Lars Hipp stellt in seinen Werken alltägliche Momente in detailreicher Sicht dar. Foto: Menzler

Mit 23 Jahren bereits zwei Bücher veröffentlicht. "Ich bin jemand, der viel aufsaugt."

Horb-Dettingen - Momente, die jedem Menschen passieren, sind für den jungen Lars Hipp wie eine Goldgrube. Er hält diese fest und regt zum Nachdenken und Verinnerlichen an. Bereits zwei Miniatursammlungen hat er veröffentlicht.

Mit 22 Jahren entschied sich Lars Hipp aus Dettingen dazu, seinen Traum als Autor zu verfolgen.

Nach Versuchen der Jobfindung begann er ein Fernstudium zum Drehbuchautoren. Dabei festigte sich seine Liebe zum Schreiben. Sein Traum: Eine Doku-Fiktion über den englischen Boxer und Regelgeber Jack Broughton. "In einer autobiografischen Weise möchte ich den Werdegang des Boxers festhalten", erzählt Hipp im persönlichen Gespräch.

Zum Nachdenken anregen

Diese Idee behält er bei, wobei er noch Erfahrungen sammelt, einen gesamten Roman zu verfassen. Mittlerweile begeistert Hipp vor allem das Festhalten von alltäglichen Momenten. Was er im Alltag erlebt, hält er in Kurzgeschichten und mittlerweile auch Gedichten fest. Dabei sollen seine Bücher – seine Miniatursammlungen von Geschichten und Gedichten – zum Nachdenken und Verinnerlichen anregen.

Seine beiden Veröffentlichungen "Kaffee-Chroniken" und "Kleinigkeiten" erzählen von Begegnungen, Gefühlen, dem Empfinden im Alltag. "Ich sitze meist in einer Kneipe, bin mehr der Beobachter. Alleine in der Öffentlichkeit. Durch Umgebung und Musik entsteht eine Gefühlssituation in jedem Menschen. Diese halte ich fest", beschreibt der junge Autor. "Ich schreibe die Texte auf dem Handy direkt nieder, ohne wirklich darüber nachzudenken. Im Verlauf des Schreibens und beim Lesen danach wird erst klar, was ich damit aussagen will."

Eine Besonderheit des zweiten Buches "Kleinigkeiten": "Es besitzt weder Seitenzahlen noch ein Inhaltsverzeichnis. Dem Leser soll es wie mir ergehen. Ich habe diese Momente einfach erlebt. Ohne Vorwissen, was ihn erwartet, soll der Leser das Buch aufschlagen und den Moment (erzählt) erleben", erzählt Hipp.

Zudem besteht es aus zwei Kapiteln, vorab seine bekannten Prosa-Texte, darauffolgend Liebesbriefe an das Leben. Darunter befinden sich Liebesbriefe an das Vermissen, das Altwerden, den Abstand – wobei dieser vor der Corona-Zeit geschrieben wurde – und an das Glück.

Seine Miniatursammlungen seien szenisch gestaltet und tiefgründig: "Ich bin jemand, der viel aufsaugt. Ich beobachte und nehme meine Umgebung genauestens wahr. Natürlich schreibe ich aus eigenen Erfahrungen und meiner Wahrnehmung, doch da ist viel Spielraum zum Interpretieren, in dem sich jeder wiederfinden kann."

Lyriker Sayer überzeugt

Viel von seinen Geschichten und Gedichten kann man auf seiner Facebook-Seite "Viements" und seinem gleichnamigen Instagram-Profil lesen. Im Moment sei er noch auf der Suche nach einem Verlag, mit dem er zusammen seine weiteren Werke veröffentlichen kann.

Hipp hatte seine erste Lesung im Gasthof Adler vergangenen Mittwoch in Dettingen. Dort las er mehrere Texte aus "Kaffee-Chroniken" und "Kleinigkeiten" vor. Machte aber aufmerksam auf sein sich in Arbeit befindendes Werk "Auszeit". In diesem wird er nicht nur Geschichten, sondern auch Gedichte verewigen.

Auch der bekannte Dettinger und Lyriker Walle Sayer besuchte die Lesung. Wie Sayer unserer Zeitung erzählt, kenne er Hipp schon seit langem – er sei im gleichen Alter wie Sayers Tochter. "Die Lesung hat mir sehr gut gefallen", sagt Sayer und verdeutlicht: "Wenn man frühere Stücke von Lars kennt, hat er sich super entwickelt. Seine Geschichten haben Substanz, sind voll von Details. Und: Er hat was zu sagen. In einer Art Alltagsphilosophie beschreibt er das Leben junger Leute in Kneipen, alleine, auf der Suche wohin es geht."

Info: "Abstand" von Lars Hipp

Der Weg am Ufer, von mehr Zigarettenstummel als Kies gezeichnet, gilt als die Runde die jeder schafft. Es geht nicht viel bergauf oder -ab. Viele Kurven gibt es nicht. Doch der Ausblick aufs im Sonnenlicht glitzernde Wasser ist, was so viele dazu bewegt hier ihren Spaziergang zu tätigen. Heute allerdings sieht man nur Paare und vereinzelt mal einen Einzelnen wie mich. Mit Kaffee vom Bäcker und einer neuen Schachtel Kippen tu’ ich mir schwer nicht an der Weggestaltung beizutragen, denn fehlende Aschenbecher gibt es hier überall.

Es ist die große Zeit der Pandemie und nicht nur der Abstand zu anderen Menschen, sondern auch der zum Alltag wird größer. Schon jetzt werden Regeln gelockert, doch wem nützt das, wenn er noch mehr Angst bekommt weil wieder gebummelt und getummelt wird. Eine 50 Euro Strafe hier und 500 Euro dort. Ein solcher mit leerem Geldbeutel wird den Abstand einhalten, sollte man denken. Deshalb bin ich heute allein unterwegs. Kein Geld, um es für fehlenden Abstand auszugeben, wenn der Abstand in mir doch stetig wächst. Abstand wird wohl das Wort des Jahres werden, selbst wenn wir mit genug Raum zurück blicken in diese Zeit, in der nicht nur der Abstand zwischen Menschen, sondern genauso der zur Menschlichkeit gefährlich ist.