"Auf dem Silberbergwerk – bei den Pappeln und Linden" hat Eleonore Kötter dieses Bild von 1984 betitelt. Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Ausstellung "Baum & Blatt" zeigt Werke von Kötter

Die jetzt eröffnete Ausstellung "Baum & Blatt" im Dornstetter Rathaus präsentiert Bilder von Eleonore Kötter. Bisher nicht gezeigte Gegenstände und Werkzeuge der verstorbenen Künstlerin sind parallel im Heimatmuseum zu sehen, ebenso Fotos und Künstlerbriefe.

Dornstetten. Die Dornstetter Künstlerin Eleonore Kötter hat sich ihr ganzes Leben mit der Natur beschäftigt, mit dem Wachsen und Vergehen – und dabei immer sehr genau hingeschaut. Sie hat dafür verschiedene Maltechniken angewendet – vom Aquarell bis zum Linolschnitt, auch um die Besonderheiten von Pflanzen auf unterschiedliche Weise darstellen zu können. Im Rahmen des Kultursommers Nordschwarzwald wurde ihr nun eine Ausstellung gewidmet, die ausschließlich Werke mit den Motiven "Baum & Blatt" zeigt. Zu sehen ist sie werktags im Rathaus, am 5. und 12. August werden ab 18 Uhr Führungen angeboten.

Die langjährige Freundin und Wegbegleiterin Kötters, Marion Dämmig, hat mit Eva Weidt die Ausstellung konzipiert und umgesetzt. Zur Eröffnung begrüßte Bürgermeister Bernhard Haas die beiden Ausstellungsmacherinnen, viele Kunstinteressierte, aber auch die Mitglieder der Projektgruppe Kunst und Kultur mit Vorsitzendem Klaus Dezember. Auch seine beiden Vorstandskollegen in der Kunststiftung Eleonore Kötter, Gottfried Joos und Sascha Falk, hieß Haas willkommen. Nachdem im vergangenen Jahr die beliebte Dezembergalerie mit Werken von "EK" ausfallen musste, sei der Kultursommer "das Signal für den Stiftungsvorstand" gewesen, die Werke Kötters wieder einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sagte Haas. Sein besonderer Dank galt Marion Dämmig und Eva Weidt, die in mühevoller Arbeit die Werke ausgewählt, gerahmt und aufgehängt hatten. Zugleich nutzten die beiden Frauen die Gelegenheit, im Graphischen Kabinett Gegenstände und Werkzeuge aus dem Leben Kötters zu präsentieren, auch Fotos und Künstlerbriefe sind darunter. Sie sind zu den Öffnungszeiten des Heimatmuseums zu besichtigen.

Projektgruppe träumt von Kunst- und Kulturhaus

Ins künstlerische Werk von Eleonore Kötter führte Sascha Falk die geladenen Gäste ein. Die Ausstellung habe zum Ziel, "die außerordentliche künstlerische Qualität und technische Vielfalt in Eleonore Kötters Werk sichtbar zu machen". Dabei sei kunstgeschichtlich betrachtet nur eine Bildgattung vertreten – die Landschaftsmalerei. Und dies mit dem Fokus auf ein Motiv: den Baum und seine Bestandteile in unterschiedlichsten Erscheinungsformen.

Kötter habe ein sensibles Verhältnis zu ihrer Umgebung gehabt. Das habe ihr die Geduld und die Fähigkeit verliehen, die Dinge genau zu betrachten und dabei das Wesentliche zu erfassen. Aber auch intellektuell, durch Lektüre von Poesie und Literatur, habe sie sich mit ihren Beobachtungen auseinandergesetzt. Am Ende dieses Dialogs stand, so Falk, "die ästhetische Interpretation des Gesehenen und Gedachten".

In ihrem letzten Buch "Meine 7 Bäume – der Baum als Metapher des Lebens" habe sich Kötter ausführlich mit dem Hauptmotiv dieser Ausstellung befasst. In der Kulturgeschichte der Menschheit bilde der Baum ein starkes Symbol. Tief in der Erde verwurzelt, wachse der Baum in eine alle anderen Lebewesen überragende Höhe und verbinde so das Irdische mit dem Himmlischen. Schon in der Antike habe der Baum den Menschen als Projektion für ihre Grunderfahrungen gedient – blühend und grün als Bild der Kraft und Zuversicht, kahl und verdorrt als Bild der Niedergeschlagenheit und Klage, führte Falk aus.

Kötter habe verschiedene Techniken genutzt, die auf Papier auch unterschiedliche Temperamente des Kunstschaffens widerspiegeln. Das Aquarell und die Zeichnung erlaube Schnelligkeit und Spontanität. Dagegen sei die Vorbereitung des Linoleum- und Holzschnitts für einen gelungenen Druck von Konzentration und Sorgfalt geprägt. Beides, meinte Falk, habe Kötter meisterlich beherrscht. Für die Künstlerin sei dies "Bewahrungskunst", wie es in einem ihrer Bücher hieß, gewesen – also ein zeitgeschichtliches Dokument. Verbinden wollte sie damit einen Appell an die Menschen – und an nachfolgende Generationen, sich die Vergänglichkeit der Natur bewusst zu machen.

Auch Klaus Dezember freute sich über die rege Beteiligung der Kunstinteressierten an dieser Ausstellung. "Kunst soll nicht im Hinterzimmer verstauben, sonders muss an die Öffentlichkeit", sagte er. Das sei eines der wichtigsten Anliegen der Gruppe Kunst und Kultur. Und auch einen Traum habe die Gruppe noch, "ein visionäres Ziel", wie Dezember es nennt. Sie wünsche sich ein Kunst- und Kulturhaus mit offenem Atelier und Literaturcafé sowie Platz für eine Dauerausstellung mit Werken von Kötter, aber auch für Wechselausstellungen. Noch fehle es an geeigneten Räumen, aber die Hoffnung, diesen Traum realisieren zu können, lebe weiter.

Bevor es in die Ausstellung und ins Graphische Kabinett ging, begeisterte Alex Marchel die Zuhörer mit gefühlvoller Gitarrenmusik.