Der Fotograf Thomas Dix bricht mit „Klickseeligkeit im Pixelkosmos“ in Grenzach in neue Welten auf.
Ist das noch Thomas Dix? Wer den Grenzacher Fotografen und sein Werk gut kennt, reibt sich bei seiner neuen Ausstellung in der Römervilla verwundert die Augen. Wer an Dix’ Regiobilder denkt, ist über die neue Seite des Fotokünstlers sehr überrascht.
Dix’ Fotografien sehen inzwischen aus wie gemalt. Die neuen Aufnahmen lösen sich von der klassischen Fotografie und der dokumentarischen Realität und erobern sich die künstlerische Fotografie.
Vom bekannten, überaus präzisen fotografischen Duktus und den strengen architektonischen Kompositionen geht Dix neuerdings in eine Richtung, in der er gerne weiter arbeiten möchte und in der das Gesehene stärker herauskommt als das Abbildhafte.
Diese neuen Tendenzen sind an zahlreichen einzelnen Exponaten festzumachen, die in Dreiergruppen auf der umlaufenden Galerie des Römermuseums hängen. Manche Arbeiten, die bewusst schemenhaft wie Malerei aus dem 19. Jahrhundert gehalten sind, wirken fast wie Ölgemälde. Die Effekte sind verblüffend.
Fantasievolle Titel sind ihm wichtig
Dix arbeitet viel mit Texturen und Filtern in einer aufwendigen Technik. Dabei gibt es Reminiszenzen an alte Fotoverfahren wie die um 1835 entstandene Kaliotypie, etwa im Bild der alten Olivenbäume und bizarren Stämme mit ihrer besonderen Naturstimmung.
Bei allen Gelegenheiten zückt Dix seine Kamera. Ob er eine atmosphärische Lichtstimmung beim Blick vom Balkon seiner Wohnung entdeckt, wobei er später den Himmel stark bearbeitet und aus den Wolken eine herbstliche Melancholie zaubert; ob er sich von einer Installation von kopfüber hängenden Blumen im Feuerwehrhaus von Zaha Hadid in Weil am Rhein inspirieren lässt oder ihn die Bewegung der Mobiles eines Otto Piene, dem Mitbegründer der Künstlergruppe Zero, im Basler Tinguely Museum zu langen Belichtungszeiten reizt - Dix kennt keine Grenzen der Fantasie und investiert viel Zeit und Ausdauer in die digitale Bearbeitung.
Selbst für den Fotografen ist es nicht so einfach, die originalen Ausgangsfotografien noch zu erkennen. Umso wichtiger sind bei ihm die fantasievollen Titel. Und vor manchem Bild kommt der Betrachter ins Rätseln, was das Ursprungsmotiv ist. Wo „Spaghetti“ draufsteht, müssen keine Spaghetti drin sein. Es ist keine verfremdete Food Fotografie, sondern etwas ganz Anderes.
Bis hin zu ganz abstrakt
Dix hat auch nicht zu viel „Raumpatrouille Orion“ mit Dietmar Schönherr geschaut, wenn eine Straßenlaterne flugs zum Raumschiff wird. Und wenn er aus dem Chanderli heraus fotografiert, wird die Landschaft zum Gemälde verfremdet. Jedes Bild ist ein Erlebnis für sich und hat eine eigene Geschichte dahinter.
Viele Arbeiten sind inzwischen sehr reduziert, ja monochrom bis hin zu ganz abstrakt, etwa eine Oase in Marokko, wo man den Sand nur noch erahnen kann. Gern lässt sich Dix auch von Musiktiteln aus der Popwelt leiten, wie bei dem Beatlessong „Blackbird“ auf ein Schattenspiel an der Art Unlimited in Basel.
Einige wenige Arbeiten zeigen noch den vertrauten Dix, den Meister der architektonischen Fotografie, den die Frank Gehry-Bauten faszinieren. Und man sieht auch einige seiner zentralen früheren Arbeiten wie die von unten hoch fotografierten Treppenhäuser, die durch die Froschperspektive eine besondere grafische Wirkung haben.
Ausstellung ist noch bis Ende Oktober zu sehen
Die Ausstellung, die noch bis 26. Oktober läuft, ist samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Eine Klangperformance mit natürlichen, exotischen und elektronischen Instrumenten macht Thomas Dix am Samstag, 11. Oktober, ab 17 Uhr. Eine Führung mit dem Fotokünstler gibt’s am Samstag, 18. Oktober ab 17 Uhr.