Debora Weisser mit einem ihrer Werke bei den Vorbereitungen in der Galerie K3 – was man hier noch nicht erkennen kann: In anderem Licht verändert das Gemälde sein Aussehen komplett. Foto: Helen Moser

Debora Weisser macht Kunst, die man am besten selbst erlebt – denn je nachdem, in welchem Licht man sie betrachtet, ändert sich ihr Aussehen. Ihren außergewöhnlichen Stil entdeckte Weisser auf bemerkenswerte Weise. Sie machte ihre Not zur Tugend.

Feine pinke, grüne und blaue Linien durchziehen den türkisen Hintergrund. Dann wieder leuchten die Klekse in diesen Farben geradezu auf, so gut heben sie sich vom dunkelblauen Grund ab. Und schließlich strahlen große wolkenähnliche Flächen in sattem Grün auf dunklem Hintergrund. Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass der Flyer, mit dem die Galerie K3 in der Königsfelder Gartenstraße ihre nächste Ausstellung ankündigt, drei Mal ein und dasselbe Bild zeigt.

 

Dass das aber durchaus der Fall ist, können die Besucher der Ausstellung „Licht. Berührung.Wandel“ bald selbst erleben. Denn je nachdem, ob Debora Weissers Werke bei Tageslicht, im Schwarzlicht oder danach bei Dunkelheit betrachtet werden, verändert sich ihr Aussehen. „Es ist am besten, wenn man sie live erlebt“, sagt Weisser deshalb über ihre außergewöhnlichen Werke.

Den Effekt erzielt die Künstlerin, indem sie neben gewöhnlichen Farben auch fluoreszierende Pigmente einarbeitet, die sie, in Epoxid-Harz gelöst, auf die Oberfläche ihrer Gemälde aufbringt. Je nach Licht sind diese Pigmente mehr oder weniger stark zu sehen. Daher entstehen Weissers Neons, wie sie die Gemälde nennt, im ständigen Wechsel unterschiedlicher Lichtverhältnisse. „Da gehört viel Übung dazu“, sagt die Künstlerin im Gespräch.

Schwere Zeit hat auch etwas Gutes

„Alles hat mehrere Seiten“, betont Weisser – diese Botschaft stecke hinter den Neons, welche die verschiedenen Facetten repräsentieren sollen. Denn: „In allem Schlechten, was passiert, steckt irgendwie auch etwas Gutes.“ Ein Motto, das auch zur Entstehungsgeschichte von Weissers außergewöhnlichen Werken passt.

Denn die Idee der Neons entstand in einer für die Künstlerin schlimmen Zeit: Nach einer Augen-Operation im Jahr 2022 litt Weisser an Ghosting. Betroffene sehen hierbei neben dem regulären Bild leicht versetzt dazu ein zweites, unscharfes Bild. Auch mit der Wahrnehmung von Farben habe sie große Probleme gehabt, erinnert sich Weisser. „Besonders schlimm war es beim Autofahren nachts“, blickt die Künstlerin zurück.

Aber nicht nur in ihrem Privatleben waren die Folgen der Operation ein Problem – als Künstlerin trafen die visuellen Probleme Weisser gleich doppelt: „Es war schrecklich“, sagt sie – auch, weil sich ihre persönliche Wahrnehmung ihrer Werke innerhalb kürzester Zeit ändern konnte. „Dann sah plötzlich alles ganz anders aus“, erinnert sich Weisser.

Doch die Künstlerin machte ihre Not zur Tugend: Weisser, die bislang vor allem mit gedeckten Farben gearbeitet hatte, griff plötzlich zu neonfarbenen Kreiden. „Ich wollte mit meiner Kunst zeigen, was ich sehe“, meint sie. Der Grundstein für die Neons war gelegt.

Neons sind längst nicht einzige Stilrichtung

„Auch wenn es eine schwierige Zeit war, will ich sie doch nicht missen“, sagt Weisser rückblickend. Nach einem zweiten Eingriff hat die Künstlerin mittlerweile keine Probleme mehr mit dem Sehen. Die Neons aber gehören weiterhin zu den Kunstwerken, die Weisser unter dem Schirm ihres Labels SUI anbietet. Und da gibt es noch eine Menge mehr – beispielsweise die SUI Expansions, also Kunstwerke, die sich über die Leinwand hinaus in den Raum fortsetzen, oder auch die SUI Wearables, also tragbare Kunst in Form von Kleidung. Zudem gibt Weisser Workshops und nutzt ihre künstlerische Tätigkeit für soziale Projekte.

Immer neue Ideen

„Ich wollte mich einfach nicht einschränken“, sagt die Künstlerin im Gespräch über die Gründung ihres Labels. Denn – das wird schnell deutlich: Weisser hat immer neue Ideen, geht künstlerisch in viele Richtungen. Aus Epoxid-Harz, das beim Anfertigen ihrer Neons übrig war, fertigte sie beispielsweise Lampen. „Es hört einfach nie auf bei mir“, sagt die Künstlerin, der die Freude an ihrer Tätigkeit deutlich anzumerken ist.

Sie will Kunst in alle Lebensbereiche bringen

Diese Freude möchte Weisser, die selbst Autodidaktin ist, auch weitervermitteln. Berührungsängste zur Kunst abzubauen, sei ihr ein großes Anliegen, sagt sie gegenüber unserer Redaktion: „Kunst in alle Lebensbereiche bringen – das ist eigentlich meine Mission.“