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Elf Fußballspieler mit Migrationshintergrund: Das DFB-Team ist eine bunte Multikulti-Truppe.

Pretoria - Die ganze Welt staunt über den neuen Fußball des deutschen Teams. Und (fast) die ganze Welt darf sich deswegen selbst auf die Schulter klopfen. Denn das DFB-Team 2010 ist geprägt von internationalen Einflüssen. Elf deutsche Spieler haben ausländische Wurzeln.

Sami Khedira schaut kurz hoch, sucht eine Anspielstation, findet Mesut Özil. Von dort wandert der Ball links raus auf Lukas Podolski, die Flanke lässt Miroslav Klose durch auf Cacau, der unbedrängt verwandelt - Tor für Deutschland. Na und, mag der eine oder andere einwenden, ist doch normal. Schon - und doch nicht. Denn die fünf Profis haben alle etwas gemeinsam: Alle fünf spielen für Deutschland, und alle fünf haben ausländische Wurzeln.

Seit 2007 lobt der DFB einen Integrationspreis aus

Elf der 23 Profis im WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw haben einen sogenannten Migrationshintergrund - und damit so viele wie noch nie. Früher hießen die Stars im DFB-Team Walter, Seeler, Müller, Maier, Beckenbauer und Netzer. Heute spielen dort Söhne von Aussiedlern (Klose, Podolski, Piotr Trochowski), aus Einwandererfamilien (Özil, Serdar Tasci), aus Ehen mit nur einem deutschen Elternteil (Mario Gomez, Khedira, Dennis Aogo, Jerome Boateng), von Kriegsflüchtlingen (Marko Marin) - oder ein auf eigenen Wunsch Eingebürgerter (Cacau). Elf Profis aus acht Ländern: Sie haben Wurzeln in Nigeria (Aogo), Tunesien (Khedira) oder Ghana (Boateng), sind in Polen (Klose, Podolski, Trochowski), Bosnien (Marin) oder Brasilien (Cacau) geboren oder hätten auch für die Türkei (Özil, Tasci) oder Spanien (Gomez) auflaufen dürfen.

Schwarz-rot-bunt - die Internationalmannschaft.

"Es ist unheimlich erfreulich, wie Özil, Tasci oder Cacau integriert sind und wie stark sie sich mit Deutschland identifizieren", sagt Bundestrainer Joachim Löw. Ganz nebenbei profitiert die Mannschaft von den technischen Elementen aus der ganzen Welt. "Der spielerische Einfluss ist zu spüren. Sie lieben es, guten Fußball zu spielen, sie wollen kombinieren und haben Spielfreude", sagt Löw. 

Seit 2007 lobt der DFB einen Integrationspreis unter dem Motto "Fußball: viele Kulturen - eine Leidenschaft" aus. "Es gibt keinen besseren Integrationsmotor als den Fußball", befindet Maria Böhmer, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Wenn sie mit deutschen Unternehmern spreche, höre sie häufig, "dass diese Vielfalt mehr Kreativität und Innovation bedeutet". Ideal vereint sieht sie das in der Nationalelf: "Sie ist ein Ausdruck unseres Zusammenlebens und Zusammengehörigkeitsgefühls."

Welche Debatte Franz Beckenbauer angestoßen hat, lesen Sie in unserer Printausgabe vom 17. Juni.