Die Landtagsabgeordneten Katrin Schindele und Andreas Sturm (vorne, links und rechts) mit den Kollegien der Werkrealschulen Baiersbronn, Freudenstadt und Dornstetten Foto: Büro Schindele

Die CDU-Landtagsabgeordneten Katrin Schindele und Andreas Sturm haben sich an der gastgebenden Werkrealschule in Baiersbronn mit Schulleitern der Werkrealschulen im Landkreis getroffen, um über die Zukunft dieser Schulform zu sprechen. Und die sparten nicht mit Kritik an der Politik.

Themenschwerpunkt des Treffens war laut Mitteilung des Büros von Katrin Schindele die geplante Abschaffung des Werkrealschulabschlusses sowie die mangelnde Information und Kommunikation seitens des Landes zu den Perspektiven für die Schulen.

 

Die Schulleitungen äußerten ihre Sorge über fehlende Klarheit, wie es mit den Standorten weitergehen soll, und forderten konkrete Optionen und Perspektiven.

Dies verunsichere Schüler und Eltern aktuell massiv und trage nicht dazu bei, die Werkrealschulen zu stärken, so der Baiersbronner Schulleiter Oliver Balle.

Ständig weitere Neuerungen

Andreas Sturm, bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion, sicherte Unterstützung zu: „Die CDU steht hinter den Werkrealschulen und wird dies auch in Zukunft tun.“ Diese Schulen seien ein wichtiger Teil des mehrgliedrigen Schulsystems, denn sie hätten ein herausragendes Profil, in dem sie Schüler so fördern, dass sie bestmöglich in den Arbeitsmarkt starten können.

Die Lehrer kritisierten die ständigen neuen Anforderungen, die in das Berufsorientierungskonzept integriert werden sollen. Die Werkrealschulen seien bereits Experten in diesem Bereich und benötigten keine weiteren Neuerungen. Die Unterbringung der Schüler im Ausbildungsmarkt sei seit Jahren eine der Kernfunktionen der Werkrealschulen, und hier sei man regional hervorragend mit möglichen Arbeitgebern vernetzt, so die Kollegien.

Unterschiedliche Besoldung führt zu Spannungen

Ein weiterer Kritikpunkt war die unterschiedliche Besoldung der Lehrkräfte: Während neu eingestellte Lehrkräfte mit A13 besoldet werden, verbleiben die älteren Kollegen bei der Besoldung A12, was zu Spannungen in Kollegien führe.

Sonja Beck, Schulleiterin der Werkrealschule Dornstetten, betonte die Bedeutung der Schüler: „Die Kinder müssen im Mittelpunkt stehen. Die Werkrealschulen und vor allem deren Schüler haben keine starke Lobby. Es ist wichtig, dass die bildungspolitische Aufmerksamkeit auf die Stärken der Werkrealschulen gelenkt wird.“ Dazu gehörten das Klassenlehrersystem und der praxisbezogene Unterricht.

Die enge Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen sei sehr gut und für die Schüler „ein großer Mehrwert, um viel Praxis auch in der Schulzeit zu erhalten“, erläuterte Dorothea Beller, stellvertretende Schulleiterin der Werkrealschule Freudenstadt.

Kleinere Klassen gewünscht

Die Schulleitungen forderten zudem eine verbesserte Beratung der Eltern und Kinder im Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule. Eine verbindliche Grundschulempfehlung für Werkrealschulen und Realschulen und nicht nur für das Gymnasium wäre wünschenswert gewesen, doch dies fand in der aktuellen Koalition keine Mehrheit, so Sturm.

Auch die Problematik der Fächerkombinationen wurde thematisiert. Gerade durch die Fächerkombinationen der jüngeren Lehrkräfte, die häufig kein Hauptfach abdecken, gestaltet sich die Besetzung von Klassenlehrerstellen schwierig. Um dennoch alle Fächer abzudecken, werde oft fachfremd unterrichtet, was insbesondere bei schwächeren Schülern zu Herausforderungen und Lernschwierigkeiten führen kann.

Die Werkrealschulen wünschen sich allgemein kleinere Klassen und eine stärkere pädagogische Begleitung, sowohl für die Schüler als auch für die Lehrkräfte.

Was die Bildungsreform für die Werkrealschulen vorsieht

Reform
Die aktuelle Reform sieht laut CDU-Landtagsabgeordnetem Andreas Sturm vor, dass bereits nach Klasse fünf zwischen dem grundlegenden (G) und dem mittleren Niveau (M) differenziert wird, wobei das G-Niveau an der Werkrealschule, an den Realschulen je nach Standort G- und M-Niveau unterrichtet werden.

Schulverbund
Eine mögliche zukünftige Lösung wäre ein Verbund zwischen Werkrealschulen und Realschulen unter getrennten Schulleitungen, um Standorte zu sichern, so Sturm. Dies könne insbesondere hilfreich sein, da Schüler, die im M-Niveau starten, gegebenenfalls später ins G-Niveau wechseln und umgekehrt.

Abschluss
Die Werkrealschule ende nach neun Jahren mit dem Hauptschlussabschluss und es gebe weiterhin die Möglichkeit, über verschiedene Wege die mittlere Reife zu erlangen, nur eben den – in der Kultusministeriumskonferenz umstrittenen – Werkrealschulabschluss werde es so nicht mehr geben, so Sturm.