Sie haben längst Event-Charakter, die Ausstellungen im Haus der Künstlerin Inge Sinz, das sie an einem Tag im Jahr für Kunstfreunde öffnet. Am Samstag, 23. April, ist es wieder so weit.
Albstadt-Ebingen - "Et cetera" – den Titel für ihre Ausstellung 2022 hat Inge Sinz mit Bedacht gewählt, denn die gelernte Kunsterzieherin malt jeden Tag – und immer weiter. In ihrem unverwechselbaren Stil sind so schon mehr als 3000 Werke entstanden. 74 davon stellt sie am Samstag, 23. April, in ihrer achten. Ausstellung in der Kantstraße 48 vor. Von 11 bis 17 Uhr haben Kunstfreunde Gelegenheit, sich in ihrem Haus umzusehen und bei Getränken und Kuchen miteinander ins Gespräch zu kommen. "Inzwischen ist es ein richtiges Event geworden", sagt Inge Sinz und lacht.
Optische Täuschung inklusive
Originelles hat sie sich einfallen lassen und präsentiert unter dem Titel "Gestreiftes" Werke, die zu optischen Täuschungen verführen. Betont sie die Streifen auf den Bildern, treten sie in den Vordergrund, bleiben sie weiß, rückt das Motiv des Bilder in den Vordergrund. Einfach mal ausprobieren?
Weil Inge Sinz dafür bekannt ist, nicht nur mit Farbe, sondern auch mit Sprache virtuos umzugehen, verbindet sie Botschaften mit ihren Bildern, etwa mit der Reihe zum Thema Antisemitismus. Die Betrachter erfahren dabei, das mehr als eine Milliarde Menschen weltweit antisemitisch eingestellt seien – in Deutschland gar jeder Vierte. "Antisemitismus... ist in Deutschland salonfähig geworden", "...in allen Schichten verbreitet", "...wird immer aggressiver" heißt es dort. Die Malereien dazu sprechen Bände, der feine Strich, exakt gesetzt, formt sich zum Chaos.
Wie die Farbe sich verändert
Ganz anders, viel dichter, ruhiger, satter spielt Inge Sinz im Zyklus "Farbe, amorph" mit den drei Grundfarben und jenen, die durch Mischen daraus entstehen, garniert mit Statements über Kunst. "Kunst ist Sprache" und "Kunst ist Antwort auf die Wirklichkeit" – diese Ansichten der Künstlerin spiegeln sich wider in den Werken zu aktuellen Themen wie der Coronavirus-Pandemie, dem Ukraine-Krieg, dem Klimawandel mit Schmelzen der Pole in Rekordzeit, dem Rassismus und dem so oft mit Füßen getretenen Tierwohl. Aus Kartenbildern mit so genannten Fractalen – was das ist, erklärt sie den Besuchern gerne – hat Inge Sinz Plakate zusammengestellt,, die an sich schon Kunstwerke sind: Kunst mit Haltung.
Die Dubliner Ausstellung ist dort geblieben
Die Ebingerin macht es sich dabei nie leicht, wie sie schon bei ihren 150 Kunstwerken zu den Psalmen – ausgestellt unter anderem in der Martinskirche Ebingen und in der Synagoge Hechingen – sowie den Werken zum Thema "Ulysses", die sie nach der dortigen Ausstellung in Dublin gelassen hat, unter Beweis stellte.
Mit dem Besen statt mit dem Pinsel
Gleich neben den Plakaten jedoch überrascht Inge Sinz mit den Werken zum Thema der Ausstellung, denn die sind – für ihre Verhältnisse ungewöhnlich – pastellfarben und fröhlich. Vieles davon malt sie mit Filzstiften, die feinen Linien entspringen einem Kugelschreiber. "Es muss nicht immer Öl sein", sagt Inge Sinz und lacht.
Acrylfarben freilich hat sie diesmal auch verwendet, und zwar für zwei Bilder zum Thema "Landschaft", über die ein Sturm braust. Wie sie dem seine wilden Züge gegeben hat, verrät Inge Sinz mit einem Augenzwinkern: "Mit einem Besen." In der Kunst ist eben alles erlaubt.