lesern ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern, ist das für mich ein unbezahlbares Gefühl und mit keinem Geld der Welt zu kaufen."

Info: Das Buch "Tumor mit Humor"

■ Ab sofort für 15,80 Euro beim HCD-Verlag per E-Mail unter sekretariat@hcd-verlag.de bestellbar. Der HCD-Verlag hat Weihnachtsurlaub vom 22. Dezember bis 1. Januar.