Fast schon andächtige Stille herrscht bei der Eröffnung der Ausstellung im Rathaus-Foyer. Foto: Christel Paskal

Die Eröffnung der Ausstellung „Das Dritte Reich und wir“ war am Wochenende ein Besuchermagnet. Bis zum 6. April kann sie im Rathaus in St. Georgen besucht werden.

Über die zahlreich anwesenden Besucher im Rathaus zeigt sich nicht nur Bürgermeister Michael Rieger begeistert – die Projektgruppe sieht ihre Arbeit als erfolgreich bestätigt. Das Banner mit „Verdrängt, verdeckt, vergessen“ lädt nun bis zum 6. April dazu ein.

Ein abwechslungsreiches Programm informiert die Besucher am Eröffnungstag. Lea Scholz begeistert zu Beginn mit ihrer Trompete zu „The Godfather“ und am Schluss mit einem ukrainischen Volkslied. Moderatorin Silke Hensel überlässt Bürgermeister Michael Rieger das Rednerpult. Er ist selbst überrascht, wie viele gekommen sind. Es bestätigt ihm, dass das Thema momentan wieder mehr als gültig ist. Der Redner vergleicht die Vergangenheit und die Geschichte mit Wellen, die in Sand Geschriebenes vernichten. „Wir wollen aber unsere Vergangenheit nicht vergessen, sondern uns damit befassen“, meinte Michael Rieger. An die Zuhörer appellierte er:„Helfen Sie mit, dass so etwas wie im Dritten Reich nie wieder passiert“.

Lea Scholz sorgt für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung. Foto: Christel Paskal

Vergeben wie Jesus Christus

Clemens Tangerding von der Universität Gießen lobt den Bürgermeister für seine wohl überlegten Worte, die von Herzen kamen. Ihm hat die Zusammenarbeit große Freude bereitet und es hat ihn erstaunt, was in St. Georgen los war. Ute Scholz liest einen der Briefe vor, die sich das Ehepaar Priska und Hermann Bauknecht während des Krieges geschrieben haben. Weitere sind in der Ausstellung zu lesen und zu hören. Der evangelische Pfarrer Roland Scharfenberg umreißt die Ortsgeschichte aus kirchlicher Sicht und fügt den drei Parolen auf dem Banner als vierte das „Vergeben“ hinzu. „Vergeben, wie Jesus Christus uns vergeben hat.“

Kreisarchivar Clemens Joos erkennt an, was die Gruppe geleistet hat. In manchen Kreisgemeinden ist etwas begonnen, aber nicht vollendet worden. Er stellt fest: „Erinnerung an das Gewesene gelingt dort, wo man selber lebt.“ Die Nationalsozialisten haben nicht nur unter Reet-, sondern auch unter Schwarzwalddächern gewirkt. Die Geschichte St. Georgens ist von Abt Theoger bis heute interessant. Renate Bökenkamp geht mit einem Gedicht Bertold Brechts auf das Kriegsjahr 1914 ein. Selina Wagner vom Jugendgemeinderat meint:“Geschichte ist wert, nicht vergessen zu werden, obwohl wir diese Zeit gern vergessen würden.“

Besucher beim Rundgang durch die Ausstellung Foto: Christel Paskal

Rege Unterhaltungen

Sichtlich zufrieden zeigt sich zum Schluss Gerhard Mengesdorf. Er hat als Projektmitarbeiter viele Rückmeldungen erhalten und ist allen dankbar, die zum Gelingen beigetragen haben. Rege Unterhaltungen waren bei der anschließenden Besichtigung zu beobachten.

Die Ausstellung ist im Untergeschoss des Rathauses bis zum 6. April zu sehen. Von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, Montag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr, Dienstag und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.