Der Erfolg beim VfL Bochum stärkt beim abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart den Glauben gleich doppelt, meint unser Sportreporter Carlos Ubina. Aber reicht das?
Der VfB Stuttgart hat seinen Teil dazu beigetragen, dass sich für die Verantwortlichen und Fans der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga wieder mehr lohnt – mit dem 3:2-Sieg beim VfL Bochum. Ein Neun-Punkte-Spiel hätte die Begegnung im Ruhrstadion für den Gäste werden können, im Falle einer Niederlage. Denn auf so viele Zähler wäre der Vorsprung der Mannschaft von VfL-Trainer Thomas Letsch angewachsen. Nun hat der VfB die Bigpoints eingefahren. Somit sind es für die Stuttgarter nur noch drei Punkte Rückstand auf den sicheren 15. Rang – und die Rechnerei geht in den verbleibenden sieben Ligaspielen erst so richtig los.
Ein Vierkampf um den Klassenverbleib scheint sich abzuzeichnen, da die TSG Hoffenheim mit dem 2:0 gegen den FC Schalke 04 einen Schritt aus dem Schlamassel gemacht hat. In sicherer Entfernung zur roten Linie befinden sich die Kraichgauer mit Coach Pellegrino Matarazzo jedoch nicht. Für den VfB ist am Spieltag der direkten Duelle zwischen den Abstiegskandidaten aber nicht nur wichtig, dass die Mannschaft das Schlusslicht an die Gelsenkirchener abgegeben hat und auf dem Relegationsplatz liegt. Vielmehr stärkt der erste Auswärtserfolg seit Dezember 2021 (23 Partien ohne Sieg auf fremdem Terrain) den Glauben, das rettende Ufer aus eigener Kraft zu erreichen.
Diese Überzeugung fehlte zuletzt, in Bochum an der Castroper Straße waren Wille und Leidenschaft jedoch bis zum Abpfiff zu spüren. Sicher begünstigt durch das frühe Führungstor von Hiroki Ito (14.). Die Stuttgarter wirkten stabil. Selbst das 1:1 durch den Foulelfmeter von Kevin Stöger steckte der VfB weg (59.). Umgehend traf Serhou Guirassy zur erneuten Führung (60.). Der Knackpunkt, weil die Gastgeber nicht in ihr unruhiges, körperbetontes Spiel kamen. Mit dem Doppelschlag zum 3:1 durch Josha Vagnoman schien alles klar (63.).
Doch der VfB wäre nicht der VfB, wenn er solch eine Partie nervenschonend für die Beteiligten über die Bühne bringen würde. Der Anschlusstreffer durch Philipp Hofmann (85.) machte es spannend, aufregend – und am Ende turbulent. „Der Fighting Spirit der Spieler war überragend. Dieser Kampfgeist wird für die nächsten Wochen unabdingbar sein“, sagt Sebastian Hoeneß. Offenbar hat der neue Trainer nicht nur schnell ein paar funktionierende Veränderungen auf dem Rasen vorgenommen, sondern ebenso die wankelmütigen VfB-Profis mit seiner Art der Ansprache erreicht.
Jetzt bestimmen die beiden Pflichtspielsiege (zuvor beim 1. FC Nürnberg im DFB-Pokal) innerhalb von wenigen Tagen den ersten Eindruck über den Nachfolger von Bruno Labbadia. Der Einstand ist gelungen, aber stellen die Anfangserfolge unter Hoeneß auch tatsächlich die Wende zum Guten im Abstiegskampf dar? Eine Antwort darauf gibt es nicht, weil in den vergangenen beiden Spielzeiten bei den Stuttgartern lediglich auf eines Verlass war: die mangelnde Konstanz.