Der stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins, Martin Moser (von links), Bürgermeister Siegfried Eckert, Vorsitzende Gerlinde Hirschbühl und der wissenschaftliche Leiter des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, Thomas Hafen Foto: Kern/Picasa

Das Kunstmuseum Hasemann-Liebich zeigt bis Anfang Juli die Schau „Curt Liebich – Ein Künstler im Detail“. Die Vernissage fand großes Interesse. Der Künstler schenkte der Gemeinde das außergewöhnliche Kunstwerk vor hundert Jahren.

Liebich wurde im gleichen Jahr zum Ehrenbürger von der Bollenhutgemeinde ernannt.

Gerlinde Hirschbühl, Vorsitzende des Kunstvereins, begrüßte zahlreiche Gäste in den frisch renovierten Räumen des Museums. Trotz der eilends herbei geschafften weiteren Sitzgelegenheiten mussten sich einige der Kunstinteressierten mit einem Stehplatz begnügen. „Mit der Ausstellung wollen wir das Augenmerk auf die vielfältigen Talente von Curt Liebich lenken“, verdeutlichte Hirschbühl die Intention der Schau.

Bürgermeister Siegfried Eckert ging in seinem Grußwort darauf ein, dass das Motiv der trauernden Gutacherin als Kriegerdenkmal seinerzeit nicht nur Gegenliebe stieß. Erwartet worden war damals eher ein Soldat statt einer Frau in Tracht. „Nicht der Heldenepos wird in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Trauer der Hinterbliebenen“, unterstrich Eckert. Schon im ersten Jahr, also 1923, verzeichnete Gutach 20 000 Besucher des Denkmals. Nur knapp sei das Monument dem Schicksal entgangen, im II. Weltkrieg eingeschmolzen zu werden.

Trauer statt Heldentum

Zum Jubiläum hatte Eckert eine besondere Überraschung parat. Mit tatkräftiger Unterstützung des Haslacher Philatelisten Harald Schwuchow wird eine Sonderbriefmarke mit dem Mahnmal in limitierter Auflage herausgegeben.

Die Eröffnungsrede hielt Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof. „Einmal nicht mit dem großen Objektiv draufhalten, sondern mit der Lupe ins Detail gehen“, betitelte Hafen die Ausstellung.

Im Märchenbuch der Brüder Grimm tauche der Lindenwirt von Gutach auf und in einem Bild finde sich ein Bauernmädchen, das das geflügelte Pferd Pegasus aus der griechischen Mythologie füttert. „Das ist Poesie – da müssen wir doch zwei Mal und öfters hinschauen“, lud Thomas Hafen zu einer differenzierten Betrachtung ein.

Zwischen Bullerbü und Rodin

Liebich habe früh zu einer Figuren-, Formen- und Farbsprache gefunden, der er treu blieb. Der Künstler sei als Stilist im märchenhaft realistischen Feld zwischen den Bullerbü-Illustrationen von Ilon Wikland und den genialen Skulpturen von Auguste Rodin. Drei Räume des Museums zeigen Werke des zeichnerischen, malerischen und bildhauerischen Schaffens von Liebich. Ein Bereich ist dem Kriegerdenkmal gewidmet.

Dank der Unterstützung der historischen Abteilung der WMF in Geislingen, wo Liebich acht Monate seiner einjährigen bildhauerischen Arbeit verbrachte, wird der Herstellungsprozess einer solchen Großplastik dokumentiert. Weitere Leihgeber sind unter anderem die Erbengemeinschaft Liebich-Neumeister und das Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind Samstag, Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr, Sonderführungen sind nach telefonischer Vereinbarung möglich.

Die Sonderbriefmarke

 Die Sonderbriefmarke zum hundertjährigen Jubiläum des Kriegerdenkmals ist ab Freitag im Gutacher Bürgerbüro des Rathauses erhältlich. Die Edition ist limitiert.