Auf Spurensuche nach Farben hat sich Andreas von Ow in St. Georgen gemacht – und war überaus erfolgreich. Rund 100 Farben umfasst seine zusammengetragene Palette. In den Räumen von Global Forest ist das Farb-Panoramas St. Georgens ab Sonntag zu sehen.
St. Georgen - Allerlei kann derjenige entdecken, der sich in der und um die Bergstadt für einen Spaziergang aufmacht – davon kann Andreas von Ow ein Lied singen. Denn während seiner Residenzzeit beim Kunstverein Global Forest hat sich der Künstler viele Male aufgemacht, St. Georgen zu erkunden – mit einem ganz besonderen Augenmerk.
Sogar dreckiges Putzwasser findet Verwendung
Denn von Ow ist Spurensucher in Farbbelangen. Statt Farbe aus der Tube oder aus dem Farbkasten zu benutzen, sucht er in seiner Umwelt nach einem möglichen Medium. Pflanzen, Blüten und Beeren kommen etwa in Frage, erklärt von Ow im Gespräch mit unserer Redaktion, aber auch mit Sandstein und Backsteinen hat der Künstler experimentiert. Und sogar mit dem dreckigen Putzwasser vom Boden des Ateliers hat von Ow einen Bogen Büttenpapier eingefärbt.
Das Ergebnis kann bei Global Forest bestaunt werden: Zahlreiche Papierbögen bedecken den Boden des Raums. Sie erstrahlen in einem breiten Farbspektrum von leuchtendem Gelb über strahlende Rot- und Fuchsia-Töne bis zu tiefem Blau und bilden so das St. Georgen der vergangenen Wochen ab. Rund 100 Farben umfasst die Palette, die von Ow während seiner Residenzzeit in der Bergstadt zusammengetragen und geradezu aus seinem Umfeld heraus extrahiert hat.
Manche Materialien ergeben überraschende Farben
Die verwendeten Materialien und Techniken hat der Künstler dabei auf der Rückseite jedes einzelnen Büttenpapiers vermerkt – und bei der Durchsicht bleiben einige Überraschungen nicht aus. Wo Holunderblätter eingesetzt wurden, ist nun ein helles Gelb zu sehen. Grüner Adlerfarn präsentiert sich auf dem Büttenpapier bräunlich-orange. Und Holunderbeeren, die zunächst für eine violett-bläuliche Färbung gesorgt hatten, liefern, nachdem sie einige Zeit eingefroren waren, ein fast schwarzes Ergebnis.
Zu erklären sind diese verblüffenden Ergebnisse mit der Vorgehensweise des Künstlers: In der Natur gefundene Materialien wurden zunächst angesetzt, ausgekocht und zum Malen vorbereitet. Auf mit unterschiedlichen Materialien wie Alaun, Zitronensäure und Soda vorgebeiztem Papier kamen die jeweiligen Farben schließlich Schicht um Schicht zum Vorschein. Manchmal wusste von Ow, was er zu erwarten hatte, ein anderes Mal waren die Ergebnisse eine Überraschung – das gehört zum experimentellen Ansatz des Projekts dazu.
Farbe wird zum Bildgegenstand und zum Handelnden
Doch neben der Suche nach St. Georgens Farben stand im Zuge der Residenz auch der Erfahrungsaustausch und die Interaktion mit Interessierten im Vordergrund. Denn von Ow war auf seinen Farberkundungstouren nicht nur alleine unterwegs. Vielmehr haben etwa 30 Personen seine Einladung angenommen, sich rund um die Bergstadt auf Spurensuche nach Farben zu begeben. Los ging es bei Global Forest – mit unbekanntem Ziel und offenem Ergebnis. Auf einem Büttenpapier konnten die Teilnehmer Pflanzenabriebe sammeln, und beim gemeinsamen Blick in die Landschaft wurde das eigene Farbsehen hinterfragt.
Mit der Zeit und vielen Streifzügen – sowohl in Begleitung als auch alleine – setzte sich aus Ows Wahrnehmungen und den gesammelten Medien eine Art Farb-Panorama St. Georgens zusammen. Es besteht aus mehr oder weniger monochromen Farbmalereien, bei denen die Farbe selbst Subjekt ist, also einerseits Bildgegenstand und andererseits Handelnder. Wie eine Farbe selbst in Aktion treten kann, wird bei der Ausstellung im Kellerraum klar: Mithilfe eines per Beamer an die Wand geworfenen Videos illustriert von Ow hier seinen Arbeitsprozess – und als Betrachter gewinnt man ob der ständigen Farbveränderungen auf dem Büttenpapier tatsächlich den Eindruck einer lebendigen Farbwelt, die zusätzlich in den gesamten Raum ausstrahlt.
Info: Vernissage
Die Ausstellung "Pancolorama (St. Georgen im Schwarzwald)" ist ab diesen Sonntag, 24. Oktober, in den Räumen von Global Forest in der Friedrichstraße 5a zu sehen. Am Sonntag findet ab 11 Uhr die Vernissage statt.