Der Kunstverein Oberer Neckar zeigt die Werke von der Künstlerhaus-Bewohnerinnen Ulrike Kaltenbach und Silke Panknin. Eine Premiere und ein „Ist-Zustand“ für alle, die die Natur lieben.
Eigentlich ist es logisch. Andreas Futter stellte vor Jahren im Kunstverein Oberer Neckar aus. Jetzt ist er Künstlerhausbewohner in Horb. Jetzt dürfen die Kunstkollegen von nebenan auch in die Räume des Kunstvereins Horb.
Eine Premiere, die gut tut. Normalerweise schließen sich Künstler in einem Kunstverein zusammen, um die eigenen Werke besser zu vermarkten. Und Künstler befreundeter Kunstvereine, um dort ausstellen zu können. Ein sinnvolles Netzwerk.
Doch jetzt dürfen zum ersten Mal die Bewohner des Antonie-Leins-Künstlerhauses rein. Ulrike Kaltenbach: „Das haben wir Katrin Kinsler zu verdanken. Sie ist einfach großartig und hat und hat uns diese Chance gegeben.“ Glaskünstlerin Kaltenbach und die ganz frisch eingezogene Silke Panknin aus Berlin dokumentieren den „Ist-Zustand“ – so der Titel der Ausstellung.
Ist-Zustand. Hört sich schön abstrakt an. Dabei geht es um die Natur. Bei Panknin dystopisch, bei Kaltenbachs Werken geht es um die Schönheit.
Kaltenbach, die im Juni nach Norwegen geht: „Das ist mein Raum, der vom Norden und vom Meer inspiriert ist.“ Zeigt auf drei Steine: „Die habe ich im Stena Fjord gesammelt, innen geschliffen. Mit dem Glas erzeuge ich das Bild, als wenn der Meeresschaum drüber fließt.“ An der Wand Bilder – inspiriert vom Strand in Dänemark. Kaltenbach: „Die Lichtspiele sind so faszinierend.“
Im Raum Richtung Rathaus eine „rote Koralle“ aus Glas. Kaltenbach: „Die habe ich schon in der Glasstadt Lauscha gemacht.“ Das Meer – es zieht sie wieder in den Norden. Kaltenbach: „Nachdem ich aus dem Künstlerhaus ausgezogen bin, werde ich wieder nach Norwegen gehen. Mit meinem Bus.“
Pankin zeigt die Dystopie im Schwarzwald
Die Faszination der Natur. Sie hat es auch der neuen Künstlerhaus-Bewohnerin Silke Panknin angetan. Doch das, was sie im großen Raum zeigt, ist die „Dystopie“. Kahle, schneebedeckte Tannen an den Wänden, schwarze Stöcke an die Wand gelehnt, wild auf dem Boden. Wie ein Chaos nach dem Waldbrand. Dazwischen ein schwarzer Weg – mit Bildern von toten Vögeln und Bäumen. Der Todesweg der menschlichen Zerstörung.
Und der schwarze Ast, der auf dem schwarzen „Weg“ liegt, wirkt wie die böse Schlange aus dem Paradies. Panknin: „Ich beschäftige mich mit Geografie, Geschichte und dem, was mit der Natur passiert. Durch den Klimawandel und den Menschen.“
Schon während ihrer 13 Jahre in Berlin hat sie sich mit diesem Thema beschäftigt. Und jetzt in Horb zeigt sie ihre erste beeindruckende Schwarzwald-Arbeit. Panknin: „Das ist erst der Auftakt. Ich plane schon das nächste Werk – deshalb bin ich auch nach Horb gekommen.“
Und dabei geht es um ein Thema, was noch zu D-Mark Zeiten aktuell war und inzwischen fast in Vergessenheit geraten ist. Panknin: „Auf dem 50 Pfennig-Stück war eine Frau abgebildet, die einen Baum pflanzt. Das waren die ,Trümmerfrauen des Waldes’. Die Franzosen haben nach dem zweiten Weltkrieg große Teile der Fichten des Schwarzwaldes abholzen lassen als Reparationsleistung. Frauen haben dann wieder neue Bäume gepflanzt.“
Nach ihrer eindrucksvollen Premiere in den Kloster-Räumen des Kunstvereins Oberer Neckar kann man sich also schon auf das nächste Werk von Panknin freuen.
Info
Ausstellung
Die Ausstellung „Ist-Zustand“ im Kunstverein Neckar geht vom 17. März bis Sonntag, 27. April. Am Samstag, 29. März, ist von 14 bis 16 Uhr Kinder-Workshop. Künstlerin Silke Panknin ist am Sonntag, 30. März, vor Ort. Ulrike Kaltenbach am Samstag, 19. April.
Vernissage
Die Vernissage ist am Sonntag, 16. März um 15 Uhr. Begrüßung: Katrin Kinsler und die Künstlerinnen. Musik: LaJazza mit Dorothea Tübinger und Joni Tauscher.