Im Museumsgasthaus „Arche“ ist eine Ausstellung über den vielseitigen Ingenieur Robert Gerwig gestartet. Neben der weltberühmten Schwarzwaldbahn hinterließ der gebürtige Karlsruher in Furtwangen und Umgebung viele Spuren seines Wirkens.
Schlicht „Robert Gerwig 02.05.1820 – 06.12.1885“ heißt die Ausstellung des Furtwanger Geschichts- und Heimatvereins im Museumsgasthaus „Arche“. Dargestellt wird der talentierte Karlsruher Bauingenieur und seine nachhaltige Wirkung für Furtwangen und die Region.
Einst Leiter der Furtwanger Uhrmacher-Schule
Hintergrund der Exposition, die bis zum 26. Oktober zu besichtigen ist, ist die Gründung der Uhrmacherschule durch Gerwig vor 175 Jahren. Sie zog in das Haus Allmendstraße 51 ein und wurde im letzten Jahrhundert abgerissen (jetzt Parkplatz Auto-Siedle).
Dem damals noch jungen Ingenieur lag die ländliche Region am Herzen. Er wollte der Bevölkerung neue Arbeitsfelder eröffnen. Er beflügelte die Uhrmacherei, der die von ihm geförderte Schnitzereischule und eine Schule für Strohflechten folgten. Muster sind zu sehen, jedoch fehlt eine Schwarzwalduhr aus der Zeit um 1850. Schon zwei Jahre später begann der begabte Techniker mit der Sammlung heimischer Uhren, die Basis für das jetzige Deutsche Uhrenmuseum wurde.
Als Abgeordneter vertritt er die Region
Gerwig war auch politisch engagiert, wurde in die Zweite Kammer des Badischen Landtags gewählt, war ab 1855 Jugendsekretär und vertrat unterschiedlich die Regionen von Triberg bis Pforzheim. Ferner zog er 1875 als Abgeordneter in den Reichstag ein.
Nach dem „biografischen Raum“ ist im zweiten Zimmer die Beschäftigung Gerwigs rund um den Straßenbau und die Anlage von Bahnverbindungen dokumentiert. Es entstanden Straßen von Albbruck nach Waldshut, von Hammereisenbach nach Neustadt, von St. Blasien nach Albbruck, von Furtwangen nach Schönwald, von Vöhrenbach nach Villingen und von Gütenbach nach Furtwangen. Von seinem Hauptwohnsitz Karlsruhe aus erfolgten die Planungen, zu denen auch die Höllentalbahn mit Ravenna-Brücke gehörte.
Die Schwarzwaldbahn ist sein Meisterstück
Weltbekannt wurde er durch den Bau der „Badischen Schwarzwaldbahn“, die von Offenburg, über Triberg und St. Georgen bis Konstanz reicht.
Ein Fahrplan weist darauf hin, dass Verbindungen bis London oder Wien möglich waren. Die Strecke von Hornberg bis St. Georgen bedeutet eine Luftlinie von 20 Kilometern. Die Fahrlinie mit Kehrtunnel und Doppelschleifen beläuft sich auf 40 Kilometer Länge bei einer Steigung von 1:50.
Auch für die Wiese-Brücke bei Basel und die Wasserversorgung Karlsruhes war er zuständig und als Prestigeobjekt gilt die Gotthardbahn, zu der er die Süd- und Nordrampe plante.
Ausstellung präsentiert viele Details
Im dritten Ausstellungsraum wird die Entwicklung von der Uhrmacherschule zur heutigen Robert-Gerwig-Schule, einem wichtigen Schul- und Ausbildungszentrum und der Ingenieurschule, die zur Fachhochschule avancierte und jetzigen HFU (Hochschule Furtwangen University) wurde. Viele Details sind zu entdecken. Die Materialien wurden durch Gerhard Buchmann, Klaus Ender, Robert Hönl, Harry Kunter, Eva Renz und Rolf Wehrle zusammengetragen und werden von ihnen, wie bereits am vergangenen Eröffnungssonntag, präsentiert.
Das Museumsgasthaus ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet oder kann nach Vereinbarung besichtigt werden.