Der städtische Kindergarten Zwergenstüble in Reutin ist der 14. Naturpark-Kindergarten überhaupt. Um das zu erreichen, mussten einige Kriterien erfüllt werden.
Wie sieht ein bewusster und rücksichtsvoller Umgang mit Wildtieren aus? Welche Spuren hinterlassen sie im Schnee? Wo kommt Holz her? Und wie wichtig ist es, die heimischen Wälder zu schützen? Das und vieles mehr haben die Kinder im städtischen Kindergarten Zwergenstüble in Reutin bei ihren Naturpark-Projekten gelernt. Damit hat der Kindergarten die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung als Naturpark-Kindergarten zu erhalten.
In der Naturpark-Kulisse ist das „Zwergenstüble“ der 14. Naturpark-Kindergarten, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Kreis Freudenstadt ist es nach dem Kindergarten Hallwangen der zweite.
Die stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Yvonne Flesch, überreichte die Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug Naturpark-Kindergarten an die Leiterin des Kindergartens, Ivonne Kilguß, und ihr Team.
Zusammenhänge erkennen
„Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord besteht zu über 60 Prozent aus Wald. Dort wächst nicht nur der wertvolle Rohstoff Holz. Es leben auch eine Vielzahl an Wildtieren im Wald und in weiteren Kulturlandschaftsräumen wie etwa Wiesen. Das Kindergarten-Team hat die Themen wunderbar kombiniert und für die Kinder sehr anschaulich und greifbar gemacht“, begründet Flesch die Auszeichnung.
Dass eine Bildung für nachhaltige Entwicklung schon möglichst früh beginnen sollte, darauf verweist der Erste Landesbeamte des Landkreises Freudenstadt, Reinhard Geiser: „Die Zusammenhänge erkennen und Teil davon sein – nur so funktionieren Mensch und Natur gut zusammen. Das müssen Kinder von klein auf lernen.“
Regional verankerte Traditionen
„Viele der Familien im städtischen Kindergarten Zwergenstüble in Alpirsbach-Reutin besitzen Waldflächen. Insofern lag es nahe, ein Projekt zum Wald und der wertvollen Ressource Holz zu machen“, erinnert sich die Kindergarten-Leiterin Kilguß, wie die Idee für das Naturpark-Projekt entstanden ist.
Der Kindergarten besuchte ein Sägewerk, erforschte den Wald mit einem Förster und baute ein Mobile aus Naturmaterialien. Dabei lernten die Kinder, warum der Wald für das Klima gut ist, für welche Tiere er ein Zuhause ist und alles rund um Bäume.
Um noch mehr über den Wald und über die regional verankerten Traditionen zu erfahren, gibt es auch bereits Ideen, was die Kindergartenkinder noch unternehmen können: Besuche bei einem Köhler, im Schüttesägemuseum Schiltach oder in der alten Sägmühle in Ehlenbogen.
Natur als Lebensraum
Ein weiteres Naturpark-Projekt drehte sich um Tiere im Winter. „Die Kinder haben während des Winters verschiedene Schneespuren im Garten des Kindergartens entdeckt und sich gefragt, welche Spuren zu welchem Tier gehören“, berichtet Kilguß. „Uns ging es vor allem darum, den Kindern zu zeigen: Die Natur ist nicht nur ein Erholungsort für uns Menschen, sondern auch Lebensraum von Tieren. Wir tragen dazu bei, ihn zu erhalten, indem wir Rücksicht nehmen“, führt Kilguß aus.
Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt beispielsweise, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Naturpark-Kindergarten
Das Konzept
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturpark-Region besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird.