Eva Hiebers künstlerisches Oeuvre besteht vorwiegen aus Zeichnungen und Acrylbildern. Foto: Eva Hieber

Die Tübinger Künstlerin Eva Hieber stellt unter dem Motto „Brasilien jenseits der Postkartenidylle“ noch bis 27. Juni im Altensteige Rathaus Acrylbilder und Zeichnungen aus.

Brasilien ist der fünftgrößte Staat der Erde. Es ist das größte und mit mehr als 200 Millionen Einwohnern auch das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Mit dem Land in Südamerika fühlt sich die Tübinger Webdesignerin, Malerin, Mosaikgestalterin, Bühnen- und Kostümbildnerin Eva Hieber sehr verbunden.

 

Unter dem Titel „Brasilien jenseits der Postkartenidylle“ zeigt die Künstlerin vor allem Acryl auf Leinwand gemalte oder gezeichnete Bilder, aber auch Acryl auf Packpapier oder Tempera auf Leinwand. Die Bilder erzählen Geschichten, die über das Touristische weit hinausgehen. Sie sprechen von Auswanderung, Kunst, Natur und ihrer Zerstörung und ihrer Liebe zu diesem Land.

Hieber nimmt die rosarote Brille ab, zeigt die Silhouetten der Großstädte mit ihren riesig hohen monströsen Hochhäusern sowie die Armut in den flachen, sich ausbreitenden Favelas, den Elendsvierteln in und an den Stadträndern und stellt die Frage: Was ist eigentlich lebenswerter?

Piranhas faszinieren die Künstlerin

Auch Piranhas haben es der Künstlerin angetan– inklusive eines getrockneten Exemplars, das neben vielen kleinen Bildern und Piranha-Schwärmen ausgestellt wird.

1978 reiste sie zum ersten Mal nach Brasilien. Ihr Großonkel, ein Ingenieur, wanderte 1951 mit Frau und Kindern nach Porto Alegre aus, da er in Deutschland keine Zukunft sah. „Ich wusste schon als Kind: Da muss ich hin.“ Mit 23, zwischen zwei Studiengängen, war sie das erste Mal drei Monate dort, besuchte aber auch São Paulo, Rio de Janeiro, Salvador da Bahia und andere Städte, erlebte viel und hat das in ihren Werken verarbeitet. In São Paulo lernte sie auch die bekannte Malerin Lise Forell kennen, die in den 1940er-Jahren nach Brasilien emigrierte.

Familienfotos dienen als Vorlage

Fotorealistische Bilder von der Auswanderung sind nach alten Fotos der Familie entstanden. Da sieht man die Familie am Bahnhof in Stuttgart sitzen oder Szenen nach der Ankunft in Porto Alegre.

Die fünf Meter lange, nach unten hin noch unvollendete Acrylzeichnung auf Packpapier, die eine monströs wirkende, senkrechte Großstadtcollage zeigt, macht neugierig. Wer wissen möchte, auf welchem Untergrund der Großstadtmoloch in Zukunft stehen könnte, sollte nicht zögern, die Künstlerin zu fragen.