Handarbeit ist nicht nur Frauensache: Dieter Hörmann am Stickrahmen. Foto: Frey

Zum internationalen Museumstag hatten fleißige Helfer vom Loßburger Heimatmuseum eine Ausstellung zur Arbeit mit Nadel und Faden vorbereitet.

Loßburg - Wie vielfältig die Handarbeitstechniken sind, demonstrierten 16 Teilnehmer. Wer dabei nur an Nähen, Stricken und Häkeln denkt, der ist schief gewickelt. Denn auch Patchworkarbeiten, Klöppeln, Wolle spinnen, die feine Knotenarbeit Occhi, Makramee oder Strickfilzen wurden im Loßburger Heimatmuseum demonstriert. Dabei ließen sich die Teilnehmer, vorwiegend Frauen, über die Schulter schauen.

Große Resonanz

Schon gleich zu Beginn – gegen halb elf – war ordentlich Andrang im Alten Rathaus. Vor allem Frauen waren es, die sich für die Handarbeiten interessierten, aber nicht nur.

Dieter Hörmann, der Mann der Ausstellungsorganisatorin Brit Hörmann, gab am Stickrahmen Einblick in eines seiner liebsten Hobbys. Seine Frau arbeitet in mehreren Handarbeitstechniken, unter anderem in der feinen Knotentechnik Occhi (italienisch für Auge). Sie wird vor allem für die Herstellung von Schmuck oder Dekoartikeln eingesetzt. Aus Nähseide oder Effektgarn werden winzige Knoten geknüpft, die zu kunstvollen Ringen und Bögen verarbeitet werden. Beim Klöppeln von Spitze werden die Techniken Kreuzen und Drehen angewandt. "Drei Jahre sind wir immer wieder an Wochenenden ins Elsass gefahren, um diese alte Handwerkskunst zu lernen", erzählte Brit Hörmann.

Farbenfrohe Patchwork

Auch die farbenfrohen Patchworkarbeiten haben ihren Ursprung im Mittelalter, in dem Stoffreste verwendet wurden, zunächst in der Technik des "Quiltens", später als Patchwork, bei dem Schablonen mit Stoffresten bezogen werden. "Die Technik kommt von den Amish", erklärte Brit Hörmann. Sie leben und arbeiten in Gruppen zusammen und leben auch vom Verkauf ihrer handwerklich hergestellten Waren. So erfuhren Interessierte auch gleich noch kulturhistorische Details zu Entstehung der Handwerkstechniken.

Im ehemaligen Bürgermeisterzimmer war eine große Puppenausstellung zu bestaunen. Die kleinen Puppen fühlen sich weich an, die Körper sind aus Jerseystoff, der mit Wolle ausgestopft wird. Liebevoll sind die Gesichter bemalt, die Puppenkleider aufwendig bestickt.

Direkt daneben wurden ganz besondere Strickarbeiten ausgestellt, nicht die üblichen Pullover oder Socken, sondern Pulswärmer, kleine Mützchen, Handschuhe, viele verziert mit Stickereien. Aus alten Pelzmänteln wurden Teddybären angefertigt, eine kleine Landschaft sollte den Bärenpark darstellen. Dahin hat sich gerade ein Bär auf den Weg gemacht, der seiner Gefangenschaft entkommen konnte, sein abgerissener Strick zeugte davon.

Auch die Kultur der Alemannen wurde dargestellt: Thomas Gamio aus Loßburg präsentierte sich mit einem Gewand und Waffen. Am Nachmittag wolle er Kinder mit Sagen und Geschichten aus der Zeit der Alemannen unterhalten, berichtete er.

Am Spinnrad am Werk

An einem Spinnrad wurde Alpakawolle gesponnen. Sie sei schwieriger zu spinnen als Schafswolle. Danach wird das Garn noch verzwirnt, das heißt, zwei Fäden werden in Gegenrichtung miteinander gedreht, dann kann die Wolle verstrickt werden. In der "alten Kneipe", einer Nachbildung mit Schanktisch, erklärte Brit Hörmann das Filzen von Wolle, das sogenannte Strickfilzen. "Die Knochenarbeit dabei macht die Waschmaschine", sagte Brit Hörmann. Denn durch den Waschvorgang schrumpfe die Wolle zum Filz. Bezaubernde Filzkatzen und ein Nikolaus zeigten, welche Kunstwerke so entstehen können.

Mit viel Mühe und Liebe hatten die Ausstellungsmacher ihre Kunstwerke zusammengetragen und vermittelten den Besuchern ein Bild davon, was mit Nadel und Faden alles hergestellt werden kann. Dabei spielen auch Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit eine große Rolle, wenn Stoffreste, alte Knöpfe, alte Pelzstücke, Wollreste und vieles mehr wieder Verwendung finden kann.