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Der Autobauer rechnet in seiner Autosparte für 2012 mit einem Rückgang beim operativen Gewinn und reagiert mit Sparmaßnahmen.

Frankfurt/Stuttgart - Selbst Deutschlands Oberklasse-Autobauer Daimler und Porsche können sich nicht länger vor der Absatzkrise in Europa verstecken. Auch sie spüren die schwindende Nachfrage immer stärker und müssen notgedrungen ihre Ziele neu ausrichten. Am Donnerstag räumte Daimler-Chef Dieter Zetsche ein, der Gewinn der Pkw-Sparte werde im zweiten Halbjahr hinter die Zahlen der ersten sechs Monate zurückfallen. Damit bliebe der operative Gewinn auch für das Gesamtjahr unter den 5,2 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Die Daimler-Aktie fiel nach den Aussagen zwischenzeitlich um bis zu vier Prozent.

Sparprogramm „Fit for Leadership“ bei Daimler

Zwar hatte Zetsche das laufende Jahr schon bei der Vorlage der 2011er-Bilanz im Februar als „Übergangsjahr“ angekündigt. Die Entwicklung in Europa sei aber „negativer, als wir sie noch vor kurzer Zeit erwartet haben“, bekannte er jetzt. Von Januar bis Juni hatte die Auto-Sparte mit den Marken Mercedes-Benz, Smart, Maybach und AMG gut 2,5 Milliarden Euro abgeworfen - im Vergleich zu 2011 war das bereits ein Rückgang von zehn Prozent.

Nun dürfte es also noch ein wenig steiler bergab gehen. Um gegenzusteuern, kündigte Zetsche bereits das Sparprogramm „Fit for Leadership“ an. Wie und wo genau die Kosten gedrückt werden sollen, werden die nächsten Wochen zeigen. Nach wie vor will Daimler bis 2020 die Konkurrenten BMW und Audi überholen und an die Spitze des Oberklasse-Segments rücken.

Nicht umsonst hatte Zetsche Anfang des Jahres für den Konzern keinen Zuwachs beim operativen Gewinn in Aussicht gestellt. Stattdessen hatte er angekündigte, dass die Profitabilität wegen hoher Investitionen zur Erweiterung der Modellpalette sinken werde. Doch bis die ihre Wirkung entfaltet, dauert es wohl noch ein wenig. Trotz der 50.000 Vorbestellungen wird zumindest die Mitte September als großer Hoffnungsträger gestartete neue A-Klasse das laufende Jahr nicht zu weiteren Rekorden tragen können.

Auch der Markt in China schwächelt

Und selbst auf den Wachstumsmarkt China ist kein Verlass mehr: Dort habe sich die Wettbewerbssituation signifikant verschärft, sagte Zetsche. Wegen der Konjunkturabkühlung im Reich der Mitte hatten auch Analysten zuletzt Risiken für deutsche Autobauer in China ausgemacht. Sogar VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch dämpfte jüngst die Wachstumserwartungen an den wichtigen Markt.

Volkswagen hatte als erster der großen deutschen Hersteller bereits Anfang September seine weltweite Absatzplanung für dieses Jahr nach unten korrigiert, dabei aber keine konkreten Zahlen genannt. Ursache für den Knick war auch hier die schwache Autokonjunktur in Europa. Seit Jahresbeginn hatten die Wolfsburger in Westeuropa außerhalb Deutschlands ein Minus von 5,3 Prozent einstecken müssen. VW profitiert konzernweit aber von der breiten weltweiten Aufstellung.

Geringerer Zuwachs bei Porsche erwartet

Selbst die profitabelste Tochter Porsche allerdings musste ihren Ausblick mittlerweile korrigieren. Zwar werde der jüngste Neuzugang im VW-Konzern 2013 mehr Autos verkaufen als im laufenden Jahr, kündigte Porsche-Chef Matthias Müller an. Allerdings könne der Zuwachs um fünf bis zehn Prozent geringer ausfallen, als bislang geplant. Für dieses Jahr peilt die Sportwagenschmiede mit einem weltweit Absatz von 140.000 Autos einen neuen Verkaufsrekord an. Und im Gegensatz zum obersten Konzern-Aufseher Piëch setzt Müller noch große Hoffnungen in China. Das Land könne nächstes Jahr die USA sogar als wichtigsten Einzelmarkt ablösen.

Ausgerechnet Daimlers direkte Konkurrenten BMW und Audi steuerten in Europa bisher halbwegs schadlos durch die Krise und bekräftigten den eigenen Ausblick für dieses Jahr: Beide peilen für 2012 weitere Rekordergebnisse an. Doch während Audi selbst in Europa seit Jahresbeginn schon acht Prozent mehr Autos verkauft hat als 2011, liegt BMW auf dem kriselnden Kontinent nur auf dem Niveau des Vorjahres.