Heiko Maas hat am Ende seiner Reise in die Nachbarschaft Afghanistans einen ersten Verhandlungserfolg mit den Taliban verkünden können. Foto: AFP/Karim Jaafar

Die erste nachträgliche Ausreise afghanischer Ortskräfte zeigt, dass die Taliban durchaus verhandeln wollen. Das könnte den entstandenen Schaden ein Stück weit begrenzen, meint unser Berliner Korrespondent Christopher Ziedler.

Berlin - Nein, ein Happy End ist das noch lange nicht. Auch wenn die Taliban erstmals nach dem vollständigen Abzug westlicher Truppen frühere deutsche Ortskräfte auf dem Landweg ausreisen ließen, bleibt es bei der politischen Schmach, viele Menschen und eine Gesellschaft zurückgelassen zu haben, deren Schicksal nun wieder in den Händen eines islamistischen Regimes liegt. Der durchgelassene Buskonvoi mit Mitarbeitern deutscher Stiftungen oder der mögliche Weiterbetrieb des Kabuler Flughafens durch die Türkei sind dennoch Hoffnungsschimmer – es zeigt, dass ein Teil der Taliban nicht ausschließlich ideologisch handelt, sondern Interessen verfolgt.

Es geht um Anerkennung und Geld – ohne Entwicklungshilfe ist Afghanistan kaum lebensfähig. Das gilt auch, wenn alle gebildeten Schichten panikartig das Weite suchen wollen. Das sind die Hebel, die die internationale Diplomatie betätigen kann, um weitere Ausreisen und Schutzgarantien vor Ort zu erwirken. Könnte Außenminister Heiko Maas (SPD) mehr solcher Verhandlungserfolge erzielen, würde der Schaden, den auch er vor der Machtübernahme der Taliban angerichtet hat, ein Stück weit begrenzt.