Helga Bösel plant ihre erste Ausstellung.  Foto: Fuchs

Kunst: Helga Bösel hat ab 22. August ihre erste Ausstellung / Letzte Veranstaltung im Sulzberg-Forum vor der Vereinsauflösung

Sie malt schon ihr ganzes Leben lang. Ihre Liebe gehört der abstrakten Kunst, dem Einfangen von Stimmungen mithilfe von Pinsel und Farbe. Nun präsentiert Helga Bösel ihre erste Ausstellung. Es ist zugleich die letzte Veranstaltung im Sulzberg-Forum vor der Auflösung des Vereins.

Alpirsbach. Etliche Werke finden sich in ihrem Atelier im Erdgeschoss eines alten Bauernhauses in Reutin. Bilder auf Leinwand, Papier, Holz, gemalt mit Acryl- oder auch Aquarellfarbe. Große Bilder, kleine Bilder, Kollagen. Ein paar gegenständliche Bilder hat sie auch schon gemalt, aber viel lieber mag sie es abstrakt. Sie experimentiert gerne. Vor allem mit Farben und Formen, Licht und Schatten. Ihre Bilder sind die pure Stimmung und Emotion. Bedrohliche Gewitterstimmung über Irland, ruhige Abendstimmung über dem Meer oder die lebensfrohe Idylle Mallorcas. Landschaften und Orte sind auch ohne klare Umrisse und Gegenstände erkennbar. Helga Bösel ist – keine Künstlerin. Jedenfalls nicht nach ihrer eigenen Auffassung. Und wieso nicht?

"Weil ich leider nicht verrückt bin", sagt die Besitzerin des Ateliers. "Das ist schade, weil ein Künstler das sein muss." Sie ist ein großer Fan von Picasso. "Seine Bilder und die Ideen, auf die er gekommen ist, sind einfach unglaublich. Ich dagegen habe keine verrückten Ideen." Van Gogh auch nicht, vergleicht sie. Obwohl er ein großer Maler war. "Er war nur aus medizinischer Sicht verrückt. Aber er hat nicht verrückt gemalt." Deswegen ziehe sie Picassos Kunst vor. Das Ungewöhnliche, die fantastischen Ideen, darauf komme es an.

Wenn sie keine Künstlerin ist, was ist sie dann? "Ich bin einfach nur jemand, der malt", erklärt Bösel. Das macht sie schon ihr ganzes Leben lang. "Ich habe als Kind angefangen. Mein Onkel, Helmut Diller, war ein bekannter Tiermaler und -plastiker. Er hat mir immer seine Bronze-Tierfiguren hingestellt, und ich habe sie abgemalt." Dabei habe sie einiges gelernt.

Von den Tierbildern zur abstrakten Malerei war es aber noch ein langer Weg. Immer wieder hat Bösel Kurse belegt und sich weitergebildet. Mit einer Schweizer Malschule aus Bern hat sie viele Kunstreisen unternommen, die in verschiedene Ecken führten, nach Italien, auf die Kanaren, nach Marokko. In Afrika zum Beispiel sei die Gruppe unterwegs gewesen, um Häuser, Menschen und Tiere zu malen und die Stimmung in Bildern festzuhalten.

Beruflich war die sprachlich bewanderte Helga Bösel als Dolmetscherin großer Firmen auf internationalen Messen im In- und Ausland tätig. 1970 heiratete sie und bekam vier Kinder, die sie zu einer kleinen künstlerischen Zwangspause veranlassten. "Aber als die Kinder größer waren, habe ich weiter gemacht mit dem Malen", sagt sie. Ihren Mann zog es 1988 beruflich nach Mallorca, wo sie 20 Jahre lang gelebt haben. Erst 2011 zog das Ehepaar nach Alpirsbach-Reutin. Da engagierte sich Bösel fortan in der Asylarbeit, im Subiaco-Kino und im Vorstand des Sulzberg-Forums.

Sie liebt die Kreativität, die Möglichkeiten und auch das Alleinsein

Für das Sulzberg-Forum, in dem die Kunst einen Zweig ausmachte, hatte sie viele Ideen, doch nur wenige davon ließen sich umsetzen. "Ich wollte einen Malraum mit dem Konzept von Arno Stern", erinnert sie sich. "Der Franzose hat Kinder nach dem Krieg durch eine Maltherapie aus dem Kriegstrauma geholt." Für diese Therapie braucht es einen Raum ohne Fenster sowie Papier, Pinsel und Farbe – und ganz viel Freiraum. "Die Kinder haben dort einfach gemalt, ohne Bewertung oder Kritik", erklärt Bösel. In der Schweiz werde die Therapie von den Krankenkassen unterstützt, in Deutschland jedoch nicht.

Gerne hätte Bösel in Frankreich einen Kurs belegt, um die Maltherapie im Sulzberg-Forum anbieten zu können, aber der Therapieraum hätte 8000 Euro gekostet. "Bei der Einrichtung des Raums gibt es strikte Vorgaben, es braucht zum Beispiel spezielle Wände und Pinsel." Es scheiterte am Finanziellen. Eine andere Idee sei ein normaler, freier Malkurs gewesen, doch da fehlte die Nachfrage.

"Und jetzt male ich eben weiter vor mich hin", sagt sie und lacht. Über das eigene Atelier ist sie froh. Das Erdgeschoss des Bauernhauses benutzten sie und ihr Mann zuvor nur als Abstellkammer. Als sie jedoch eines Tages von einer Malreise zurückkam, kam ihr das Hinterzimmer in ihrem Haus so klein vor. "Jetzt male ich immer noch in der Abstellkammer", habe sie sich geärgert. Und kurzerhand wurde mithilfe ihres Schwiegersohns innerhalb eines Tages ein Raum des Bauernhauses entrümpelt, gestrichen und das Atelier eingerichtet.

Dort ist sie phasenweise jeden Tag, dann auch mal wieder eine Weile lang gar nicht. Langweilig wird ihr Hobby ihr jedoch nie. "Man kann immer Neues ausprobieren", meint sie. "Und ich liebe die Ruhe. Das Alleinsein." Manchmal schätze sie aber auch die Gesellschaft. Bösel traf ihr Leben lang immer wieder auf Menschen, die das Gleiche machen, wie sie. Und mit denen zusammen malt sie. Auf Mallorca, in Irland oder sonst wo. "Immer nur im Kämmerchen alleine vor sich hin malen, ist nicht gut. Es braucht den Austausch." Ihre Enkel dürfen sich inzwischen auch schon künstlerisch in ihrem Atelier austoben. Und Erfahrungen mit Farbe und Pinsel sammeln, wie Bösel einst mit den Skulpturen ihres Onkels.

Noch ein Grund, warum die Alpirsbacherin sich nicht als Künstlerin sieht: "Ich habe noch nie etwas verkauft oder ausgestellt", sagt Bösel.

Dieser Punkt wird sich nun ändern, wenn sie ihre Bilder am Sonntag, 22. August, ab 14.30 Uhr sowie ab 15.30 Uhr präsentiert. Die Ausstellung im Sulzberg-Forum läuft dann bis zum 28. August. 65 Bilder der vom Licht des Südens inspirierten Malerin sind zu sehen. Dabei hat sie sich der verschiedensten Techniken bedient.

Der Besuch der Vernissage am Sonntag, 22. August, ab 14.30 und ab 15.30 ist ohne Voranmeldung möglich. Nur für die anschließende Ausstellung, die bis zum 28. August  im Sulzberg-Forum läuft, ist unter Telefon 07444/950 29 78 oder 0172/ 381 04 67  eine Anmeldung erforderlich.