Die deutschen Basketballer waren quasi gesetzt. Bei den Einzelsportlern geht es knapper zu. Eine bereits zurückgetretene Frau holt sich bei der letzten Chance die Auszeichnung.
Die abgetretene Biathlon-„Mami“ Denise Herrmann-Wick, Gold-Turner Lukas Dauser und das Basketball-Nationalteam sind Deutschlands Sportler des Jahres. Bei der 77. Ausgabe der Gala im prunkvollen Kurhaus von Baden-Baden wurden Herrmann-Wick für ihre WM-Leistung im heimischen Oberhof sowie Dauser für seinen Gold-Coup am Barren in Antwerpen prämiert. Dass die Basketballer um Kapitän Dennis Schröder nach dem erstmaligen WM-Titel und einem denkwürdigen Halbfinal-Sieg über das Starensemble der USA geehrt werden würden, galt als Formsache.
Die im feinen Dress gekleideten Gewinner wurden am Sonntag bei der festlichen Gala ausgezeichnet. Rund 700 Gäste fanden sich im Bénazetsaal ein, um gemeinsam den sportlichen Jahresausklang zu feiern. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie herrschte bei dem Event wieder Vollauslastung.
Hoffen auf mehr Respekt
Für die Basketballer ist es der Höhepunkt einer Serie von Ehrungen seit dem Coup von Manila am 10. September. Der Finalsieg über Serbien und das Kunststück gegen die USA zwei Tage zuvor haben Schröders Team in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. „Basketball ist ein großartiger Sport und ich hoffe, wir können den Respekt bekommen für das, was wir die letzten zwei Jahre getan haben“, sagte Schröder, der wie die Wagner-Brüder Franz und Moritz sowie Daniel Theis wegen des dichten NBA-Kalenders nicht in Baden-Baden sein konnte.
Dafür waren die Bundesliga-Profis um WM-Held Andreas Obst vom FC Bayern dabei. Als Mannschaft des Jahres waren die Basketballer zuletzt im Jahr 2005 ausgezeichnet worden: Dirk Nowitzki und Co. holten damals aber nicht WM-Gold, sondern EM-Silber. Das Eishockey-Team (WM-Silber) sowie die Hockey-Weltmeister landeten auf dem Podest, mussten sich den Basketballern aber geschlagen geben. Angeführt von Schröder und Supertalent Franz Wagner steht der deutsche Basketball vor einer strahlenden Zukunft.
„Mami“ wird Mama
Das gilt für Olympiasiegerin Herrmann-Wick höchstens noch privat. Die 34-Jährige trat nach der vergangenen Saison und den Erfolgen bei der Heim-WM in Oberhof ab. Ihrem teaminternen Spitznamen „Mami“ wird sie bald tatsächlich alle Ehre machen: Sie und ihr Mann Thomas Wick erwarten 2024 das erste Kind. Die Sächsin, die am kommenden Mittwoch ihren 35. Geburtstag feiert, zeigte mit Entschlossenheit, dass man auch im fortgeschrittenen Sportleralter noch etwas Neues wagen kann.
2014 gewann sie Bronze mit der Langlaufstaffel in Sotschi, ehe sie zwei Jahre später zum Biathlon wechselte und schnell Erfolge feierte. Neun WM-Medaillen sowie der Olympiasieg im Einzel 2022 waren der Lohn für einen mutigen und späten Wechsel. Darja Varfolomeev aus der Rhythmischen Sportgymnastik und Skispringerin Katharina Schmid (früher Althaus) belegten als mehrfache Weltmeisterinnen die Plätze zwei und drei.
Gipfel nach Tief bei Dauser
Turner Dauser wandelt derweil auf den Spuren von Fabian Hambüchen. Nachdem der 30-Jährige in Antwerpen den Wetzlarer als bislang letzter deutscher Turn-Weltmeister abgelöst hatte, ist er nun auch der erste Turner seit Hambüchen 2016, der die Auszeichnung in Baden-Baden erhielt. Pünktlich zur Gala war Dauser am vorigen Mittwoch mit seiner Frau Viktoria aus dem Urlaub auf den Malediven zurückgekehrt. „Es war unglaublich schön“, sagte er der dpa.
Auf dem Weg zu seinem Gold-Coup im Oktober hatte sich Dauser - sowohl sportlich als auch privat - durch ein Tief nach oben gekämpft. Ein Muskelbündelriss in der Schulter im vergangenen Dezember hatte ihn lange am Turnen gehindert. Auf den Rängen zwei und drei landeten Schwimm-Weltmeister Florian Wellbrock sowie Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler.