Die Werke von Axel E. Heil hängen in der katholischen Kirche St. Bruder Klaus aus. Foto: Potschaske

Einen Bogen quer durch die Kulturgeschichte spannt die Installation "Schnittstellen – Interfaces" in der Kirche St. Bruder Klaus in Villingen. Sie ist die Fortsetzung der Altarverhüllungen von Axel E. Heil in der Klosterkirche. Im Mittelpunkt stehen Gesichter, die in unterschiedlichsten Beziehungen stehen und neue Bedeutungen erschließen.

Villingen-Schwenningen - Zum fünften Mal hat der in Dauchingen lebende Künstler zusammen mit dem Diakon Markus Kreutz und dem Musiker Matthias Eschbach, die beide an den St. Ursula-Schulen unterrichten, ein Projekt zur Fastenzeit in einer Kirche gestaltet. Es zeigt nicht nur religiöse Motive, sondern setzt sich mit dem Mensch und der Kunst in verschiedenen Bezügen auseinander.

 

Wie Filmstreifen hängen die Werke an den Wänden

Wie Filmstreifen hängen in Bruder Klaus die Werke Heils an den Wänden und entfalten in dem großen Raum eine besondere Wirkung. Während auf der einen Seite mit Augen, Mund und Nase die Fragmente eines Gesichts angeordnet sind, stehen ihnen auf der anderen Seite Bildnisse gegenüber, die teils bekannt sind und in einem neuen Kontext erscheinen, Schnittstellen und neue, teils unerwartete Konstellationen zeigen. So setzt Heil ein Gesicht aus zwei Hälften zusammen: ein neues Antlitz gewinnen die Androiden C-3PO aus dem Film "Krieg der Sterne" und Maria aus dem Stummfilmklassiker "Metropolis". Die Todesstern-Raumstation und die Silhouette der Wolkenkratzer aus der futuristischen Großstadt verweisen auf die Kontexte, während sich eine medizinische Maske auf die aktuelle Pandemie bezieht.

Künstler spielt mit Ebenen oder verfremdet Elemente

Immer wieder spielt Heil mit verschiedenen Ebenen oder verfremdet einzelne Elemente. Der "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci verpasst er wie der französische Künstler Marcel Duchamp ein Bärtchen, setzt einen schwarzen Balken über die Augenpartie und stellt den Oberkörper seitenverkehrt dar. Die positiv-negativ Umkehr zählt ebenso zu seinen Stilmitteln, die einem Röntgenbild bereits eigen ist. Auf der Magnetresonanztomografie hat er die Schnittstelle rund um die Nasenknochen rot markiert: In diesem Fall der Punkt, an dem der Operateur das Messer ansetzt. Einen ungewöhnlichen Zusammenhang knüpft er auch beim Schweißtuch der Veronika. Den Holzschnitt von Albrecht Dürer mit einer Abbildung von Christus versieht der Künstler mit einem Schnittmuster aus der heutigen Zeit.

Ironische Seitenhiebe gegen gesellschaftliche und mediale Entwicklungen

Assoziationen finden sich in allen ausgestellten Werken, manchmal mit ironischen Seitenhieben gegen gesellschaftliche und mediale Entwicklungen. So ist der Weg vom Selbstbildnis zum Selfie, von der Ikone zum Icon nicht weit, wie Christus in einer Emoji-Version auf dem Smartphone erscheint, sorgt bei Heil allerdings für Kopfschütteln. So zitiert er aus einem großen Fundus nicht nur der Kunstgeschichte, sondern auch der modernen Medien- und Technikwelt. Und nicht alle seiner Schnittstellen lassen sich auf Anhieb entschlüsseln. "Ein bisschen Geheimnis muss bleiben", verrät er, solle der Betrachter doch selbst ein wenig rätseln.

Tradierte Symbole mit modernen Zeichen verknüpft

Heil hat Spaß, tradierte Symbole mit modernen Zeichen zu verknüpfen, Begegnungen von Altem und Neuem in Szene zu setzen. Gerade die "gigantischen Wände" in Bruder Klaus seien eine tolle Möglichkeit, die kleinen Formate in Filmrahmen zu verbinden. Durch die Lichtverhältnisse und die Wirkung gewinnen die Bilder auch einen dreidimensional Charakter. Das liegt an der Technik, die an die Enkaustik-Malerei angelehnt ist: Er zeichnet die Motive mit Bleistift auf dünnem Papier, bringt Wachs auf und bügelt die Arbeiten, so dass Wachs und Pigmente das Licht reflektieren.

Eine Kunstform, die er nicht extra für die Ausstellung in Bruder Klaus anwendet, die viele bereits vor längerer Zeit entstandene Werke vereint, die in der Kirche aber eine neue Bedeutung bekommen. Axel Heil versteht sie als Angebote zur Auseinandersetzung mit Gewohntem und Fremdem, will gerade in der Karwoche zum Neu- und Überdenken anregen.

Info: Trauermetten

Axel E. Heils Kunstinstallation "Schnittstellen – Interfaces" ist derzeit in der katholischen Kirche St. Bruder Klaus in der Offenburger Straße in Villingen zu sehen. Die Kirche steht tagsüber allen Besuchern offen. Drei Trauermetten in der Karwoche beziehen die Kunstwerke mit ein. Die Andachten sind am Mittwoch, 13. April, ab 18 Uhr, am Karfreitag, 15. April, ab 8 Uhr und am Karsamstag, 16. April, ab 8 Uhr. Die Liturgie gestaltet Diakon Markus Kreutz. Der Organist Matthias Eschbach übernimmt die musikalische Begleitung. Und Axel E. Heil trägt Gedanken zur Installation in der Andacht am Karsamstag vor. Auch Führungen bieten die Initiatoren in Absprache mit Axel E. Heil, axel.E.heil@t-online.de, oder Markus Kreutz, E-Mail markuskreutz@gmx.de an.