Die rund 150 Exponate sind Glanzlichter des 2500 Objekte zählenden Tibet-Fundus. Foto: Ines Rudel

Feuervergoldete Bronze-Buddhas, prächtige Rollbilder und dämonische Masken sind Glanzlichter der Ausstellung „Tibet – Kunst vom Dach der Welt“ ab Samstag im Linden-Museum.

Feuervergoldete Bronze-Buddhas, prächtige Rollbilder und dämonische Masken sind Glanzlichter der Ausstellung „Tibet – Kunst vom Dach der Welt“ ab Samstag im Linden-Museum.

Stuttgart - Die Tibet-Schau ist von Samstag, 5. April, an Teil der Süd- und Ostasienteilung des Linden-Museums. Sie zeigt die geheimnisvoll wirkende Welt der tibetanischen Strömung des Buddhismus, der auf Nepal, Bhutan , die Mongolei und einige Regionen Nordindiens und Chinas ausgestrahlt hat. „Vor rund 2500 Jahren zeigte der historische Buddha seinen Schülern einen Weg, um sich vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu befreien. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Buddha vergöttlicht und um viele weitere Gottheiten ergänzt“, sagt Georg Noack, Referent des Linden-Museums. Im 8. Jahrhundert gelangte der indische Buddhismus tantrischer Prägung nach Tibet und behielt dabei Elemente der schamanistischen Bön-Religion.

Die rund 150 Exponate der Ausstellung sind Glanzlichter des 2500 Objekte zählenden Tibet-Fundus. Viele davon wurden einst von Reisenden zusammengetragen. Dazu zählen feuervergoldete Bronzefiguren und eine Gruppe mit Buddha, umringt von seinen 16 Schülern aus bemaltem Pappmaché. Der österreichische Abenteurer Hans Leder hatte sie 1906 für den Grafen Karl von Linden, Mitbegründer des Linden-Museums, in der Mongolei zusammengetragen.

Im Zentrum der Tibet-Schau steht ein Altarraum mit tibetischen Architekturmalereien von Namgyal G. Ronge aus dem Jahre 1986. Die Flucht vor den Chinesen hatte Ronge vom Dach der Welt zum Dach Württembergs, auf die Schwäbische Alb, geführt. Im Zentrum des Altars steht der Adibuddha Vajradhara. Vor ihm ist ein Mandala aufgebaut. Davor stehen Silberschalen für geweihtes Wasser. An den Seiten hängen Heiligenbilder, sogenannte Thangkas.

Die Thangkas gehören zu den Prunkstücken der Sammlung. Sie sind Rollbilder, mit Tempera-Malerei auf Leinwand, Baumwolle oder Seide und werden auf Brokatstoffe montiert und oben und unten durch Holzstäbe versteift. Sie zeigen Buddhas, Götter oder Heilige. Die zentrale Gestalt ist von Figuren und Symbolen umrahmt. Thangkas werden an Innenwänden von Tempeln aufgehängt oder, zusammengerollt, auf Reisen mitgenommen.

Verstorbene werden in Tibet in Einzelteile zerlegt und als Bestandteil des Naturkreislaufs auf Berge gelegt. Gilt der Tote als heilig, verarbeiten Mönche seine Knochen zu Ritualwerkzeugen. Die Ausstellung zeigt eine Trommel aus Hirnschalen und Knochen-Flöten. Diese Instrumente untermalen die Cham-Tänze, welche die Mönche den Laien der Klosterumgebung vorführen. „Die maskierten Mönche verkörpern verschiedene Wesen des buddhistischen Pantheons“, sagt Georg Noack. Eine dieser Maskierungen aus Stiefeln, Gewand aus Seide und Brokat und roter Fratzenmaske zeigt den Hüter der Lehre. Noack: „Diese Dharma-Schützer sind ursprünglich Dämonen, die von buddhistischen Priestern unterworfen wurden und die ihre Kräfte für den Schutz des tibetischen Buddhismus einsetzen.“ Die Exponate werden ergänzt durch eine Diaschau der Cham-Tänze, und eine Medienstation bietet Tonbeispiele.