König Fußball hat bis auf weiteres ausregiert; Albstadts Stadtarchiv wendet sich in ihrer neuen Vitrinenausstellung wieder anderen Themen zu. Im August geht es um die Natur, um das Wandern – und ganz am Rande auch um die Politik.
Die Archivalien, die bis Anfang September hinter Glas in der Stadtbücherei in Ebingen liegen, dürften für geschichtsbewusste Naturfreunde von einigem Interesse sein.
Neben historischen Wanderführern liegen dort Druckschriften der Alpenvereinssektion Ebingen aus den Jahren 1955 und 1959, ein Zeitungsartikel zur Grundsteineinbringung des Onstmettinger Raichberghauses aus dem Jahr 1928 und ein Bezirksratsprotokoll aus dem August 1931, dem zufolge die Stadtverwaltung Ebingen die Bevölkerung aufruft, giftige Schlangen bitte auf dem Amt abzuliefern.
Der Ebinger „Schlangenaufruf“ war kein Einzelfall
Kaum zu glauben? Ein ebenfalls im Stadtarchiv verwahrtes Gemeinderatsprotokoll vom 10. Juli 1931 bestätigt das gemeindliche Interesse an Giftschlangen – sogar ein Belohnung von zwei Reichsmark wurde ausgelobt.
Und die muss in Zeiten der Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit so attraktiv gewesen sein, dass auch aus Nachbargemeinden, etwa aus Meßstetten, gefangene Reptilien nach Ebingen gebracht und dort abgeliefert wurden.
Wobei das Ebinger Interesse kein exklusives gewesen sein kann – im Bezirksrat wurde vorgeschlagen, im gesamten Oberamt Balingen einen einheitlichen Ablieferungspreis für Giftschlangen einzuführen.
Nahe des Hotels „Zum Süßen Grund“ verbarg sich ein Grabhügel
Themenwechsel: Der Nachlass des damaligen Ebinger Heimatmuseums enthält faszinierende Aufzeichnungen über archäologische Funde auf der Südwestalb.
In den 1920er-Jahren wurden unter der Leitung Paul Eiths zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Objekte aus dem Grabhügel „Hinter dem Stählernen Männle“, in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Hotel „Zum Süßen Grund“ geborgen.
Alles deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Hügel um eine etwa 3500 Jahre alte Familiengrabstätte handelt.
In der Zeit zwischen den Weltkriegen wandten sich viele Modernisierungsverächter von der durch die Industrialisierung geprägten Lebenswelt ab und der Natur vor der eigenen Haustür zu.
Auch die Kommunisten liebten die Natur
In Ebingen wie auch in Tailfingen gab es Ortsgruppen der kommunistisch dominierten Naturfreunde, außerdem den Touristenclub Schwaben und einige eher lose verbundene Ableger der Wandervögel, die politisch heterogen aufgestellt waren – das Spektrum reichte von liberal bis völkisch.
Die älteste Wanderkarte des Stadtarchivs stammt jedoch vom wohl bekanntesten Wanderverein Württembergs, dem im Dreikaiserjahr 1888 in Plochingen gegründeten Schwäbischen Albverein, und wurde im Jahr 1930 gedruckt.
Wer kennt ihn nicht, den Hangenden Sein bei Onstmettingen? Zu diesem Aussichtspunkt wurden eindrucksvolle Postkarten gedruckt, von denen diverse Exemplare in der Vitrine des Stadtarchivs liegen.
Um einiges jünger ist das Buch „250 Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Tübingen“, der den Pfeffinger Irrenberg als größtes Naturschutzgebiet des Zollernalbkreises gewürdigt wird – der Traufgang Wiesenrunde führt direkt hindurch.