Auch Überraschungsgäste sind zur Ausstellungseröffnung angereist.
Für die Kunstwelt war sie eine begabte Designerin, für die Schramberger Majolika Fabrik (SMF) eine herausragende und prägende Mitarbeiterin und für ihr Söhne eine geheimnisvolle Mutter – denn Elfi Stadler starb im Alter von nur 38 Jahren. Nur wenige Jahre durfte die Familie gemeinsam verbringen, bis sie an den Folgen einer Krebserkrankung starb. Jetzt hat das Stadtmuseum dieser Künstlerin eine eigene Ausstellung gewidmet: „Elfi Stadler und SMF – Keramik der 50er Jahre“.
Es waren bewegende Momente, als Christof Nagel, der jüngere Sohn von Elfi Stadler (1930 bis 1968), das Mikrofon in die Hand nahm und gestand: „Wir wissen nicht viel von unserer Mutter. Dass sie von Stockholm nach Schramberg zum Vorstellungsgespräch per Anhalter fuhr? Davon hatten wir keinen Schimmer.“
Diese Anekdote war eine von vielen, die Gisela Roming, Historikerin und Kuratorin, zu berichten wusste. Sie hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dieser Ausnahmekünstlerin beschäftigt, hat das von ihr geordnete SMF-Firmenarchiv auf Elfi Stadler, verheiratete Nagel, durchforstet. Dank Leihgaben der SMF und der Sammlerfamilie Pröbstle sowie Maria Pascual und Gerold Wegner sind im Stadtmuseum noch bis zum 22. Juni Objekte zu bewundern, die in ihren Dekoren und Formen bemerkenswert sind.
Kein Wunder also, dass SMF-Keramik auch heute noch als Schramberger Markenbotschafter gilt, wie es Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr in ihrer Begrüßung formulierte.
Einziger Arbeitgeber
Michael Melvin erinnerte in seinem Grußwort an die Wirtschaftswunderzeit in West und Ost, an Petticoat, Nierentisch und VW-Käfer, um dann Einblicke in die SMF der 50er-Jahre zu geben. Diese Zeit sei geprägt gewesen von einem starken Interesse an funktionalem Design und der Rückkehr zu traditionellen Handwerkstechniken. Der SMF-Geschäftsführer erinnerte auch daran, dass sein Vater, Peter Melvin, 1950 aus der Emigration aus England in seine Heimat zurückkehrte. Fortan unterstützte er zunächst als Juniorchef und später als Teilhaber seinen Vater Moritz Meyer in der Geschäftsführung. Dieser war es übrigens, der Elfi Stadler, die zu diesem Zeitpunkt in Stockholm war, zum Vorstellungsgespräch einlud. Die SMF war ihr erster und einziger Arbeitgeber.
Für den Leiter des Stadtarchivs, Carsten Kohlmann, ist diese Ausstellung kein Ende der Recherche, sondern ein Anfang, um das Leben und das Werk von Elfi Stadler weiter zu erforschen und zu würdigen. Die „Grande Dame der Nachkriegszeit im Keramikdesign“, so Carsten Kohlmann, habe zuletzt in Oberndorf gewohnt. Er dankte Gisela Roming für ihre „kenntnisreiche und liebevolle Arbeit“ mit einem Blumenstrauß und meinte: „Ich hoffe, sie haben eine Elfi-Stadler-Blumenvase zu Hause.“
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage von 11 bis 17 Uhr.