Versteckspiel und Entdeckungslust treiben den Künstler Árpád György Albert an. Foto: Rahmann

Die Bilder des gelernten Feinmechanikers Árpád György Albert, die der Betrachter mal mit staunenden Augen, mal mit einem Augenzwinkern sehen mag, vereinen geometrische Kenntnis und kreatives Chaos. Im Theater Lindenhof stellt er derzeit aus.

Árpád György Albert ist nach eigener Aussage „öffentlichkeitsscheu“. Obwohl er schon seit seiner Kindheit malt und für die Kunst brennt, ist die derzeitige Ausstellung im Theater Lindenhof mit über 50 Bildern seine erste größere – und die Idee für die Ausstellung kam nicht von ihm selbst, sondern vom Theater.

Albert nimmt die Kunst ernst, sich selbst aber nicht zu sehr. Er hat Humor. In seinen Kreativräumen hockt eine Tontaube in einem Vogelkäfig – ihr Futternapf ist voller Smarties. Von der Decke baumelt eine Holzfigur mit einem Schild: „Künstler fallen nicht vom Himmel.“ Eine Lampe hängt voller Kleider-Etiketten, das ganze wirkt wie die Spezialversion eines Kronleuchters. Auch ein Keks, auf dem sein Nachname steht, hängt an dem Leuchter – von einer gleichnamigen ungarischen Keksfirma.

Ein Kronleuchter voller Kleider-Etiketten und mit einem „Albert“-Keks hängt in Alberts Kreativraum. Foto: Rahmann

Albert kommt selbst ursprünglich aus Pécs in Süd-Ungarn und ist im Alter von 18 Jahren nach Deutschland gekommen, um dort eine Lehre zum Feinmechaniker zu machen. Später arbeitete er in einem Juwelier-Vertrieb und einer Logistik-Firma.

Als der mittlerweile 73-jährige Albert 1999 nach Melchingen zog, begann seine intensive künstlerische Schaffenszeit – in Stuttgart hatte er zuvor ein kleines Zimmer bezogen und nur wenig Platz zum Malen gehabt. Seit seinem Eintritt in die Rente vor acht Jahren kann er der Kunst besonders viel Raum geben. Der „Drang war immer da“, aber Zeit dafür hatte er immer nur am Wochenende, an dem er auch im Galerie-Café half, das er jahrelang mit seiner Frau betrieb: „Jetzt fühl ich mich total befreit!“

Albert hat Humor: Eine Tontaube vor einem Fressnapf voller Smarties. Foto: Rahmann

Sein neuestes Bild bestand zunächst nur aus einem alten, goldenen Rahmen mit eingearbeiteten Rillen und Mustern. Albert sägte aus Pappelholz-Platten aus dem Baumarkt ein Stück so zurecht, dass es in den Rahmen passt. Darauf malte er mit Ölkreiden ein Stillleben: Eine Blume, die ihre Blüten wie schwebende Fetzen in verschiedene Richtungen abstehen lässt. Aus der Vase, die auf einer nach unten hin spitz zueinander laufenden lila Fläche steht, scheinen die abstrahierten Blätter vor leuchtend gelbem Hintergrund hervorzuquellen.

Ein Wiederaufblühen – während der intensiven Phase der Corona-Pandemie lebte Albert zurückgezogen, malte nur kleine Notiz-Bilder, die er in sorgfältig von Hand gefalteten Schatullen stapelte und liebevoll verzierte. Auf einer solchen Schatulle ist eine ausgeschnittene Krone aus Goldpapier geklebt, die sich in kleinere Partikel aufzulösen scheint. Jedes seiner Kunstwerke listet er auf und archiviert zumindest ein Foto von ihnen in solchen Jahrbüchern, Heften und Miniatur-Kisten. Mal bestehen die Seiten aus handgeschöpftem Papier, mal sind die Werke in einer umgestalteten Pralinenschachtel verstaut.

Ordnung und fantasievolles Spiel haben für Albert nichts Gegensätzliches. Auf einem seiner Bilder mag der Betrachter auf den ersten Blick eine Gießkanne sehen – auf dem zweiten Blick offenbart sich ein kleines Auge darin, die Spitze wird zum Schnabel und die Gesamtfigur zu einer Ente: „Versteckte Sachen und das Spiel mit Bedeutungen liebe ich sehr. Ich suche immer was Besonderes“, so der Künstler. So ist sein künstlerisches Vorbild auch Pablo Picasso , weil er das zeichnete, „was er nie gesehen hat“.

„Künstler fallen nicht vom Himmel“ – sie bleiben an der Decke kleben. Foto: Rahmann

Öffnungszeiten der Ausstellung

Bis zum 1. Juni
können Besucher Alberts Bilder im Theater Lindenhof zu den Öffnungszeiten des Kartenbüros sehen: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 16 Uhr. An den Spieltagen ist die Ausstellung jeweils zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn offen.