Der 4:2-Sieg im Verbandsliga-Topspiel war ein verdienter: Der FCH kassiert die zweite Pleite in Folge. Wir zeigen auf, in welchen Bereichen die Hausherren stärker waren.
Sie hüpften, tanzten, sangen und genossen einfach den Moment: Nach Abpfiff hallten lautstarke „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Gesänge aus dem Kreis der Young Boys Reutlingen über den Platz. Beachtliche 850 Zuschauer hatten ein packendes Spitzenspiel mit einem verdienten Sieger gesehen.
Dies erkannte auch FCH-Goalgetter Janik Michel: „Von den Spielanteilen, vom Ballbesitz und der Chancenmenge waren sie besser. Es war am Ende verdient.“ Ungefragt kam er auch auf die Reutlinger Feierlichkeiten zu sprechen: „Wie die hier jubeln, das ist dann auch Ansporn, sie in der Rückrunde wieder zu sehen. Noch sind es 22 Spieltage in dieser Saison.“
Grimminger lobt Michel
Er hatte mit seinen Saisontoren 13 und 14 zwei Mal für den Ausgleich gesorgt. Heimtrainer Volker Grimminger lobte: „Janik Michel ist der beste Amateurstürmer Deutschlands, ein Phänomen.“ Von seiner eigenen Mannschaft zeigte er sich verständlicherweise sehr angetan. Wir zeigen Gründe auf, wie sie dem FC Holzhausen den Zahn ziehen konnten.
Brandgefährliches Sturmduo: Die Young Boys agierten mit Ante Galic und Adil Iggoute in vorderster Front. Beide waren ständige Unruheherde und wurden von ihren Mitspielern permanent gesucht – auch das Zusammenspiel der Angreifer klappte gut. Galic staubte zudem noch zwei Mal erfolgreich ab. Als Iggoute nach 67 Minuten ausgewechselt werden sollte, verließt er ungern das Spielfeld, selbst zwei Mitspieler versuchten den Wechsel „zu verhindern“.
Grimminger meinte später: „Er hatte zwei Krämpfe. Adil ist ein Tier, deswegen habe ich noch kurz überlegt. Bis Mittwoch war er in den USA, normal ist er kein Kandidat für Krämpfe.“
Reutlingen dominiert das Zentrum
Überzahl im Mittelfeld: 3-5-2 gegen 4-4-2, nominell hatten die Hausherren einen Mann mehr im zentralen Mittelfeld. Da das YB-Trio um Doppeltorschütze Christos Chatzimalousis zudem viel rotierte, war es für Niklas Schäuffele und Simon Bok (später Nils Schuon) schwierig Zugriff zu gewinnen. Die Reutlinger dominierten das Zentrum und folglich auch das Spiel.
Griffiges Pressing: Fast 90 Minuten attackierten die Hausherren den FCH-Spielaufbau in vorderster Front, Keeper Julian Hauser blieb oft nur der lange Ball. Daniel Seemann erkannte: „Das ist schon stark wie die Young Boys spielen, da steckt sehr viel Energie drin.“ Michel gab zu: „Es war brutal schwierig, wir hatten keine Zeit am Ball. Das war gegen den Ball schon stark von ihnen.“
„Eine Wucht“
Zweikämpfe pro Reutlingen: In der eigenen Box verteidigte Holzhausen den Großteil der unzähligen Flanken und Hereingaben recht stark. Speziell Julio Gourgel und der bei Standards defensiv aushelfende Tim Steinhilber köpften viele Bälle aus der Gefahrenzone. Zwischen den Strafräumen gewann der Tabellenführer jedoch gefühlte 80 Prozent der Zweikämpfe, war die deutlich präsentere Mannschaft: „Wir haben Bälle nicht gut gehalten. Es hat sich jeder bemüht, aber die Young Boys waren eine Wucht“, so Seemann.
Ungenauigkeiten im Umschaltspiel: Mancher Zuschauer wirkte etwas überrascht, ob der defensiven Herangehensweise des FCH. Oftmals befanden sich alle Feldspieler in der eigenen Hälfte. Dies, das bestätigte erst Michel und dann auch Seemann auf der Pressekonferenz, war bewusst gewählt. Man wollte über Umschaltmomente zum Erfolg kommen, was in der 2. Halbzeit auch öfters zum Tragen kam.
Zu ungenau
Seemann bemängelte jedoch: „Wir wollten etwas tiefer stehen. Leider haben wir einige Situationen nicht sauber ausgespielt.“ Michel meinte selbstkritisch: „Beim Stand von 2:2 hatten wir zwei vielversprechende Momente, da muss ich auch einmal sauberer spielen. Das war der Plan und so hätte das Spiel in unsere Richtung gehen können.“
Durch das 2:4 hat der FCH nun aber acht Punkte Rückstand auf Platz eins – allerdings auch noch ein Spiel in der Hinterhand.